Die Verbände BGL, BWVL, BPEX und DSLV haben angesichts des morgigen Autogipfels im Bundeskanzleramt eine konsequente Neuausrichtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs gefordert. Der Logistiksektor sei „bereit, seinen Beitrag zu leisten, doch nach wie vor bremst eine falsch austarierte Politik die Transformation der Unternehmen“, schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Logistikbranche sei die Teilnahme am Autogipfel erneut verwehrt worden, daher drohten die Ergebnisse „einmal mehr zu einseitig an den Interessen der Nutzfahrzeughersteller ausgerichtet zu werden“, befürchten die Verbände.
Voraussetzungen für eine Antriebswende fehlen
Die Branchenverbände weisen darauf hin, dass die Voraussetzungen für eine Antriebswende nach wie vor fehlen und listen hier folgende Punkte auf:
- Das Ladeinfrastrukturnetz für schwere Nutzfahrzeuge ist in Deutschland und Europa immer noch viel zu löchrig, und der Netzausbau in den EU-Mitgliedstaaten verläuft schleppend.
- Genehmigungsverfahren für Netzanschlüsse ziehen sich über Jahre hin.
- Die Gesamtbetriebskosten für Elektro- und Wasserstoff-Lkw übersteigen die Kosten für den Betrieb von Lkw mit Verbrennungsmotoren bei weitem.
- Weder bei Strompreisen noch bei der Verfügbarkeit erneuerbarer Energien gibt es Planungssicherheit.
Branche wünscht sich Technologieoffenheit
Die Fokussierung auf elektrische Antriebe in der EU-Gesetzgebung verhindert nach Ansicht der Branchenverbände schnelle CO2-Reduktionserfolge, mahnen. Entscheidend ist nach Ansicht von BGL, BWVL, BPEX und DSLV „nicht die Antriebstechnik, sondern dass die eingesetzte Energie zur CO2-Reduktion beiträgt – sei es durch grün produzierten Strom oder durch alternative Kraftstoffe“. Für eine Berücksichtigung der Klimawirkung erneuerbarer Kraftstoffe in Verbrennungsmotoren erneuern die Logistikverbände deshalb ihre Forderung nach einem Carbon Correction Factor in der Berechnung der europäischen Flottengrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge.
Kritik an verpflichtenden Quoten für Flottenbetreiber
Verpflichtende Quoten für Flottenbetreiber – wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen – würden das Problem von der Herstellerindustrie auf den Logistiksektor verlagern, es aber nicht lösen. „Eine gesetzlich erzwungene und künstlich erzeugte Nachfrage würde zwar die Verkaufszahlen der Nutzfahrzeughersteller nominell erhöhen, doch ohne eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und planbare Strompreise wären die notwendigen Investitionen der Logistikunternehmen weder wirtschaftlich noch betrieblich sinnvoll“, so BGL, BWVL, BPEX und DSLV, die hinzufügen: „Der Markt würde ausgehebelt und die Wettbewerbsfähigkeit der Straßentransportunternehmen zusätzlich gefährdet.“
Nur ein Bruchteil der schweren Lkw fährt elektrisch
Von den in Deutschland zugelassenen schweren Lkw wird nur ein Bruchteil elektrisch betrieben – der Anteil liegt unterhalb 0,4 Prozent. Hierzu trage der Staat selbst bei, so die Verbände: In einer Wirtschaftskrise entzieht er der Branche mit steigenden Abgaben – etwa hohen Mautsätzen und wachsenden CO2-Bepreisungen – die Kapitalreserven, die für die hohen Investitionen in neue Fahrzeugtechnologien und betriebliche Ladeinfrastrukturen erforderlich sind. Ein erster richtiger Schritt wäre deshalb eine konsequente Rückführung der Einnahmen aus der Lkw-Maut von mehr als 13 Milliarden Euro pro Jahr in Ladeinfrastrukturen und gezielte Förderprogramme.