Kombinierter Verkehr Türkei

Kombinierter Verkehr Türkei Ein Wachstumsmarkt für den KV Trotz der derzeitigen Unruhen gilt die Türkei immer noch als Boomland. Davon profitieren auch die Transportdienstleister. Zur Überwindung der langen Distanzen kommt immer häufiger der Kombinierte Verkehr (KV) zum Zuge. Etwa 2000 Kilometer liegen zwischen der Türkei und Deutschland. Derzeit sind auf dieser Route zahlreiche LKW-Fahrer unterwegs. Dabei sind solche langen Distanzen ideal für den Schienengüterverkehr. Und hier tut sich einiges: Immer mehr Bahnen und KV-Operateure sehen in der Türkei einen lukrativen Markt. Türkei-Shuttle fährt dreimal die Woche So bietet DB Schenker Rail ab September 2013 unter dem Namen „Bosporus Shuttle“ wöchentlich drei Zugpaare zwischen Deutschland und der Türkei an. „Die Türkei ist für uns ein Wachstumsmarkt und Sprungbrett nach Nahost“, sagt Axel Marschall, Vorstand Vertrieb bei DB Schenker Rail, gegenüber der VerkehrsRundschau. Die Züge benötigen für die 2300 Kilometer lange Strecke zwischen Nürnberg und Istanbul insgesamt fünf Tage. Dabei passieren sie Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Zielort ist Halkali (Istanbul). Das Besondere: In dem Zugsystem werden nicht nur Behälter für den KV befördert, sondern auch konventionelle Wagenladungen mitgenommen. Laut DB Schenker Rail mehren sich die Anfragen von Kunden. Als positiv bewertet die Güterbahn, dass die Türkei seit einiger Zeit massiv in das Schienennetz investiert. So wurde das Streckennetz in den letzten Jahren von 6000 auf 10.000 Kilometer vergrößert. Impulse für den Schienenverkehr erhofft man sich durch den neuen Tunnel unter dem Bosporus und durch die Fertigstellung der Strecke von Kars in Nordostanatolien nach Georgien und weiter bis Baku. Allerdings sind angesichts der Wachstums-prognosen laut DB Schenker Rail zu wenige und zu gering dimensionierte Umladeterminals vorhanden, deren Ausstattung noch nicht das bieten, was DB Schenker Rail für seine Kunden benötigt. „Das modernisierte Netz nutzt wenig, wenn die Züge am Ende der Fahrt vor zu kleinen und schlecht ausgestatteten Umladebahnhöfen im Stau stehen. Dies könnte sich zu einem Hindernis für das angestrebte Wachstum an Schienenverkehren entwickeln“, heißt es. Doch die Zuversicht überwiegt. Denn schon bevor die ersten Züge überhaupt fahren, hat die Güterbahn angekündigt, den Bosporus Shuttle später auf fünf Zugpaare die Woche erhöhen zu wollen. Für Rail Cargo Austria (RCA) spielt das Land ebenfalls eine wichtige Rolle. „Die Türkei zählt zu einem der Kernländer der Rail Cargo Group“, sagt Erik Regter, Vorstand RCA, gegenüber der VerkehrsRundschau. So arbeitet RCA schon seit einigen Jahren mit der U.N.Ro-Ro im Bereich der Rollenden Landstraße zusammen. „Nun wollen wir unsere Zusammenarbeit im Bereich der ISU-Sattelauflieger weiter ausbauen, um die Türkei noch besser an Nordwesteuropa anzubinden“, sagt Regter. Neu ist die Vereinbarung mit dem türkischen Speditionsunternehmen BALO Büyük Anadolu Lojistik Organizasyonlar. Ziel ist es, einen Shuttle zwischen der Türkei und Nordwest-Europa für den Transport von Gütern von anatolischen Exporteuren nach Europa zu installieren. Türkei lockt RCA und Kombiverkehr Derzeit befördert die RCA vor allem Handels- und Konsumgüter sowie chemische Produkte zwischen der Türkei und Österreich. Über die Tochter Express-Interfracht werden in der Türkei auch Speditionsleistungen, das Betreiben von Lägern und Zolllägern sowie die Erbringung von Logistikleistungen und damit zusammenhängende Dienstleistungen im Bereich des Transportwesens angeboten. Konkrete Zahlen zu den künftigen Wachstumszielen nennt Regter nicht. Aber er lässt keinen Zweifel daran, dass er große Hoffnungen in das Geschäft aus der und in die Türkei setzt. „Die Türkei ist der Wachstumsmarkt schlechthin“, sagt der Güterbahnchef. Zudem erfolgt der Großteil des Transports am türkischen Markt noch auf der Straße. „Hier wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern ansetzen, um die Verkehre von der Straße auf die Schiene zu verlagern und eine optimale Verbindung zwischen West-Europa und der Türkei aufzubauen“, kündigt Regter an. Eine Erfolgsstory ist das Türkei-Geschäft für Kombiverkehr. „Das von uns transportierte Volumen an LKW-Sendungen, die zwischen Deutschland und der Türkei unterwegs sind, hat sich von 2010 bis 2012 mehr als verdoppelt“, sagt Robert Breuhahn, Geschäftsführer des Operateurs. Das Unternehmen organisiert sowohl den Schienenlandweg via Slowenien als auch Verkehre unter Einbindung von Mittelmeerhäfen zwischen Italien (Triest) und der Türkei, wobei die Nachfrage via Triest derzeit stärker ist. Transportiert werden vorwiegend Produkte aus den Branchen Chemie, Textil, Lebensmittel und Automobil. Nach Ansicht von Breuhahn gibt es zahlreiche Aspekte, die den türkischen Markt interessant machen: „Aufgrund der großen Entfernungen sind die Rahmenbedingungen für den KV geradezu optimal. Die Straße hat Laufzeitnachteile bei einer Ein-Mann-Besatzung und Kostennachteile bei einer Zwei-Mann-Besatzung.“ Ein Problem sieht er darin, dass die Spediteure vielfach generell noch nicht über kranbare Transportbehälter verfügen und erst dann auf die Schiene umsteigen können, wenn sie in moderne Ausrüstung investiert haben. Und da die Türkei noch kein EU-Mitgliedstaat sei, müssten auch die Bahnen bei Grenzübertritt zeitaufwendige Zollabwicklungsverfahren analog anderen Drittländern durchlaufen. ❙❚■ Michael Cordes DB Schenker Rail sieht die Türkei als Wachstumsmarkt und Sprungbrett nach Nahost Türkische Spedition fährt 17 Blockzüge Ekol setzt auf den Kombinierten Verkehr Ekol, eine der größten Speditionen in der Türkei, nutzt immer stärker den KV auf der Relation Türkei - Deutschland. „Wir haben etwa 2000 LKW-Ladungen pro Woche auf dieser Route, davon transportieren wir 70, 75 Prozent intermodal“, sagt Eyüp Soner, COO von Ekol. Einen kräftigen Schub hat der Einsatz von drei Fähren gebracht, die Ekol zwischen Istanbul und Triest einsetzt. Die Schiffe mit einer Kapazität von je 240 Lastzügen verkehren dreimal wöchentlich. Von Triest aus werden die Trailer dann per Ganzzug mit Kombiverkehr bis zur Niederlassung nach Mannheim befördert. Die Konsequenz: Ekol hat die Zahl der Blockzüge kräftig erhöht. „Ende letzten Jahres waren es noch neun pro Woche, jetzt sind es 17“, sagt Soner. Auch wenn frühestens ab September an eine weitere Ausdehnung gedacht ist, sieht er schon jetzt die Gefahr, dass die Trassen über den Brenner knapp werden: „Gegebenenfalls müssen wir auf andere Routen ausweichen“, sagt er. cd