New Actros und Arocs für Südafrika

Den Welt-Lkw gibt es nach wie vor nicht. Das Problem: unterschiedlichste Marktbedürfnisse - etwa die Hauber für die Nafta-Staaten oder völlig andere Konfigurationen für Frontlenker. Nicht zu vergessen: nationale Gesetze und oft gewaltige Unterschiede bei Maßen, Gewichten, Treibstoffqualität oder Emissionsnormen. In vielen Lkw-Märkten gelten noch Euro 2 und 3, etwa in Südafrika (Euro 2). Doch mit dem Land im Süden des dritten Kontinents erschließt Daimler Trucks jetzt einen weiteren Markt für die aktuellen Modelle. Seit Jahrzehnten fertigt oder montiert der Konzern seine Nutzfahrzeuge auf allen Erdteilen. Mit der 2011 vorgestellten neuesten Actros- und Arocs-Generation tritt Daimler inzwischen auch in Nordafrika sowie Mittelost an. Seit Ende Mai gibt es die aktuelle Fahrzeuggeneration zudem in der Republik Südafrika und einigen Nachbarstaaten. Dazu waren jedoch zahlreiche technische Anpassungen an die unterschiedlichen Klimabedingungen, Treibstoffqualität und nationalen Bestimmungen nötig. 56 Tonnen und 22 Meter Länge Südafrika liegt grob zwischen Breitengrad 23 und 35, hat also ein sehr heißes, entlang den Küsten feuchtes Klima. Hohe Gebirgszüge und Hochplateaus mit Fernstraßen bis 1800 Metern über dem Meer sind für Menschen und Fahrzeuge im Straßentransport große Herausforderungen. Im schweren Fernverkehr herrschen mit 75 Prozent Sattelkombinationen vor, meist gezogen von 6x4-Zugmaschinen. Ein großer Teil der Fuhrunternehmen setzt auf "Interlink"-Kombinationen: dreiachsige Zugmaschinen mit zwei Antriebsachsen und zwei Aufliegern, von denen der zweite auf den ersten aufgesattelt ist. Die gängige Leistung liegt bei 440 bis 480 PS. Im Bautransport herrschen bei den Lastzügen 6x4-Lkw mit Drei- und Vierachsanhängern vor. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt bis zu 56 Tonnen bei sieben Achsen, die Gesamtlänge 22 Meter. Mercedes-Benz hat schon 25.000 Actros verschiedener Generationen im Land abgesetzt. Warum aber hat es so lange gedauert, bis die vor sieben Jahren präsentierten Lkw-Baureihen Actros und Arocs auf den südafrikanischen Markt kamen? Darauf antwortet Jasper Hafkamp, Executive Director von Mercedes-Benz South Africa: "Der Grund ist in den Themen Zuverlässigkeit, niedrige Kosten, dichtes Händlernetzwerk sowie MB Service Contracts und Fleet Board zu suchen. Um die weltweit anerkannte Zuverlässigkeit der Baureihen zu gewährleisten und in den genannten Bereichen das Niveau zu halten, mussten wir die Fahrzeuge erst einmal an die sehr unterschiedlichen Bedingungen unserer Märkte anpassen." Der südafrikanische Markt ist laut Hafkamp mit etwa 20.000 verkauften schweren Lkw pro Jahr recht stabil. MB Südafrika hat daran rund 20 Prozent Marktanteil. Euro 3 und Euro 5 im Angebot Obwohl Euro 2 ausreichen würde, bietet Mercedes-Benz Südafrika die neuen Modelle ausschließlich in Euro 3 sowie Euro 5 an. Letztere sind aufgrund der in einigen Regionen und Nachbarstaaten oft sehr schlechten Spritqualität nur auf ausgewählten Routen einsetzbar. Das Motorenangebot umfasst den neuen Reihensechszylinder OM460 mit Leistungen von 360 bis 450 PS und Drehmomenten von 1800 bis 2200 Nm. Zusätzlich bietet Mercedes-Benz mit dem Reihensechszylinder OM471 einen Euro 5 mit neuester Technologie an. Dieser Common-Rail-Motor hat Abgasrückführung und die SCR-Technologie mit AdBlue. Er darf Diesel mit einem Schwefelgehalt bis 50 ppm tanken und hat eine bis zu 90 Prozent niedrigere NOx-Emission als Lkw mit Euro 2. Der OM471 wird mit 420 PS (2100 Nm) und 450 PS (2200 Nm) ausgeliefert. Serienmäßig wird in den durchweg Daimler-eigenen Antriebsstrang das 12-Ganggetriebe Powershift 3 eingebaut. Bei den Tausenden seit Januar 2016 zurückgelegten Testkilometern bei schweren Einsätzen hat sich eine durchschnittliche Kraftstoffeinsparung von sechs bis sieben Prozent ergeben. Die VerkehrsRundschau hat beim Besuch der Spedition Crossroads in Kapstadt erfahren, was dies für die Transporteure bei steigenden Dieselpreisen bedeutet: Seit Anfang 2016 ist der Preis um 42 Prozent gestiegen und macht nahezu 60 Prozent der Betriebskosten in den TCO eines Fernverkehrs-Lkw aus. Dazu Fuhrparkmanager Jeanne Kruger von Crossroads: "Wir setzen Mercedes Actros wegen der Zuverlässigkeit und des guten Verbrauchs ein. Mit den neuen Actros erwarten wir, zusätzlich Diesel einzusparen." Crossroads setzt bisher viele Freightliner ein. Diese sind wegen ihrer Zuverlässigkeit sehr beliebt. Sie wurden bisher im Mercedes-Werk East London am selben Band wie die Mercedes- und Fuso-Lkw montiert. Die Freightliner-Fertigung wurde jedoch aus Gründen der internen Konkurrenz eingestellt. Da sie im Verbrauch höher als die Actros liegen und letztere in der Konstruktion den neuesten Stand der Technik darstellen, sieht man bei bei MB Südafrika kein Problem, die Kunden "umzuorientieren". Sicherheitsassistenten Bei Crossroads spielt Sicherheit eine vorrangige Rolle. Auf diesem Gebiet sieht der Chef des Global Marketing, Michael Dietz, einen wichtigen Trumpf für südafrikanische Kunden: "Bei der legalen Höhe von 4,3 Metern ist die Aerodynamik sehr wichtig für den Verbrauch. Wir bieten eine sehr gute Serienausstattung einschließlich Powershift 3 und auch viel Komfort für den Fahrer. Der neue Actros kommt mit den Begriffen Reliable, Efficient, Safe (zuverlässig, leistungsfähig, sicher) auf den Markt. Wir bieten Sicherheitsassistenten an wie Active Brake Assist 4 mit Fußgängererkennung, Proximity Control oder Attention Assist." Tatsächlich sind Fußgänger am Fahrbahnrand selbst auf Autobahnen Tag und Nacht sowie riskant überholende Pkw häufig Ursache für tödliche Unfälle. Das weitere Angebot von MB Südafrika betrifft Fahrerschulungen. Große Speditionen wie Crossroads oder Imperial haben jedoch eigene Fahrertrainer. Die Großlogistiker beschränken und überwachen auch die Lenkzeiten, was in dem Land ohne gesetzliche Lenk- und Ruhezeiten nicht selbstverständlich ist. Auch die technische Überwachung wird bei diesen Unternehmen ebenso wie in großen Werksverkehrsflotten großgeschrieben. Michael Dietz: "Die großen Transportunternehmen in Südafrika sind international aufgestellt und europäischen Unternehmen ebenbürtig." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Daimler www.verkehrsrundschau.de/dossiers