Mittelfristprognose: Güterverkehr wächst in 2026 und 2027

Der Güterverkehr in Deutschland bleibt unter Druck. Das zeigt die Gleitende Mittelfristprognose Sommer 2025 für Güter- und Personenverkehr, die Intraplan Consult im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr (BMV)), vertreten durch das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM), erarbeitet hat. Die Mittelfristprognose erstreckt sich insbesondere auf die Jahre von 2025 bis 2027 und bewertet zudem die die inzwischen weitgehend vorliegenden Ist-Werte des Jahres 2024. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick. Enttäuschende Logistik-Bilanz für 2025 Der Mittelfristprognose zufolge bleiben der Güterverkehr und die deutsche Wirtschaft erneut mit gravierenden Unsicherheiten behaftet. Themen sind unter anderem die neuerlichen geopolitischen Krisen (insbesondere Russland und Nahost) und die unvorhersehbare Außenhandelspolitik der US-Regierung. Außerdem werden im Gesamtjahr 2025 die gesamtwirtschaftlichen Leitdaten wie etwa das BIP maximal stagnieren beziehungsweise erneut etwas schrumpfen wie der Außenhandel. „Im Güterverkehr haben sich deshalb im Verlauf des Jahres 2025 die gesamt- und branchenwirtschaftlichen Leitdaten im Vergleich zum Vorjahr 2024 nicht verbessert“, erklärt Alexandra Rudolf, Consultant bei Intraplan Consult, die die Gleitende Mittelfristprognose Sommer 2025 für den Güter- und Personenverkehr erarbeitet hat. „Für das Gesamtjahr 2025 gehen wir bei der gesamtmodalen Güterverkehrsleistung von einem Minus in Höhe von 1,5 Prozent und beim Aufkommen von minus 1,3 Prozent aus.“ Bei welchen Verkehrsträgern ging es 2025 abwärts? Nach drei Jahren Minus in Folge ging der Straßengüterverkehr im Jahr 2025 weiter zurück. So sank das Aufkommen im Jahr 2025 um 1,2 Prozent (2024: 1,7 Prozent) und die Transportleistung um 1,5 Prozent (2024: 0,3 Prozent). Grund sind die weiterhin nicht verbesserten gesamtwirtschaftlichen Einflüsse sowie die weiterhin rückläufige Bauproduktion. Die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung wirkte sich im laufenden Jahr 2025 auch auf den Schienengüterverkehr aus. Trotz eines moderaten Anstiegs des Kombinierten Verkehrs um 0,9 Prozent sowie der Baustoffe aus der Güterabteilung „Chemische Erzeugnisse, Mineralerzeugnisse“ in 2025, verzeichnet der Schienengüterverkehr im laufenden Jahr einen Rückgang bei der Beförderungsmenge (minus 1,5 Prozent) sowie bei der Leistung (minus 1,1 Prozent). Die mengenmäßig stärksten Rückgänge gab es bei den „Metallen und Metallerzeugnissen“. Ebenfalls rückläufig waren im laufenden Jahr „Erze, Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse", „Sekundärrohstoffe, Abfälle“ sowie „Kohletransporte“. Das Aufkommen und die Leistung der Binnenschifffahrt sinken im laufenden Jahr weiter um jeweils 1,5 Prozent insbesondere durch den starken Rückgang in der anteilsstärksten Güterabteilung „Erze, Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse". Für Wachstumsimpulse sorgten lediglich die Kohletransporte aufgrund von Sondereffekten bei der Stromerzeugung zu Beginn des Jahres. Die Transporte in Rohrleitungen nehmen in 2025 aufgrund des erwarteten Rückgangs der deutschen Raffinerieproduktion um vier Prozent ab. Bei welchen Verkehrsträgern ging es 2025 aufwärts? Einen moderaten Anstieg um gut 1 Prozent -jeweils beim Aufkommen als auch bei der Leistung erwartet der Kombinierte Verkehr im Jahr 2025. Ebenfalls ein leichtes Plus von jeweils 1,0 Prozent erwarten die Experten im Luftfrachtverkehr in 2025 beim Aufkommen und bei der Leistung aufgrund der langsamen Erholung der Weltwirtschaft. Im Seeverkehr entwickelt sich der Containerverkehr trotz der ausbleibenden Belebung des Außenhandels positiv. In der Güterabteilung „Kohle, Rohöl, Erdgas“ übertrifft die starke Zunahme der Erdgas-Einfuhren die Rückgänge bei Kohle und Rohöl deutlich. Daraus ergibt sich für den Gesamtumschlag eine leichte Zunahme (rund 2 Prozent). Aufkommens- und Leistungs-Plus für 2026 und 2027 Im mittelfristigen Prognosezeitraum bis 2027 erwartet die Gleitende Mittelfristprognose Sommer 2026 für Güter- und Personenverkehr sowohl für das BIP als auch für den Außenhandel eine sichtbare Dynamik. Wachstumstreiber dürfte im Jahr 2026 insbesondere die Bauproduktion sein – hier rechnen die Experten mit einem „spürbaren Plus“. Ab 2027 sollte überdies die Industrieproduktion steigen und die Rohstahlerzeugung zumindest knapp stagnieren. Lediglich der Steinkohleabsatz wird in beiden Jahren weiter kräftig sinken. Auf Basis dieser Annahmen erwartet Intraplan-Consult Rudolf für 2026 und 2027 bei der gesamtmodalen Güterverkehrsleistung wieder ein Aufkommens-Wachstum um jährlich insgesamt rund 1 Prozent. Auch bei der Transportleistung prognostiziert sie einen Anstieg von jeweils knapp über 1 Prozent im Jahr. Straßengüterverkehr: Leichtes Wachstum in 2026 und 2027 Nach vier Jahren Rückgang darf sich der Straßengüterverkehr in 2026 und 2027 über ein leichtes Wachstum freuen. Dieses quantifiziert die vorliegende Mittelfristprognose mit rund 1 Prozent pro Jahr beim Aufkommen und etwas mehr als 1 Prozent pro Jahr bei der Leistung. Wachstumstreiber sind demnach gesamtwirtschaftliche Einflüsse, vor allem aber die steigende Bauproduktion. Schienengüterverkehr: Vorsichtiger Optimismus Moderat wächst in 2026 und 2027 auch der Eisenbahnverkehr. Demnach dürfte das Aufkommen jährlich um rund 0,5 Prozent leicht wachsen, und die Leistung jährlich um gut ein Prozent zulegen, so die Experten. Wachstumstreiber sind der Kombinierte Verkehr sowie die in den von der Baukonjunktur beeinflussten Abteilungen „Erze, Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse" sowie „Chemische Erzeugnisse, Mineralerzeugnisse“. Abgeschwächt wird das Wachstum indes erneut durch kräftig sinkende Kohlebeförderungen. Binnenschiff: Rückgang in 2026 und 2027 Nach einer leichten Erholung in 2025 erwartet die vorliegende Mittelfristprognose für die Binnenschifffahrt in 2026 und 2027 wieder einen Rückgang. Dämpfend wirkt der für 2026 erwartete weitere Rückgang von Kohletransporten. Wachstumsimpulse kommen zwar durch die Baukonjunktur und die sich stabilisierende Stahlproduktion. Insgesamt erwarten die Experten trotzdem in 2026 und 2027 ein jährliches Minus von gut 1 Prozent (Aufkommen) beziehungsweise von knapp 1 Prozent (Leistung). Damit wird hier das Vorkrisenniveau 2019 um 19 Prozent bzw. 17 Prozent unterschritten. Dies stellt die mit Abstand höchste Abnahme zwischen 2019 und 2027 aller Güterverkehrsträger dar. Containerverkehre: Außenhandel belebt Die vorliegende Mittelfristprognose erwartet für 2026 und für 2027 wieder mit einer Zunahme des deutschen Außenhandels. Im Zuge dessen dürfte der Seeverkehr bzw. der Containerverkehr analog zum deutschen Außenhandel allmählich an Dynamik gewinnen. Bei den Massengütern sei allerdings erneut mit spürbaren Bremseffekten insbesondere im Kohlesektor zu rechnen, heißt es. Sprich: der Gesamtumschlag dürfte damit insgesamt moderat um rund 1 Prozent pro Jahr steigen. Luftfrachtverkehr: Weiter im Aufwind Beim Luftfrachtverkehr geht die Gleitende Mittelfristprognose für 2026 und 2027 aufgrund der weltwirtschaftlichen Erholung von einem geringen Wachstum von rund 1 Prozent (2026) und knapp 2 Prozent (2027) aus - sowohl beim Aufkommen als auch bei der Leistung. Fazit der Gleitenden Mittelfristprognose Unterm Strich zeigt sich Alexandra Rudolf, die die genannte Gleitende Mittelfristprognose erarbeitet hat, für die Jahre 2026 und 2027 also vorsichtig zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 2026 erholen und im zweiten Halbjahr zunehmend an Fahrt aufnehmen wird“, führt sie aus. „Dies gilt im gleichen Maße für den Güterverkehr, so dass wir nach vier Jahren rückläufiger Entwicklung für 2026 und 2027 wieder mit positiven Zahlen rechnen.“