Schöner liefern

Die Messlatte für die Entwickler von Volkswagen Nutzfahrzeuge liegt hoch und die Rahmenbedingungen sind eng begrenzt. Das Entwicklungsprinzip "größer, höher, weiter" kann nicht befolgt werden, weil der klassische Stadtlieferwagen seinem ebenfalls neu aufgelegten großen Bruder T6 in die Quere kommen würde. Also lautete die Aufgabenstellung, mit der neuen Generation in den bekannten Dimensionen zu bleiben. Die Motorisierungen und die Sicherheitssysteme boten jedoch genügend Aufgaben für die Ingenieure. Und weil Volkswagen Nutzfahrzeuge fast jeden zweiten Caddy in private Haushalte verkauft, durfte er außen wie innen etwas schöner werden. Kanten bringen klarere Linien Optisch erkennt man den neuen Caddy an schärferen Kanten und Sicken, wobei Volkswagen seiner Linie treu geblieben ist, beim äußeren Eindruck keine Experimente einzugehen. Angesichts der bisher verkauften 1,5 Millionen Caddys besteht dazu auch kein Anlass. Dennoch gingen die Entwickler durchaus ins Detail und haben sowohl vorne als auch hinten ein neues Lichtdesign entworfen. Innen begrüßt eine neue Instrumententafel den Fahrer, die in ihrer Gestaltung der gradlinigen Formensprache des Außendesigns folgt. Nutzfahrzeug- und Pkw-Version unterscheiden sich durch die Art der Ablagen. Die gewerblichen Nutzer finden mehr offene Ablagen bis hin zur Galerie unter dem Dach, in der sich auch große Aktenordner unterbringen lassen. Die zentrale Ablage und das Handschuhfach der Pkw-Derivate sind dagegen abschließbar. Ein TDI mit vier Leistungsvarianten Die vier Dieselmotorisierungen des Caddy haben eine Gemeinsamkeit: Sie bauen alle auf einem 2,0-Liter-TDI auf. Die vier Varianten decken eine Bandbreite von 55 kW/75 PS bis hin zu 110 kW/150 PS Leistung ab. Der gängigste Motor wird der 75 kW/102 PS starke TDI sein. Den Durchschnittsverbrauch von 4,2 Litern Diesel auf 100 Kilometer konnte der BlueMotion TDI als Kombi bei der Fahrvorstellung nicht erreichen, aber bei vernünftiger Fahrt über Landstraßen und durch Dörfer errechnete der Bordcomputer schon einen Wert unter fünf Litern. Der leistungsreduzierte Kastenwagen BlueMotion bleibt nach Angaben des Herstellers sogar unter vier Litern auf 100 Kilometer. Wer einen Caddy mit einem 90 kW/122 PS starken TDI fahren will, muss die Allradversion 4Motion bestellen. Die Top-Motorisierung bildet die 110 kW/150 PS starke Motorvariante. Alle vier Aggregate erfüllen die Abgasnorm Euro 6. Damit die Abgase möglichst wenig Stickoxide abgeben, muss eine Harnstofflösung mitwirken. Den Zusatztank fürs AdBlue hat VW gut zugänglich rechts neben dem Kühler platziert. Den kurzen Kastenwagen verkauft VW Nutzfahrzeuge bis nächstes Jahr auch noch mit dem Euro-5-TDI-Motor mit 1,6 Litern Hubraum und 55 kW/75 PS Leistung. Als alternativen Antrieb hat Volkswagen eine Erdgas-Variante für den Caddy im Angebot. Der 1.4 TGI bringt 81 kW/110 PS Leistung mit, zeigt sich aber dank Turbolader etwas spritziger als sein Vorgänger, der Caddy Eco Fuel. Auf die Frage nach einem Elektroantrieb für den Caddy antwortet VW zurückhaltend. Das ist etwas verwunderlich, käme doch die Reichweite von Elektroautos dem Fahrprofil vieler Stadtlieferwagen durchaus entgegen. Als Brückentechnologie hin zum E-Caddy wird VW wohl eher einen Hybriden bringen. Die Überschrift "Schöner liefern" bezieht sich nicht nur auf die Optik. Die Lieferfahrer profitieren von der verbesserten Dämmung der TDI. Das Motorgeräusch dringt kaum in den Innenraum, bei schnellen Fahrten macht sich eher die große Stirnfläche durch aufkommende Windgeräusche bemerkbar. Die Leistungsvariante mit 75 kW/102 PS reicht für einen Stadtlieferwagen völlig aus. Beim BlueMotion Kastenwagen überträgt ein gut gestuftes manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe die Kraft auf die Räder, für den Kastenwagen Trendline und die Maxi Kastenwagen und Maxi Kastenwagen Trendline bietet VW wahlweise ein Sechsgang-DSG an. Allrad-Version ab Markteinführung Das Doppelkupplungsgetriebe kommt auch beim 103 kW/140 PS starken Caddy 4Motion zum Einsatz. Diese Kombination vermittelte bei der Präsentation auf einer kurzen Schotterstrecke einen stimmigen Eindruck und macht für Fahrzeuge, die häufig Baustellen anfahren, durchaus Sinn. Die Top-Motorisierung mit 110 kW/150 PS ist eigentlich nur dann gefragt, wenn oft lange Autobahnstrecken zu bewältigen sind. Ein praktisches Detail ist das neuerdings erhältliche verblechte Heckfenster. Viele Kunden haben nach dieser Lösung gefragt, die auf der Baustelle oder der Straße neugierige Blicke auf teures Werkzeug oder hochwertige Fracht verhindert. Neu sind viele Sicherheits-Features. So stehen unter anderem der Berganfahrassistent und die Multikollisionsbremse auf der Liste der Serienausstattung.