Hamburg-Harburg/Lüneburg. Neue Forschungserkenntnisse zur Unfallvermeidung bei älteren Berufskraftfahrern sind auf der Veranstaltung "50plus und unfallfrei – Zukunft der Qualifizierung von Kraftfahrern" am Donnerstag in der Leuphana Universität Lüneburg präsentiert worden. Im Rahmen der Veranstaltung, die gemeinsam von Süderelbe/Logistik-Initiative Hamburg und der Leuphana Universität Lüneburg ausgerichtet wurde, fand auch eine Podiumsdiskussion mit dem Ausgangspunkt "das erhöhte Unfallrisiko älterer Fahrer" statt.
Deutlich mehr als ein Drittel der Berufskraftfahrer ist heute über 50 Jahre alt. Umso wichtiger wird die Bindung älterer Mitarbeiter. Die Podiumsdiskussion stellte sich den Fragen: Welche Maßnahmen sind effektiv und notwendig, um Unfälle bei (älteren) Kraftfahrern zu verringern? Wie verändern sich die Anforderungen an die Fahrer – aus Kundensicht und im Straßenverkehr? Wie schaffen es gerade kleinere Unternehmen, ältere Mitarbeiter gezielt zu fördern und zu führen?
Passgenaue Fahrverhaltenstrainings können altersbedingte Unfälle vermeiden, sagte Professor Rainer Höger vom Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie der Leuphana Universität. Er und sein Team präsentierten dem Fachpublikum erste Pläne für den Aufbau des Fahrsimulationszentrums, das diese Aufgabe übernehmen könnte.
Die Leuphana Universität Lüneburg nimmt sich im Rahmen des EU-geförderten Großprojekts Innovations-Inkubator verstärkt der Herausforderung alternder Belegschaften an. Mit dem Aufbau eines Fahrsimulationszentrums sollen Maßnahmen entwickelt werden, wahrnehmungsbedingte Unfälle älterer Kraftfahrer zu verhindern. Im Innovations- und Transferverbund Performance Management im Mittelstand können gemeinsam mit Experten zukunftsfähige Personalkonzepte entwickelt werden.
Untersuchungen zeigen, dass etwa 90 Prozent der Verkehrsunfälle auf menschliche Fehler zurückzuführen sind. Sicherheitsschulungen können helfen, viele Schäden zu vermeiden. Das Simulator-Projekt der Leuphana Universität Lüneburg verfolgt den gleichen Gedanken und arbeitet dazu eng mit regionalen Unternehmen zusammen. „Wir führen Interviews mit den Fahrern und ermitteln kognitiv-psychologische Risikofaktoren im Bereich Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Daraus entwickeln wir ein gezieltes Training am Simulator", beschreibt Professor Höger die Vorgehensweise. Die Fahrer bekommen anschließend die Möglichkeit, das Training zu testen und auszuwerten.
Für Hubertus Kobernuss, Inhaber der J. Kobernuss Spedition aus Uelzen, hat die Weiterbildung der Fahrer hohe Priorität „Wir müssen aber auch die Stressfaktoren für die Fahrer reduzieren", sagte Kobernuss, „etwa durch eine Verringerung von Wartezeiten und Druck an der Rampe". Der immense Fahrermangel erhöhe den Druck, ältere Fahrer gezielt zu unterstützen. „In den kommenden 15 Jahren gehen bundesweit 200.000 Fahrer in den Ruhestand", mahnte auch Oliver Brandt, Projektmanager Logistik bei Süderelbe. (jko)
Deutscher Michel