Lebensmittel-Transporte

Lebensmittel-TransporteSinnvolle DetailarbeitWer als Lebensmittel-Transporteur gegen Hygienevorschriften verstößt, ist ab September 2012 viel mehr in der Pflicht. Abhilfe-maßnahmen zeigten BGL und Transfrigoroute Deutschland nun auf einer gemeinsamen Veranstaltung in Offenbach. Ob Gammelfleisch, Ehec oder Dioxin in Eiern – die Liste der Lebensmittelskandale ist lang. Kein Wunder, dass der Gesetzgeber in diesem hochsensiblen Segment besonders streng über die Beteiligten der gesamten Lieferkette wacht und ihnen immer neue Auflagen beschert, um Lebensmittel noch sicherer für den Verzehr zu machen. Riskante Neuerung für TransporteureJüngste Neuerung, die derzeit für Aufregung bei Lebensmittel-Transport- und Speditionsdienstleistern sorgt: „Nach dem Verbraucherinformationsgesetz müssen ab September 2012 etwaige Verstöße von Lebensmittel-Transporteuren gegen die Hy-gienevorschriften von den Behörden im Internet offengelegt werden.“ Das kündigte Rechtsanwalt Rochus Wallau von der Kanzlei Krell Weyland Grube letzte Woche auf der Veranstaltung „Gute Hygienepraxis beim Lebensmittel-Transport“ des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und Transfrigoroute Deutschland in Offenbach an. Und noch gravierender: Die Veröffentlichung etwaiger Verstöße erfolge bereits dann, so der Jurist, wenn die Behörde auch nur die Vermutung hat, dass der Verstoß ein entsprechendes Bußgeld in Höhe von mindestens 350 Euro nach sich zieht. Umso wichtiger, dass BGL und Transfrigoroute Deutschland nun ihre neue Leitlinie „Gute Hygienepraxis beim Lebensmittel-Transport“ der Öffentlichkeit präsentieren konnten. Denn mit dieser gäbe es „erstmals einen umfassenden Überblick über die wichtigsten beförderungsrelevanten Vorschriften in der Lebensmittelkette“, betonte Rechtsexpertin Ursula Roski des BGL, die seit dem Jahr 2008 die Leitlinie in mühevoller Detailarbeit erarbeitet hat. Sowohl im Zusammenspiel mit Transfrigoroute Deutschland und den Mitgliedsunternehmen des Arbeitskreises Nahrungsmittellogistik im BGL als auch in enger Abstimmung mit den maßgeblichen Verbraucherschutz-Behörden der Länder sowie dem Bundesverband für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Enorme Produkt-BandbreiteKeine einfache Aufgabe, vor allem, weil die Bandbreite der zu transportierenden Güter im Lebensmittel- und Futtermittelsegment extrem groß ist und von Agrarrohstoffen über flüssige und granulatförmige bis hin zu temperaturgeführten und leicht verderblichen Lebensmitteln reicht. Für jedes dieser Produkte gilt die Hygieneverordnung, aber zudem eben auch zahlreiche transportspezifische Vorschriften, sagt Roski. Erschwerend kommt dazu, dass manche dieser Produkte im Laufe der Lieferkette ihre Zweckbestimmung ändern und damit einem anderen Regelungsrahmen unterliegen, beispielsweise Fleisch, das nach Ablauf des Verbrauchdatums entsorgungsreif ist.Ziel war praktikable Lösung „Am liebsten hätte ich zwischendurch die Flinte ins Korn geworfen“, gesteht Roski. So schwierig sei es gewesen, die unterschiedlichen Regelungen zu durchschauen und die Behörden für die Anforderungen des Transportgewerbes zu sensibilisieren. Schließlich sei es ja das Ziel gewesen, die Hygieneanforderungen des Gesetzgebers einzuhalten, sagt Roski. Andererseits wollte man aber auch für Transportunternehmen eine praktikable Lösung schaffen. Immer wieder steckte hier die Tücke im Detail. Letztlich aber hat sich die Mühe der Initiatoren der Leitlinie gelohnt, wie die Veranstaltung zeigte. Alle Referenten – sowohl Rechtsanwalt Wallau, Jürgen Raab, Abteilungsdirektor der Kravag-Logistic Versicherungs AG, als auch Martin Müller, Vorsitzender des Verbandes der Lebensmittelkontrolleure – begrüßten die neue Leitlinie und lobten sie vor allem ob ihrer Praxisnähe. Lob kam selbst von der Politik. Alexander Becht, Referatsleiter vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, wörtlich: „Es gibt nichts Schlimmeres, als als Logistikdienstleister bei Lebensmittelskandalen in negativen Schlagzeilen zu sein.“ Die neue Leitlinie trage nun aber dazu bei, so der Referatsleiter, dass dieses Szenario nicht eintrifft, wenn sich die Unternehmen entsprechend daran orientieren.Gleichwohl ist die Anwendung der Leitlinie als Verbandsempfehlung freiwillig anwendbar, betont Roski. Sie biete Transport- und Speditionsunternehmen aber die Sicherheit, gesetzliche Hygienevorschriften angemessen zu verfolgen – bislang allerdings nur in Deutschland. Doch auch das wird sich wohl bald ändern. Denn BGL und Transfrigoroute arbeiten schon jetzt an einer Lösung für grenzüberschreitende Transporteure, wie die Rechtsexpertin gegenüber der VerkehrsRundschau verriet. ❙❚■ Eva HassaStieß auf reges Interesse: die Veranstaltung von BGL und Transfrigoroute Deutschland zum Thema Hygienepraxis bei Lebensmittel-TransportenLebensmittel-TransporteSeit Inkrafttreten der Lebensmittelbasisverordnung (EG) Nr. 178/2002 und den Lebensmittelhygieneverordnungen (EG) Nr. 852/2004 und Nr. 853/2004 ist ein Transportunternehmer gleichzeitig auch Lebensmittelunternehmer. In seinem Verantwortungsbereich ist er folglich auch für die Lebensmittelsicherheit verantwortlich. Einen umfassenden Überblick über die damit verbundenen Anforderungen leistet nun erstmals die neue Leitlinie „Gute Hygienepraxis beim Lebensmittel-Transport“ von Transfrigoroute Deutschland und BGL. eh

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