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Schiffshebewerk Scharnebeck: Immer ein Hauch von "Monopoly"

25.08.2011 15:52 Uhr
Schiffshebewerk Scharnebeck: Immer ein Hauch von "Monopoly"
Vor dem Schiffshebewerk Scharnebeck warten zahlreiche Schiffe im Stau
© Foto: Arndt

Grundsanierung des 37 Jahre alten Bauwerkes zerrt an den Nerven der Binnenschiffer / Nur ein Trog steht zur Verfügung, und auch der ist altersschwach

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Von Eckhard-Herbert Arndt

Hamburg/Scharnebeck. Nach fünf Tagen konnte er endlich wieder loslegen. Manfred Maiwald, Eigentümer des Binnentankschiffes „Nautic", steuerte seinen 1300 Tonnen großen Frachter um kurz nach halb acht am Mittwochabend aus dem „Westtrog" des Schiffshebewerks in Scharnebeck, Kurs Hafen Hamburg. Während Maiwald Glück hatte, den Zwangsaufenthalt an dem 37 Jahre alten Großbauwerk zu beenden, sind rund 50 weitere Schiffe vor und hinter dem Schiffshebewerk weiter zum Warten verdammt. Die Faustformel ist hart: Ein Schiff gleich eine Stunde Wartezeit.

Techniker wurden aus dem Wochenende geholt

Die aktuelle Ursache für den großen Schiffsstau - bis zum 24. August waren es weit über 80 Fahrzeuge um die Mittagszeit - war ein technischer Defekt am Westtrog. Gemeinsam mit dem „Osttrog" (auf der Ostseite des Bauwerks, d.Red.) läuft über diese beiden „Badewannen" (Gesamtgewicht pro Trog: rund 6000 Tonnen) der gesamte Schiffsverkehr in der Berg- und Talfahrt. Die technische Havarie ereignete sich ausgerechnet an einem Freitag.

Für Martin Köther, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Uelzen, der denkbar ungünstigste Tag. „Wir mussten unsere Techniker kurzfristig aus dem Wochenende zurückholen, um den Schaden so schnell wie möglich zu beheben. Weil das aber allein nicht ausreichte, beauftragten wir auch noch externe Spezialisten damit", ergänzt Köther. Er und seine Mitarbeiter stehen seit der Ende 2009 angelaufenen Grundinstandsetzung immer wieder in der Kritik seitens der Partikuliere. Und das ärgert und nervt Köther zusehends, fühlt er sich doch zu Unrecht angegriffen.

Sanierungsmaßnahmen kosten rund 40 Millionen Euro

Einer, der mit seiner Kritik am Schiffshebewerk Scharnebeck schon seit vielen Jahren nicht zurückhält, ist Manfred Maiwald, ein Binnenschiffer vom Scheitel bis zur Sohle. Auch seine beiden Söhne sind mit eigenen Schiffen im Markt tätig. Der 74-Jährige ist zudem seit Jahrzehnten im Vorstand des Bundesverband der Selbständigen, Abteilung Binnenschifffahrt (BDS) in Bonn. Als Anfang der 90er Jahre das deutsche Festfrachten-Tarifsystem in der Binnenschifffahrt aufgrund des EU-Binnenmarktes vor der Abschaffung stand, gehörte Maiwald zu den Organisatoren einer großen „Elbe-Blockade" in Hamburg, um so auf die dramatischen Folgen für die deutsche Binnenschifffahrt hinzuweisen. Die medienwirksame Aktion damals konnte das Blatt nicht mehr wenden. Festfrachten gibt es seit 20 Jahren nicht mehr in Deutschland.

Natürlich hat Maiwald Verständnis für die Grundinstandsetzung des Schiffshebewerkes, das seinerzeit übrigens das größte seiner Art weltweit war. Was ihn jedoch aufregt, ist dass diese Sanierung nicht schon wesentlich früher erfolgte. In der aktuellen BDS-Mitgliedszeitschrift holte Maiwald tüchtig in Richtung Bundesverkehrsministerium aus und bezog damit auch indirekt das WSA in Uelzen mit ein. Das Schiffshebewerk in Scharnebeck ist für ihn ein Musterbeispiel dafür, „was passiert, wenn man bis auf den letzten Drücker mit Instandsetzungsmaßnahmen wartet". Denn wenn die sehr aufwändige Reparatur auf Osttrog abgeschlossen ist, geht es mit dem Westtrog im Frühjahr 2012 gleich weiter. Geplante Abschluss dieser Arbeiten: Ende 2013. „Wir werden bis dahin rund 40 Millionen Euro in die Erneuerung gesteckt haben", führt WSA-Leiter Köther aus.

Er vermisst in der Kritik aus Kreisen der Binnenschiffer mehr Sachlichkeit und Fairness. Köther weiter: „Wir haben in unserem Hause zügig gearbeitet. Dass wir mit der Sanierung bis auf den „letzten Drücker" gewartet haben sollen, ist falsch." Wobei das WSA auf der Hierarchieleiter zu den untersten Sprossen gehört. Die Mittelbereitstellung und – freigabe liegt beim Bund. Köther findet es auch unfair, vernehmen zu müssen, dass es der Wasserstraßenverwaltung eigentlich egal sein soll, ob die Schiffe festliegen und wie lange sie vor dem gewaltigen Hebetrog festliegen müssen. „Natürlich ist das für die Binnenschiffer ein Schlag ins Kontor, wenn sie tagelang nicht weiterfahren können. Und das lässt uns als Verwaltung nicht kalt."

Weiter auf der nächsten Seite: "Und wann kommt der Ersatzbau?"

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KOMMENTARE


Politiker

26.08.2011 - 10:48 Uhr

Wie kann dies sein, da Experten doch laufend auf den Unterhalt und Wartung in Lehrgängen hinweisen. Trifft dies nur für die freie Wirtschaft und darf der Staat mit Hilfe aller Experten alles vorsätzlich verkommen und ruinieren? Strafrecht endlich für diese Experten!


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