Lange räumen

Lange räumen und streuenDie Schweden setzen den Scania mit der umständlichen Bezeichnung R620 8x4*4 HHA als Kommunalfahrzeug ein: 24 Meter lang, 60 Tonnen schwer, 620 PS stark und trotzdem sinnvoll.Sicher wird sich in Mitteleuropa keine Kommune oder Autobahnmeisterei einen 620 PS starken Scania anschaffen, um rund 40 Tonnen Sand zu streuen oder von A nach B zu bringen. Etwas ganz anderes ist das in Skandinavien: Die Schweden ziehen 24 Meter lange Straßenroller durch die ewigen Weiten und können so 40.830 Kilo an Streugut, Material und Winterzubehör mit sich führen. Technisch möglich wäre sogar noch einiges mehr. Das erklärt dann auch die starke Motorisierung. 60 Tonnen machen manchmal SinnAuch in Deutschland könnten 60 Tonnen Gesamtgewicht verteilt auf acht Achsen Sinn machen, wenn man sich dadurch einige Umläufe und Ladevorgänge sparen kann. Wo man den 40-Tonner fünfmal bemüht, genügen dem 60-Tonner vier Umläufe – bei zugegebenermaßen etwas höherem Verbrauch. Auf der Kurzstrecke spart man UmläufeDas ergäbe eine "Win-win-win"-Situation: Unternehmer, Umwelt und Umgebung kommt der eingesparte Umlauf zugute und der Fahrer freut sich am Sound und der Kraft des stärksten Scania-V8. Für den, der hinter dem Steuer sitzt, ist der 620er ohnehin Quell reiner Freude: Mit etwas Schwung ebnet er im zehnten Gang einen kurzen Achtprozenter ein, sticht dank spurstabilem Deichselanhänger schnell um die anschließende Haarnadel, um anschließend bergab zügig an Fahrt zu gewinnen. Derart großzügig motorisiert lassen sich in Schweden schnelle Schnitte realisieren. Talwärts spürt man sechzig Tonnen Gesamtzuggewicht, die ordentliche Bremsen und einen wirkungsvollen Retarder benötigen. In seiner höchsten Stufe lässt er den V8 zur Sicherheit nochmal runterschalten, was man an längeren Gefällen im Kalkül haben sollte, will man nicht mit allzu hohen Drehzahlen und laut blasendem Lüfter ins Tal brüllen. Umgekehrt kann man sich von Opticruise ohne viel Zutun in die höheren Gänge durchreichen lassen, wenngleich man an den etwas langsamen Schaltzeiten und dem "Sicherheits"-Kupplungspedal spürt, dass die Konkurrenz hier schon einen ganzen Schritt weiter ist. Immerhin ist die Scania-Schaltbox sehr solide: Manche Unternehmer haben eine Million Kilometer mit einer Kupplung gefahren. Trotzdem wird man die angebotene Schalthilfe zu schätzen wissen, vor allem, wenn man lange schwedische Winterstraßen für die Allgemeinheit präparieren muss: Beim konstanten, eher verhaltenen Dahinräumen und -streuen macht das händische Anpassen der Gangstufen an die oft recht unterschiedlichen Fahrwiderstände nur unnötig Arbeit. Hier gibt es gerade im Kommunalbereich wichtigere Hebel und Schalter, die bedient werden wollen.300 Liter Sprit reichen für eine TourOft bedient werden will die heimische Zapfsäule: Der Vorführer begnügte sich mit einem 300-Liter-Tank samt 75-Liter-AdBlue-Reservoir. Wenn der starke Scania an fiesen Wintertagen so richtig ranmuss, dürfte er diese Vorräte schnell leer gesaugt haben. Sein größter Feind ist jedoch der Amtsschimmel Mitteleuropas, wo er trotz seines starken Auftritts bares Geld sparen könnte, wenn man ihn nur zugelassen bekäme – und einen kleinen Zuschlag bei den Frachtraten aushandeln könnte. ❙❚■ Gregor SollerAlles belegt: Nebenabtriebe, Liftachsen, Kippertasten, Differenzialsperren und diverse Strahler füllen sämtliche Taster der Armaturentafel. Dazu kommen Hebelchen für die Räumschilder (links)

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