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Kein Abbau der Südbahntrasse – Kritik: Halt auf halber Strecke

19.11.2019 10:00 Uhr
Christian Pegel
Laut Christian Pegel ist auch wichtig, dass der Güterverkehr auf der Strecke wiederbelebt wird. Aktuell 15 Züge im Jahr seien zu wenig
© Foto: Jens Büttner/dpa/picture-alliance

Die Zugstrecke Parchim-Malchow gehört zur sogenannten Südbahn. 2014 wurde auf dem Teilstück der Zugverkehr wegen mangelnder Auslastung eingestellt. Eine Bürgerinitiative kämpfte seither dafür, den Abriss zu verhindern. Jetzt werden die Weichen neu gestellt.

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Schwerin. Der Abriss der Südbahntrasse ist vom Tisch. „Die Stilllegung ist abgewendet, die Bagger können zu Hause bleiben“, sagte der Chef der Schweriner Staatskanzlei, Heiko Geue (SPD), nach einem erneuten Gespräch zur Zukunft der Strecke am Montag in Schwerin. Die Landesregierung, die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Ludwigslust-Parchim sowie das Unternehmen Regio Infra Nord-Ost einigten sich, die Südbahnstrecken zwischen Parchim, Karow, Malchow und Waren zu erhalten. Über ein Gesamtkonzept sollen sie mit dem übrigen Verkehr noch besser verzahnt werden.

Der Zugverkehr auf der Strecke Parchim-Malchow war wegen mangelnder Auslastung 2014 eingestellt worden. Eine Bürgerinitiative kämpft seither für dessen Wiederaufnahme und sorgte bereits in diesem Sommer und in den beiden Jahren zuvor für einen Saisonbetrieb. Nun ist die Zukunft der Trasse bis 2027 gesichert. In der Hauptsaison – von Himmelfahrt bis Ende August – fahren an den Wochenenden jeweils samstags und sonntags drei Zugpaare von Parchim über Karow nach Plau am See. Aus der anderen Richtung sollen die Züge von Malchow bis Karow verlängert werden. Busse und Rufbusse dienen als Zubringer zu den Bahnhöfen.

Güterverkehr soll wiederbelebt werden

„Der Personenverkehr ist allerdings nur ein Aspekt“, betonte Verkehrsminister Christian Pegel (SPD). „Es muss uns gelingen, auch den Güterverkehr auf der Strecke wieder zu beleben. So wie aktuell 15 Züge im Jahr reichen nicht aus.“ Dafür und auch für ein häufigeres Befahren mit Personenzügen müssten nach Auskunft der Regio Infra Nordost – die jetzt die Stilllegungsanträge für die Südbahnstrecke zurückgezogen hat – 9,2 Millionen Euro in Bahnübergänge, Gleisbett und Schienen investiert werden. „Hier muss ich leider ein wenig Wasser in den Wein gießen“, sagte Pegel: „Für gut fünf Millionen davon ist die Finanzierung noch unklar.“

Einen Erfolg nannte Clemens Russell von der Initiative Pro Schiene das Ergebnis. „Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass die Züge wieder nach Malchow durchfahren“, sagte er. „Es ist aber ein Erfolg, dass die Streckenstilllegung verhindert wurde und dass es ein Mehr an Busleistungen geben wird.“ Auch die angepeilte engere Verzahnung der Bahn- und Busangebote sei ein richtiger Weg.

Unterschiedliche Meinungen aus der Politik

Von einem Halt auf halber Strecke sprach die Linksfraktion im Schweriner Landtag. „Trotz aller Erleichterung, dass die Streckenstilllegung der Bahn vom Tisch ist, reichen die Zugeständnisse vom Land gerade einmal aus, den Zug anfahren zu lassen und ihm Halt auf halber Strecke zu verordnen“, kritisierte die verkehrspolitische Sprecherin Mignon Schwenke.

Auf der Strecke blieben etwa die Pendler, betonte Schwenke. „Zur Arbeit, zur Schule, zum Arzt oder Einkauf wird aus und in die Region weiterhin niemand zwischen Parchim und Malchow die Bahn nutzen können. Das ist halbherzige Verkehrspolitik und macht es schwer, die Fahrgastzahlen zu erreichen, die das Land dazu bringt, die Strecken wieder zu bedienen.“ Ziel müsse die durchgängige Südbahn mit Anbindung von Plau am See „oder besser gleich mit Nord-Südverbindung nach Nordbrandenburg“ sein.

Die Freien Wähler begrüßten „das Einlenken der Landesregierung“. „Ein großer Erfolg auch für die Bürgerinitiativen und engagierten Einwohner unseres Landes, die jahrelang und hartnäckig für ihre „Südbahn“ gekämpft haben“, erklärten sie.

Dem Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen reichen die Maßnahmen nicht. „Ambitionierte, zukunftsweisende Verkehrspolitik für Jung und Alt auf dem Land sieht anders aus: Wir wollen, dass die Südbahn wieder auf der gesamten Strecke fährt, ganzjährig“, forderte Landesvorstandsmitglied Jana Klinkenberg. Die Landesregierung sollte nicht die Bedürfnisse der Touristen über die der Einheimischen stellen – „genau das impliziert der Saison-Fahrplan aber leider einmal mehr“. (dpa/ja)

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