Oft ein Balanceakt: Die Ermittlung des Werts eines ...

Oft ein Balanceakt: Die Ermittlung des Werts eines Unternehmens Richtig wertgeschätztWas kostet Ihre Firma? Um den Unternehmenswert erfolgreich zu ermitteln, bieten sich unterschiedliche betriebswirtschaftliche Ansätze an. Ein Überblick der wichtigsten Methoden.Der letzte Schritt fällt sicherlich am schwersten. Ob wirtschaftliche Engpässe, unzureichende Kapitalausstattung bei notwendigen Erweiterungsinvestitionen, Kundenfluktuation, Wettbewerbsdruck, Nachfolgeregelung oder schlichtweg Ermüdungserscheinungen – es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum sich ein Firmeninhaber schließlich dazu durchringt: Das Unternehmen wird verkauft.Es werden Gutachter, Makler und Berater eingeschaltet, wobei der Verkäufer einen hohen Wert anstrebt, der Käufer einen möglichst niedrigen Preis. Selbst wenn beide Seiten die gleichen Berechnungsmethoden anwenden, weichen die ermittelten Werte meist stark voneinander ab. Kurz: Die Beteiligten sind überfordert, einen „gerechten Preis“, einen „angemessenen“ Wert und eine einvernehmliche Einigung zu finden. Im folgenden Beitrag stellen wir daher unterschiedliche Methoden vor, wie sich der Wert einer Firma ermitteln lässt. Zunächst zur Liquidationswert-Methode: Der Liquidationswert steht im Gegensatz zur „Going-Concern“-Bewertung von Unternehmenswerten. Denn bei Fortführung einer Firma wird natürlich ein Nutzen zu kalkulieren sein, der aus der Fortführung der Anlagen erzielt werden kann und somit höhere Erträge erwarten lässt. Der Liquidationswert stellt somit den niedrigsten Wert in der Bewertung einer Firma dar. Bei ihrer Zerschlagung, bei der alle bestehenden rechtlichen Beziehungen abgewickelt und die Schulden zurückgezahlt werden, ist der dann verbleibende Liquidationserlös den Gesellschaftern und Gläubigern auszuzahlen. Der Liquidationswert enthält also die drei Faktoren: Zerschlagungsvermögen, Zerschlagungsschulden undKosten der Liquidation. Ausgangspunkt der Liquidationsbewertung ist das Inventar der Firma. Die Vermögensgegenstände werden zu Veräußerungserlösen (kurzfristig) bewertet, die im Rahmen der Zerschlagung der Firma erzielt werden könnten. Lässt sich ein Vermögensgegenstand nicht verkaufen, ist er als Schrottwert anzusetzen, der durch Aufwendungen für die Entsorgung sogar negativ sein könnte. Und so wird der Liquidationswert ermittelt: Von der Summe der Verkaufswerte werden die Kosten der Auflösung abgezogen, dann die Verbindlichkeiten und Steuern und schließlich die Umweltauflagen.Im Gegensatz dazu bewertet die Subs-tanzwertmethode das vorhandene Firmenvermögen unter der „Going-Concern“-Perspektive – nach der Devise: Welchen Preis würde der Käufer für die Werte zahlen, wenn er die Substanz Gewinn bringend fortführen und weiternutzen wollte? Der Unternehmenswert basiert bei dieser Methode also auf der Summe der Vermögensteile, die ein Käufer hätte investieren müssen, um die Firma wieder aufbauen oder fortführen zu können. Gewinn bringend verkaufenBis vor zehn Jahren wurden die meisten Transport- und Speditionsbetriebe mit der Substanzwertmethode bewertet. In den Firmenwert flossen zum Beispiel sowohl die im Unternehmen vorhandenen Fahrzeuge ein als auch die abgeschriebenen Zeitwerte, die stillen Reserven sowie etwaige Ertragspotenziale. Ermittelt wurden Letztere auf Basis der Unternehmensgewinne der letzten drei bis fünf Jahre, die man um Einflüsse wie kalkulatorischer Unternehmerlohn und kalkulatorische Zinsen korrigiert hatte. Der so ermittelte Wert wurde dann in die Zukunft fortgeschieben und entsprechend einem jeweils festzulegenden Diskontierungszins abgezinst.Heute ist die Substanzwertmethode für Transport- und Logistikunternehmen nicht mehr realistisch. Die zukünftigen Ergebnisse lassen sich nicht mehr ohne Weiteres aus Vergangenheitszahlen herleiten. Selbst nach Korrektur der kalkulatorischen Werte ist aufgrund der starken Veränderungen im Verkehrsgewerbe die Fortschreibung nicht mehr sinnvoll. Die Schwankungen wären zu groß. Nur mit einer fundierten Risikopotenzialanalyse lassen sich künftige Erträge einer Firma noch sinnvoll ermitteln. Der historische Ansatz des „Goodwill“ (zusätzlicher Verkaufswert ist nicht durch Substanz gedeckt) ist heute also nicht mehr realistisch.Eine dritte Möglichkeit den Wert einer Firma zu ermitteln ist das Ertragswertverfahren. Kerngedanke dieser Methode ist es, den Preis zu ermitteln, den ein Investor mit einer erfolgsäquivalenten Anlagealternative erzielen könnte. Bei der Ertragswertmethode basiert der Wert der Firma also auf zukünftigen Überschüssen des Unternehmens, die auf Basis bereinigter realer Gewinne und mit realistischen Diskontierungszinsen errechnet wurden. Um hier zu aussagekräftigen Zahlen zu gelangen, ist es wichtig, den „richtigen“ Kalkulationszinsfuß zu wählen und die künftigen Überschüsse klar zu definieren. Um den Wert der Firma zu ermitteln, sollte man theoretisch Vergangenheitswerte, etwa vorjährige Jahresabschlüsse, nicht in dem Ist-Unternehmenswert berücksichtigen. In der Praxis wird dies aber oft getan. Auf dem so ermittelten Wert erstellt man dann die Zukunftsprognose, in die unbedingt die Unternehmensplanung einfließen muss.Kompliziert und unpraktikabelNeben diesen Bewertungsmethoden kommt auch das so genannte „Discounted-Cashflow-Verfahren“ (DCF) in Deutschland und der EU seit einigen Jahren zum Einsatz, insbesondere bei größeren Unternehmen. Diese Methode stammt aus den USA und wurde dort in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Sie geht von zwei unterschiedlichen Ansätzen aus: dem Netto- und dem Brutto-Ansatz. Der Netto-Ansatz ähnelt dem Ertragswertverfahren. Die zufließenden Zahlungsströme werden hier mit einem internen Zinsfuß auf einen Gegenwartswert diskontiert. Beim Brutto-Ansatz werden dagegen die Zahlungen abgezinst, die an die Eigen- und Fremdkapitalgeber fließen. Für Transport- und Speditionsbetriebe ist die DCF-Methode aber weniger geeignet. Das liegt insbesondere an ihrer relativ komplizierten mathematischen Herleitung. Außerdem sind mittelständische Betriebe selten an der Börse notiert. Ein Vergleich mit gleich gelagerten Kapitalgesellschaften ist also nicht möglich. ❙❚■Klaus-Peter Niehof, Prokurist der SVG-Zentrale in Frankfurt/MainSchlüssel zum Erfolg: Die richtige BewertungsmethodeChecklisteLiquidationswertmethodeVorteile Einfache Anwendbarkeit Objektive WerteermittlungNachteile Berücksichtigung von Risiken und Unsicherheiten Bewertungseinheit Zukunftsbezogenheit Bewertung des immateriellen Vermögens Berücksichtigung von weichen Wert-faktorenErtragswertmethodeVorteile Bewertungseinheit Zukunftsbezogenheit Wissenschaftlich fundiertNachteile (Subjektive) Ermittlung des Risiko-zuschlags International weit gehend unbekannt Anwendbarkeit bei stark variierenden Finanzierungsstrukturen eingeschränkt Prognoseproblematik Bezug zu „Marktwerten“DCF-Wert-MethodeVorteile Praktikabilität Marktorientierte Werteermittlung Nachvollziehbarkeit Wenige Annahmen notwendigNachteile Vergangenheitsorientierung Keine theoretische Fundierung Berücksichtigung von unternehmensspezifischen Wertfaktoren Anwendbarkeit in extremen Marktphasen(Ausführliche Infos im Internet unterwww.verkehrsrundschau.de)Im Blick: Vor- und Nachteile der BewertungsmethodenExpertentippAm häufigsten wird in Deutschland das Ertragswertverfahren genutzt, um den Wert eines Unternehmens oder einzelner Betriebsteile zu ermitteln. Damit man hier zu sinnvollen Ergebnissen gelangt, müssen alle Beteiligte, die in den Prozess involviert sind, pragmatisch zusammenarbeiten. Dabei empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:Der Bewertungsanlass muss sauber definiert seinLoten Sie die beteiligten Partner ausDefinition der gegenseitigen WertvorstellungenDefinition der gegenseitigen Vorstellungen über die ZukunftWahl des ErtragswertverfahrensVorangehende Jahresabschlüsse fundiert analysieren (Ist-Status)Einigung über den Status quoUnternehmensplanung für drei bis fünf JahreUnter Umständen Ermitteln einer ewigen RenteZukünftiges Risikopotenzial bewertenDaraus resultierend den Diskontsatz definierenDiskontierungPreisfindungFinanzierung des Unternehmenskaufs sicherstellenZahlungsmodalitäten klärenAbschluss mit notariellem VerfahrenSo nutzen Sie erfolgreich die Ertragswertmethode Wer den Wert eines Unternehmens ermitteln will, sollte auf die Ertragswertmethode setzen. Welche Regeln dabei beachtet werden sollten, sagt Unternehmensberater Klaus-Peter Niehof.

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