Pin Group: Springer erwägt Insolvenzantrag

10.12.2007 18:02 Uhr

Medienkonzern entscheidet am Freitag über Zukunft der Brieftochter

Berlin. Das Medienhaus Axel Springer will schon an diesem Freitag nach der erwarteten Verabschiedung des Postmindestlohns im Bundestag über den Briefzusteller Pin Group entscheiden. Bis auf weiteres wolle der Konzern der dem Tochterunternehmen neue Finanzmittel zur Verfügung stellen, der laufende Betrieb sei nicht gefährdet. Dies wurde heute aus Gesellschafterkreisen bekannt. Zunächst hatte es geheißen, Axel Springer – zu dem unter anderem die Tageszeitungen „Bild“ und „Die Welt“ gehören - wolle noch das Votum des Bundesrates am 20. Dezember abwarten. Der Springer-Aufsichtsrat war heute in Berlin zu Beratungen über das weitere Pin-Engagement zusammengekommen. Eine Konzernsprecherin lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab. Für den Fall, dass der Postmindestlohn wie geplant am 1. Januar 2008 in Kraft tritt, wird ein Insolvenzverfahren für die Pin Group nicht ausgeschlossen. „Alle Optionen werden geprüft“, hatte Springer-Sprecherin Edda Fels am Wochenende gesagt. Nach dem Koalitionskompromiss für einen Postmindestlohn zwischen 8 und 9,80 Euro hatte der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner erklärt, mit einer derartigen Erhöhung sei das Geschäftsmodell der Pin Group kaum zu realisieren. Private Dienstleister könnten Lohnsteigerungen von mehr als dreißig Prozent nicht bezahlen. Wie es aus Gesellschafterkreisen weiter hieß, habe es von der Aufsichtsratssitzung breite Unterstützung für Döpfner gegeben. Der Springer-Vorstand wisse nun, was nach dem Bundestagsvotum zu tun sei. Dabei werde Springer zunächst bei seinem finanziellen Engagement bleiben, notfalls auch alleine. Der Aufsichtsrat erwartet jedoch demnach, dass sich die Mitgesellschafter auch weiter an den Risiken beteiligten. In der vergangenen Woche hatte die Pin Group mit Sitz in Luxemburg die Entlassung von 880 der rund 9000 Mitarbeiter angekündigt. Neben dem Springer-Konzern, der 63,7 Prozent der Anteile hält, sind an der Pin Group auch die Medienhäuser WAZ (5,0), Holtzbrinck (5,0) und Madsack (5,3) beteiligt. Die Gruppe West Mail (DuMont Schauberg, Girardet und Rheinische Post) hält 11 Prozent, Pin-Vorstandschef Günter Thiel 10,0 Prozent über die Rosalia-Gruppe. Auch der niederländische Postdienstleister TNT hält sich im Falle eines Mindestlohns alle Optionen offen. „Alles ist möglich“, sagte ein Unternehmenssprecher. (dpa)

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