Bocholt/Leipzig. Die Blue-Wings-Maschinen stehen seit Mitte Januar wegen Geldproblemen am Boden, nun hat die deutsche Airline Insolvenzantrag gestellt. „Die Insolvenz war unausweichlich geworden, nachdem der russische Großinvestor von Blue Wings über Monate seine finanziellen Zusagen nicht oder nur verzögert eingehalten hatte“, teilte die im münsterländischen Bocholt ansässige Airline mit 250 Beschäftigten mit. Gemeint ist Großaktionär Alexander Lebedew, der knapp 50 Prozent der Anteile hält. In der Mitteilung über den am Mittwoch beim Amtsgericht Düsseldorf gestellten Antrag hieß es auch, der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Kebekus sehe „gute Sanierungschancen“. Blue-Wings hatte unter anderem von Leipzig aus Moskau angesteuert. Bei der Fluggesellschaft mit Heimatflughafen Düsseldorf rumort es seit Monaten. Diskussionen ums Geld waren zuletzt Mitte Januar in der Einstellung der Flugbetriebs und einem Schlagabtausch zwischen Lebedew und Blue-Wings-Gründer und Vorstandschef Jörn Hellwig gemündet. Erst teilte Blue Wings mit, man wolle sich von Lebedew trennen. Wenige Tage später erklärte sich der russische Geschäftsmann dazu auch bereit. Dazu gab es immer wieder gegenseitige Beschuldigungen, wer für das Chaos bei Blue Wings verantwortlich sei. Ein Gespräch der beiden Geschäftspartner zuletzt vor rund zwei Wochen brachte offensichtlich keine Klärung. Mit dem Flug-Aus Mitte Januar blieben die Blue-Wings-Maschinen - nach Unternehmensangaben sind es aktuell sieben Airbus A 320 - zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres am Boden. Zwischenzeitlich konnten selbst Gehälter nicht mehr gezahlt werden. Dann kamen von Lebedew die nötigen drei Millionen Euro, die Gehälter wurden nachgezahlt - und die Wiederaufnahme des Flugbetriebs beim Luftfahrtbundesamt beantragt. Unklar war seither, wann die Flugzeuge tatsächlich wieder abheben würden. Bei der ersten Zwangspause im Frühjahr 2009 hatte es bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs mehrere Wochen gedauert. Zum Fortgang der neuerlichen Krise sagte Insolvenzverwalter Frank Kebekus in der Mitteilung: „Wir kooperieren mit dem bisherigen Management. Etliche Betriebsteile funktionieren ausgezeichnet.“ Blue Wings beförderte nach eigenen Angaben 2009 noch 270 000 Passagiere - nach 1,1 Millionen im Jahr zuvor. Der Umsatz ging im Jahresvergleich von 154 auf 60 Millionen Euro zurück, die Mitarbeiterzahl von 400 auf 250. Hauptziele im Charter- und Linienverkehr sind von mehreren deutschen Flughäfen aus Russland sowie der Nahe und Mittlere Osten. (dpa)
Kriselnde Airline Blue Wings ist insolvent
Unternehmen: Großinvestor habe finanzielle Zusagen nicht oder nur zögerlich eingehalten / Insolvenzverwalter: "Gute Sanierungschancen"