Neumünster. Hunderttausende Menschen in Norddeutschland haben wegen Betriebsversammlungen bei der Deutschen Post heute keine Briefe bekommen. Allein in Schleswig-Holstein waren nach Angaben der Deutschen Post AG rund 700.000 Haushalte betroffen, die von den Briefniederlassungen in Kiel und Elmshorn versorgt werden. Dort hatte die Gewerkschaft Verdi zu Versammlungen aufgerufen. Im Westen Mecklenburg-Vorpommerns nahmen rund 350 Postmitarbeiter an einer Betriebsversammlung teil. Anlass der Aktionen ist die geplante Verlängerung der Arbeitszeit für die bundesweit rund 60.000 Postbeamten von 38,5 auf 41 Wochenstunden. In Schleswig-Holstein beteiligten sich nach Angaben von Verdi rund 2000 Beschäftigte der Briefniederlassung Kiel/Elmshorn an der Versammlung in Neumünster. Am Mittag protestierten sie dort mit Slogans wie „Stopp dem Sozialraub bei der Post“ gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung für die beamteten Postler. Verdi befürchtet, dass in einem nächsten Schritt auch die rund 130.000 Angestellten bei der Post länger arbeiten müssten. „Und das trotz Milliardengewinnen der Post“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Von den Folgen der Betriebsversammlung waren in Schleswig-Holstein die Postleitzahlbereiche 24 und 25 betroffen. Dort wurden nach Angaben eines Postsprechers in vielen Fällen keine Briefe zugestellt, da sich nach ersten Schätzungen rund die Hälfte der mehr als 1000 Zusteller an den Betriebsversammlungen beteiligten. Einzelne Postfilialen blieben geschlossen. Vor allem im ländlichen Raum seien auch die Paketzustellung und die Leerung der Briefkästen beeinträchtigt gewesen, sagte der Postsprecher. Die Deutsche Post bezeichnete Streikandrohungen von Verdi als nicht nachvollziehbar. Man lasse sich von der Gewerkschaft auch nicht unter Druck setzen. Ein Unternehmenssprecher betonte, dass es im Konzern unterschiedliche Arbeitsverhältnisse für Beamte sowie für Arbeitnehmer gebe. Eine bloße Verlängerung der Ausnahmeregel für Beamte, wie von Verdi gefordert, könne es nicht geben. Bestehende Arbeitsverhältnisse bei der Post seien sicher. „Es gibt bis März 2008 keine betriebsbedingten Kündigungen, es gibt auch keinen Automatismus zur Arbeitszeitverlängerung bei tariflichen Arbeitnehmern“, hieß es weiter. Auch im Westen Mecklenburg-Vorpommerns blieben am Montag viele Postfilialen geschlossen, Haus- und Firmenbriefkästen blieben leer. Nach Angaben von Verdi nahmen im Bereich der Postleitzahl 19 rund 350 Postbeschäftigte an einer Versammlung in Schwerin teil. Wie in Neumünster gab es auch in Schwerin eine Protestkundgebung. Hamburg war nicht von Aktionen betroffen. Aus Protest gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung für Postbeamte kündigte die Gewerkschaft weitere Aktionen gegen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) an. Streikaktionen vor Weihnachten werde es jedoch nicht geben, hieß es. (dpa/sb)
Poststreik in Norddeutschland
Proteste gegen längere Arbeitszeiten bei der Deutschen Post: Briefe kommen nicht an