Luxemburg. Bei der Luxemburgischen Frachtfluglinie Cargolux häufen sich die Konflikte zwischen dem Anteilseigner Qatar Airways und dem verbliebenen Management der Airline. In einem vom Online-Dienst Cargoforwarder veröffentlichten Interview erhebt der örtliche Gewerkschaftsbund OGBL schwere Vorwürfe an die Adresse der katarischen Airline. „Das Grundmotiv von Qatar Airways für die Beteiligung an Cargolux war nicht, eine erfolgreiche Perspektive für die Frachtlinie zu entwickeln, sondern den eigenen Einfluss zu erweitern“, kritisiert Hubert Hollerich. Er ist für den Bereich Luftfahrt beim OGBL zuständig, der größten Arbeitnehmervereinigung im Großherzogtum.
Zugleich wirft Hollerich der Führung von Qatar Airways vor, Cargolux mit Dumpingpreisen auf parallel bedienten Strecken aus dem Geschäft drängen zu wollen. Als Beispiel nennt er in dem Interview Preisnachlässe von bis zu dreißig Prozent auf Transatlantikrouten, die beide Gesellschaften bedienen. Als Quelle beruft sich der Gewerkschafter auf Mitglieder seiner Organisation bei Cargolux, die derartige Ratenattacken durch Qatar Airways bestätigt hätten. Auch bei der Flottenfrage gebe es massive Differenzen, berichtet Hollerich. So will Qatar Airways einen Teil der von Cargolux fest bestellten 15 B747-8-Großfrachter in Order für die etwas kleinere B777F umwandeln, um damit weniger aufkommensstarke Routen wirtschaftlich adäquater bedienen zu können. Dagegen gibt es von Seiten der Cargolux-Manager deutlichen Widerstand, weil dies die Marktstrategie der Linie verändern würde.
Personal von Machtkämpfen betroffen
Auch in der Personalpolitik werde mit harten Bandagen gekämpft. Ein Beleg dafür sei die Demission von CEO Frank Reimen, der im Juli aufgrund ständiger Querelen mit den katarischen Anteilseignern seinen Job aufgegeben hat. Dem OGBL zufolge versucht Qatar Airways, wichtige Schaltstellen bei Cargolux durch eigene Leute oder gebürtige Luxemburger zu besetzen, die als Emissäre der arabischen Linie handelten. Als Beispiel nennt Hollerich den neuen CEO Richard Forsson, der früher bei Qatar Airways beschäftigt war, sowie den Verwaltungsratschef Albert Wildgen. Dieser habe ein exzellentes Verhältnis zum Emirat Katar und den umliegenden arabischen Ländern.
Von koordinierten Vertriebsaktivitäten, einer gemeinsamen Netzwerkpolitik oder der gezielten Entwicklung der Drehkreuze Doha und Luxemburg seien beide Airlines weit entfernt, kritisiert Hollerich. Diese und weitere Zielsetzungen wurden beim 35-prozentigen Einstig von Qatar Airways bei der Luxemburgischen Frachtlinie im Juni 2011 von beiden Seiten öffentlich propagiert. (hs)