Schärfer geschliffener Diamant

Einst war der Mitsubishi L 200 der bestverkaufte Pick-up in Deutschland, doch die Konkurrenz legte in den letzten zehn Jahren massiv nach und nahm dem L 200 einige Kunden ab. Ab August 2015 greift Mitsubishi mit dem neuen L 200 als Doppelkabiner und verlängerter Clubcab wieder an. Letzterer bietet jetzt auch die gegenläufig öffnenden Fondtüren, die zwei Ablageplätze oder Notsitze freigeben und er sieht maskuliner aus als der rundliche Vorgänger. Rahmen und Karosserie: Fühlbar steifer Der Optik trägt die Rahmen-Karosseriestruktur mit einem höheren Anteil aus hochfesten Stählen und einem verstärkten Fahrgestellrahmen Rechnung. Tatsächlich fährt sich der Neue steifer und lässt sich selbst bei üblen Bodenwellen kein Knistern entlocken. Außerdem soll das die Dauerhaltbarkeit, die passive Sicherheit und Geräuschentwicklung verbessern. Und weil wir gerade beim Thema "Stahl" sind: Der Anteil korrosionsbeständiger Stähle bei Fahrgastzelle und Ladepritsche beträgt bei der Doppelkabine jetzt 62 statt 50 Prozent. Darum bietet Mitsubishi jetzt lange 12 Jahre Garantie gegen Durchrostung an. Kurze Akustikprobe: Ja, der Neue läuft hörbar leiser als der Vorgänger, was auch daran liegt, dass die Dämmung verbessert wurde. Weniger ins Gewicht fällt das verbesserte Platzangebot innen bei praktisch gleichen Außenabmessungen: Groß gewachsene Mitarbeiter sitzen im Fond jetzt etwas besser. Auf der anderen Seite versuchte Mitsubishi, die Gewichte zu reduzieren: Je nach Ausführung soll der Neue um 40 bis 50 Kilogramm unter dem Vorgänger liegen. Der Doppelkabiner 2.4 DI-D+ MIVEC 4WD mit manuellem Schaltgetriebe startet offiziell bei 1875 Kilo. Geringfügig gewachsen sind die Ladeflächenmaße: Deren Länge beträgt 1,52 Meter bei der Doppelkabine und 1,85 Meter bei der Clubcab. Beide fassen eine Europalette quer. Die Bordwandhöhe beträgt jetzt 47,5 Zentimeter und die Zuladung reicht offiziell von 935 bis 960 Kilo. Außerdem konnte Mitsubishi die gebremste Anhängelast auf 3,0 bis 3,1 Tonnen heben, was vor allem für Galabauer und Kommunen wichtig ist. Das alles kann man relativ schlecht erfahren. Deutlicher wird es bei der direkter übersetzten Lenkung mit verbesserter Servo-Unterstützung, die 11,8 Meter Wendekreis-Durchmesser bieten soll - den kleinsten seiner Klasse. Tatsächlich lenkt sich der L 200 im Vergleich zu den meisten Konkurrenten sehr direkt und kompakt. Dazu trägt auch bei, dass die Japaner das Bremssystem mit kürzerem Pedalweg und reduzierten Pedalkräften versahen und das Fahrwerk neu abgestimmt haben. Das bringt den L 200 weiter Richtung Pkw, wenngleich er unbeladen immer noch vergleichsweise ruppig federt und weder aus seiner Konstruktion noch aus seiner Mission einen Hehl macht. Komplett neu: Der 2,4-Liter-Vollalumotor Einen großen Schritt ging Mitsubishi beim Antrieb: Komplett neue Vollalu-2,4-Liter-"Clear Tec"-Diesel mit 113 kW/154 PS (maximal 380 Newtonmeter Drehmoment sowie 133 kW/181 PS (maximal 430 Newtonmeter) sollen den Verbrauch massiv drücken und nach Norm an die Spitze des Segments bringen. Inwieweit das in der Praxis funktioniert, wird erst ein Test klären. Die Diesel koppelt man mit einer ebenfalls neu entwickelten, gut zu schaltenden Sechsgang-Box, optional gibt es für die 181-PS-Version die überarbeitete Aisin-Fünftstufenautomatik, die aber nach wie vor eher träge agiert. Hinter den Kulissen arbeitet man deshalb bereits an einer mehrgängigen Alternative. Während die Basisvarianten mit dem Zuschalt-Allrad "Easy Select 4WD" Vorlieb nehmen müssen, fährt die von uns gefahrene Version mit dem Permanent-Allradsystem "Super Select 4WD II" mit Geländeuntersetzung und 40:60-Momentenverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse vor. Beide lassen sich jetzt per Rändel während der Fahrt schalten. Das funktioniert, wie die übrige Bedienung, geschmeidig und ohne Rätsel. Wichtiger für die Gewerbekunden dürfte aber sein, dass die Serviceintervalle von 15.000 auf 20.000 Kilometer verlängert wurden und statt dem wartungsbedürftigen Zahnriemen eine wartungsfreie Steuerkette verbaut wird. Wartungsfrei ist auch das Automatikgetriebe - auf dass der L 200 in der Kundengunst wieder nach vorne fahre.