LKW-Kontrollen

LKW-Kontrollen Prüfen, starten, Bußgeld sparen Obwohl Fahrer und Halter für den verkehrstüchtigen Zustand verantwortlich sind, fallen in LKW-Kontrollen bis zu 50 Prozent der Fahrzeuge negativ auf. Die meisten Mängel sind Klassiker, die leicht zu verhindern wären. Zeitdruck, Unkenntnis, Unwille – die Gründe, warum sich Fahrer und Fahrzeughalter nicht um den technischen Zustand ihres Fahrzeugs kümmern, sind mannigfaltig. Und das, obwohl es eine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt: Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung (StVO) legt als Verantwortlichen für die Betriebs- und Verkehrssicherheit den Fahrer fest. Paragraph 31 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) ergänzt die Verantwortlichkeit um den Halter. Der Gesetzgeber gesteht Fahrer und Halter sogar zu, dass sie über kein „Ingenieurs-Wissen“ verfügen müssen. Es geht tatsächlich in erster Linie um Fahrzeugmängel, die man bei „zumutbarer Prüfung“ bemerken kann. Allerdings darf man an LKW-Fahrer – angelehnt an die Ausbildung beim Führerscheinerwerb sowie im Rahmen der Weiterbildung des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes –sicher höhere Erwartungen richten als an PKW-Fahrer. Aus oben genannten Pflichten ergeben sich Pflicht und Notwendigkeit einer Abfahrtskontrolle. Zwar steht nirgends im Gesetzestext explizit, dass der Fahrer sie durchzuführen hat. Doch schon der Umstand, dass er eine fristlose Kündigung riskiert, falls er eine im Arbeitsvertrag niedergelegte Kontrolle unterlässt (LAG Köln, Aktenzeichen: 14 Sa 635/06 – Urteil vom 29.11.2006), zeigt die Ernsthaftigkeit. Auch kommt es immer wieder zu Bußgeldbescheiden, weil Kontrollbeamte Fahrern zur Last legen, dass sie ohne Abfahrtskontrolle gestartet sind. Dies lässt sich anhand der Fahrerkarte problemlos nachvollziehen, weil der entsprechende Arbeitszeiteintrag vor Fahrtantritt fehlt. Bußgelder drohen Fahrer und Halter Ob sich solche Bußgeldbescheide nach Einspruch vor einem Gericht halten lassen, ist schwer nachzuvollziehen. Sanktionen bei technischen Mängeln sind dagegen klar geregelt: Wer ein Fahrzeug führt, obwohl die Verkehrssicherheit wesentlich beeinträchtigt war, verstößt gegen die Paragraphen 41 und 69 a StVZO sowie Paragraph 24 Straßenverkehrsgesetz (StVG). Der Fahrer eines LKW bekommt dafür nach Nummer (Nr.) 214 Bußgeldkatalog eine Strafe von 180 Euro sowie 3 Punkte im aktuellen Verkehrszentralregister in Flensburg. Noch härter trifft es den LKW-Halter. Zwar wird er mit ebenfalls drei Punkten in Flensburg gleich bestraft, aber die Geldbuße nach Bußgeldkatalog Nr. 189.2 liegt mit 270 Euro noch höher. Bei den einschlägigen Kontrollen sind es vor allem kleine optische Mängel beim LKW, die Polizei und Bundesamt für Güterverkehr (BAG) zum Weitersuchen veranlassen. Das beginnt meist mit defekten Beleuchtungseinrichtungen. Klar kann ein Leuchtmittel erst nach der Abfahrtskontrolle ausfallen. Fällt das Fahrzeug dann aber mit gleich mehreren defekten Lampen auf, erregt dies Argwohn. Optisch ungepflegte Fahrzeuge ziehen die Kontrollbeamten ebenfalls öfter aus dem Verkehr. Sie mutmaßen: Wer weniger häufig wäscht, dürfte auch sonst weniger Aufwand in die Pflege und Instandsetzung investieren – und liegen dabei oft richtig. Technische Hilfsmittel erleichtern es inzwischen auch weniger gut geschulten Beamten, Mängel zu erkennen. Darunter fallen dann, quasi als Kontrollklassiker, mangelhafte Bremsanlagen. Über eine einfache Temperaturmessung lässt sich erkennen, ob eine Bremse am Fahrzeug weniger oder überhaupt keine Wirkung hat. Ergibt die Sichtkontrolle keine defekten Leitungen oder abgefahrenen Beläge, geht es dann meist in der nächsten Instanz zur nahen Prüfstelle. Besonders ärgerlich: Bewahrheiten sich die Mängel, bezahlt der Halter für die Untersuchung und der LKW wird bei defekter Bremsanlage ziemlich sicher stillgelegt. Folgekosten durch das Abschleppen zur Werkstatt oder Umladen gehen ins Geld. Deutsche fallen zunehmend negativ auf Nach aktuellen Erfahrungen sind es nicht mehr nur LKW aus Osteuropa, die in Kontrollen negativ auffallen. Auch deutsche Transportfirmen verletzen ihre Sorgfaltspflicht, weil sie der verschärfte Wettbewerb zwingt, vermeintlich Zeit und Geld sparen zu müssen. Das mag oft gut gehen, weil selbst technisch mangelhafte LKW ihr Ziel erreichen. Wer allerdings einmal in einer Kontrolle negativ auffiel, kann sich warm anziehen. Das Gedächtnis von Polizei und BAG ist besser als das eines Elefanten. Und für die Höhe der zu entrichtenden Strafe sowie der Folgekosten ließe sich so manche Reparaturrechnung begleichen. ❙❚■ Gerhard Grünig Buch-Tipp Die Kontroll- klassiker In der Reihe VerkehrsRundschau-Snap ist der Ratgeber „Die Kontrollklassiker – Wie Sie typische Verstöße vermeiden“ erschienen. Der Autor und Polizeihauptkommissar der Autobahnpolizei Münster, Stephan Bode, ist Leiter einer Kontrollgruppe. Er erklärt mit Fällen aus der Praxis, wie Fahrer, Fahrzeug und Ladung durch Kontrollen von Polizei und Bundesamt für Güterverkehr (BAG) kommen. Fotos zeigen typische Fehler in den Bereichen Lenk- und Ruhezeiten, Ladungssicherung, Gefahrgut, Großraum- und Schwertransporte oder Überladung. Schritt für Schritt werden Kontrollsituationen dargestellt und mit dem Sollzustand verglichen. Der Ratgeber zeigt Ursache, Gefahrenpotenzial und Rechtsfolgen der Fehler. Das Buch ist Teil der Serie VerkehrsRundschau Snap. Snap steht für Häppchen und meint die Art, wie die Inhalte aufbereitet sind: Praxistipps, Checklisten und Aufgaben können direkt im Alltag genutzt werden. Das 136-seitige Buch kostet 16,90 Euro (18,08 Euro inklusive Mehrwertsteuer). Erhältlich ist es bei Springer Fachmedien im Heinrich-Vogel-Shop: ww.heinrich-vogel-shop.de ks Abfahrtskontrolle Ein paar einfache Checks ersparen Kontroll-Ärger Vor jeder Fahrt müssen LKW-Fahrer eine Sicht- und Funktionskontrolle an ihrem Fahrzeug durchführen. Sie erspart ihnen nicht nur Ärger bei Kontrollen, sondern verhindert auch Pannen. Die wichtigsten Prüfpunkte sind: Beleuchtungseinrichtung: Funktioniert sie und ist sie richtig eingestellt? Räder: Wichtig sind Reifenzustand, Druck, Profil und Schäden Bremsen: z.B. Risse in den Bremsscheiben, Dicke der Bremsscheibe über 35 mm Motor: stimmen die Flüssigkeitsstände und leckt es nicht aus einer Dichtung? Lenkung: Lenkspiel und Leichtgängigkeit Fahrerhaus und Armaturen: Spiegel, Sichtfeld, Kontrollleuchten und die Warnanzeige, Bremsdruck Aufbau: Sind Kennzeichen und Schilder vorhanden und lesbar, funktionieren die Sicherheitseinrichtungen? Anhängerbetrieb: Sind die Verbindungen in Ordnung und funktioniert die Bremskraftregelung einwandfrei? Dächer: Sind Anhänger-, Aufbauten- und Fahrerhausdach frei von Gegenständen? Ladungssicherung Spiegel: Erfassen diese auch tatsächlich die vorgesehenen Sichtbereiche? Die Spiegel sollten zu einem Drittel das Fahrzeug und zu zwei Dritteln die Verkehrsfläche zeigen. Zubehör: Feuerlöscher, Verbandskasten, Warndreieck, Warnleuchte, Warnweste Winterbetrieb: M&S-Reifen auf Antriebsachse, Frostschutz Tipps zur Abfahrtskontrolle bietet die Berufsgenossenschaft Verkehr kostenlos auf ihrer Website: www.bg-verkehr.de. gg/sv Viele Mängel lassen sich auch ohne Ingenieurswissen erkennen und beheben