Neue Umweltzonen in Frankreich

Vergangenes Jahr wurden in Frankreich die ersten Umweltzonen eingeführt. Das Ziel ist es, Stickoxide und Feinstaub in der Luft zu reduzieren. Inzwischen dürfen auch außerhalb von Frankreich zugelassene Fahrzeuge dort nur noch verkehren, wenn an ihnen eine Crit'Air-Vignette angebracht ist. Neben Paris und den umliegenden Gemeinden ist sie derzeit bereits Pflicht in den Metropolregionen Lyon und Grenoble. Im September kommen Umweltzonen in weiteren Städten und Kreisen dazu. Die wichtigsten Fragen: Welche Fahrzeuge erhalten die Umwelt-Plakette? Die Plakette in den Farben von Violett bis Grau ist nach Verschmutzungs-Niveaus (1 bis 5) gestaffelt. Maßgeblich für die Klassifizierung sind die Euro-Norm des Fahrzeugs und das Erstzulassungsdatum. Die Crit'Air-Vignette gibt es für Pkw, die nach dem 31. Dezember 1996 erstmals zum Straßenverkehr zugelassen wurden, und Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht (zGG) mit Erstzulassung ab dem 30. September 1997. Auch Lkw und Busse mit erstmaliger Zulassung nach dem 1. Oktober 2001 bekommen die Plakette. Ältere Fahrzeuge dürfen die Umweltzonen nicht befahren, wenn keine Ausnahmeregelung greift. Schilder geben darüber Aufschluss, welche der Crit'Air-Kategorien zu welchen Zeiten eine Umweltzone befahren dürfen. Sofern nicht anders kommuniziert, gelten die Einfahrverbote von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr. Für Lkw der EG-Fahrzeugklassen N2 (3,5 bis 12 Tonnen zGG) und N3 (mehr als 12 Tonnen zGG) gelten die Fahrverbote aber von Montag bis Sonntag, sofern diese vor dem 1. Oktober 2001 zugelassen sind. Was ist der Unterschied zwischen einer ZCR- und einer ZPA-Zone? Die in Frankreich eingerichteten Umweltzonen lassen sich in zwei Arten einteilen: Dauerhafte "Verkehrseinschränkungszonen" (ZCR) und temporäre, wetterabhängige "Luftschutzzonen" (ZPA). Für beide gelten dieselben Vignetten. "Zones à circulation restreinte" (ZCR) sind feste Umweltzonen, die permanent existieren. Sie gelten meist in Innenstädten. Welche Crit'Air-Kategorien zu welchen Zeiten in eine ZCR-Zone einfahren dürfen, legt die jeweilige Stadt fest, indem sie ein Zusatzschild unter dem ZCR-Schild anbringt. Auf diesem Zusatzschild sind entsprechende Tage und Uhrzeiten festgelegt. "Zones de protection de l'air" (ZPA) existieren nicht dauerhaft und betreffen Kommunen-Gemeinschaften und Großgemeinden (im Französischen: Metropolen). Darin gelten Verkehrseinschränkungen nur dann, wenn bestimmte Emissionsgrenzwerte von Feinstäuben und Stickoxiden über mehrere Tage hinweg überschritten werden. Aus der Smogsituation ergibt sich, welche Plaketten-Klassen an welchem Tag einfahren dürfen. Auf ZPA-Zonen weisen keine Schilder hin. Die Präfektur des Departements kündigt die dort geltenden Verkehrseinschränkungen spätestens am Tag zuvor an. Liegt innerhalb einer ZPA-Zone eine Stadt, die eine ZCR-Zone hat, gelten die Regeln für den Großraum temporär auch in der Stadt. Wie erhalte ich die Crit'Air-Vignette? Fahrzeughalter aus dem EU-Ausland können sie über das französische Umweltministerium untercertificat-air.gouv.fr für 4,80 Euro bestellen. Die Versandzeit beträgt derzeit bis zu 15 Tage. Diese Internetseite ist auch in deutscher Sprache verfügbar. Alternativ gibt es das Webportal critair.fr, wo die Plakette aber 29,65 Euro kostet. Die Crit'Air-Vignette kann man nur online bestellen. Fahrzeughalter müssen Daten aus dem Fahrzeugschein angeben - unter anderem das Autokennzeichen, das Erstzulassungsdatum und die Euro-Norm. Danach müssen sie die Zulassungsbescheinigung als PDF-Dokument oder als Foto hochladen. Welche Strafen drohen bei Verstößen? Seit Kurzem verhängt die französische Polizei auch gegen ausländische Verkehrsteilnehmer Bußgelder für das Befahren von Umweltzonen ohne Crit'Air-Vignette. Die Geldstrafe bei fehlender Plakette für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zGG beträgt 68 Euro für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen zGG 135 Euro. Wird eine Geldbuße nicht spätestens nach 45 Tagen bezahlt, erhöht sich diese auf 180 Euro beziehungsweise auf 375 Euro. Wenn die Plakette nicht rechtzeitig vor Fahrtantritt ankommt, genügt auch die Bestellbestätigung oder eine Kopie der Rechnung als Nachweis. Welche weiteren Städte und Gemeinden planen Umweltzonen? Lille führt voraussichtlich im September eine ZCR-Zone ein. Noch ist unklar, welche Crit'Air-Vignetten-Klassen dann dort verkehren dürfen. Darüber hinaus besteht bereits eine ZPA-Zone für den Großraum Lille, die aktiv wird, wenn gewisse Emissionsgrenzwerte länger überschritten werden. Bei Smogalarm dürfen nur Fahrzeuge mit den Plaketten-Klassen E, 1, 2 und 3 fahren. Bei den Kategorien 4 und 5 hängt ein Fahrverbot von der Lage ab. Zeitgleich laufen Planungen für die Einrichtung einer ZCR-Zone in Straßburg im September. Diese soll sich auf das Stadtzentrum beschränken. Mehr Details sind bisher nicht bekannt. Ab November ist zusätzlich eine ZPA-Zone im Großraum Straßburg vorgesehen. Fahrzeuge der Plaketten-Klassen 3, 4 und 5 sind dort von alternierenden Fahrverboten nach Kennzeichen betroffen, sobald für fünf Tage oder länger bestimmte Emissionsgrenzwerte überschritten werden. Weitere Städte wollen bis 2020 Umweltzonen einführen. Zum Beispiel Bordeaux, Cannes, Dunkerque, Le Havre, Montpellier und Toulouse. Auch im Arve-Tal sind Fahrverbote für ältere Lkw im Gespräch. Mehr zum Thema finden Sie unter Lkw-Fahrverbote www.verkehrsrundschau.de/dossiers Paris, Lyon und Grenoble In diesen Städten und Gemeinden gibt es schon Umweltzonen - Paris: Die Umweltzone umfasst den Bereich innerhalb des Stadtautobahnrings Boulevard périphérique. Für den Stadtautobahnring selbst braucht man keine Plakette. In Paris besteht ein Fahrverbot für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen mit Erstzulassung vor dem 1. Januar 1997 von Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 20 Uhr. Das Fahrverbot gilt für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge also nicht nachts, an Wochenenden und an Feiertagen. Für Lkw mit Erstzulassung vor dem 1. Oktober 2001 gilt das Fahrverbot auch am Wochenende und an Feiertagen von 8 bis 20 Uhr. Ausnahmen gelten für professionelle Umzüge und die Belieferung von Lebensmittelmärkten. Die dauerhafte ZCR-Zone von Paris ist von einer temporären ZPA-Zone für den Großraums Paris umgeben. Innerhalb des Autobahnrings A 86 gelten die Fahrverbote bei einer starken Luftbelastung, die fünf Tage oder länger dauert, für alle Autobahnen, Landstraßen und Straßen der Region. Dort nicht verkehren dürfen dann Fahrzeuge, die keine Crit'Air-Vignette sowie - je nach Höhe und Dauer der Luftverschmutzung - nur die Plaketten-Klassen 4 und 5 haben.- Lyon: Es existiert eine ZPA-Zone für den Großraum Lyon einschließlich des Gebiets der Stadt Villeurbanne - dies aber nur bei Überschreiten vorgegebener Emissionsgrenzwerte. Die Autobahnen A 7, A 6 und A 42 sind davon ausgenommen. Bei einer Luftverschmutzungsspitze dürfen - je nach Höhe und Dauer - tageweise abwechselnd Fahrzeuge der Plaketten-Klassen 3, 4 und 5 mit ungeraden oder geraden Kennzeichen nicht mehr fahren. Nur Fahrzeuge mit einer Crit'Air- Kategorie 0, 1 und 2 haben dann freie Fahrt.- Grenoble: Für den Großraum Grenoble existiert eine ZPA-Zone. Ein Fahrverbot gilt dort für Fahrzeuge, die keine Crit'Air-Vignette (bis Klasse 5) besitzen, ab dem fünften Tag einer Luftverschmutzungsspitze. Ab dem siebten Tag der Grenzwertüberschreitung wird es auf Fahrzeuge mit den Crit'Air-Klassen 4 und 5 erweitert. Daneben besteht im Stadtgebiet Grenoble eine ZCR-Zone: Leichte Transporter mit Erstzulassung vor dem 1. Oktober 1997 und Lkw mit Erstzulassung vor dem 1. Oktober 2001 dürfen sie von Montag bis Freitag zwischen 6 und 19 Uhr nicht befahren. ag