„Es geht um mehr als nur einzelne grüne Projekte – es geht um eine nachhaltige Transformation der gesamten Branche“, beschreibt der Hafenbetreiber Bremenports das Thema des Kongresses Envoconnect in Bremen. Bis Donnerstag, 4. September, treffen sich dort Akteure aus den Bereichen Hafen, Logistik und Schifffahrt. ein großes Thema dabei: die Nachhaltigkeit der deutschen Seehäfen. „Die deutschen Seehäfen sind zentrale Drehscheiben für die zu bewältigende Energiewende“, so Florian Keisinger vom Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe. Der Einfluss der Seehäfen auf die Umwelt sei abhängig vom jeweiligen Standort und den wirtschaftlichen Aktivitäten inner- und außerhalb der Häfen.
Häfen setzen auf moderne Technologien
Der Anteil der Hafenbetriebe an den Schadstoffemissionen in Häfen spiele „generell eine vergleichsweise untergeordnete Rolle“, sagte Keisinger. Der Betrieb von Hafenanlagen mache höchstens 15 Prozent der Schadstoffemissionen in den Seehäfen aus, die Schifffahrt hingegen mindestens 70 Prozent. Die Häfen wollen mit moderner Technologie den Ausstoß von Schadstoffen weiter reduzieren, Flächen und Energie effizienter nutzen und den Lärmschutz verbessern. Dabei spielt auch eine Rolle, dass nach Plänen des Bundes die Häfen in den nächsten Jahren zu sogenannten „Energie-Drehkreuzen“ umgebaut werden sollen – etwa als Umschlagplatz für Wasserstoff oder für Kraftstoffe wie E-Fuels.
Nachhaltigkeit in der Logistik
Vergleichsweise viele Emissionen entstehen während des Gütertransports, der weiter wächst. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes emittierte der Güterverkehr 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2019. Das entsprach mehr als sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen. Die insgesamt meisten Emissionen in Deutschland verursachen dabei Lkw. Die Binnenschifffahrt und der Bahnverkehr sind dagegen vergleichsweise wenig klimaschädlich. Die großen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven verweisen deshalb auch immer wieder auf ihre umfassenden Schienennetze, über die Waren ankommen und weitertransportiert werden.
Verlagerung von Gütern auf die Schiene
Um die Logistik nachhaltiger zu gestalten, gibt es mehrere Vorschläge: Eine ist die Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene. Lastwagen sollen zunehmend elektrisch fahren, wozu in Hamburg und andernorts daran gearbeitet wird, die Ladeinfrastruktur auszubauen. Im Vergleich zu anderen Transportmitteln stoßen Schiffe pro Tonne und Kilometer weniger klimaschädliche Treibhausgase aus, trotz Schweröl. Laut der Internationalen Energieagentur machte der Schiffsverkehr 2022 weltweit etwa zwei Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen aus. Aber: Da der Großteil des internationalen Warenverkehrs per Schiff transportiert wird, ist der Schiffsverkehr für eine große Menge klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich.
Alternative Kraftstoffe für die Schifffahrt
Die Zahl der Schiffe, die mit fossilem Flüssigerdgas (LNG) angetrieben werden, wächst. Klimaneutral ist das in der Regel aber auch nicht. Die internationale Schifffahrtsorganisation IMO, eine Unterorganisation der UN, hat das Ziel, dass die internationale Seeschifffahrt ungefähr bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. Die Treibhausgasintensität von Schiffskraftstoffen soll schrittweise reduziert werden. Alternative Technologien und umweltfreundlichere Kraftstoffe sind dazu nötig. Auch der Reederverband ICS strebt – in Anlehnung an EU-Vorgaben – Klimaneutralität in der Schifffahrt bis 2050 an. Einzelne Reedereien wollen dieses Ziel sogar früher erreichen.