Jetzt ist der Bahnchef am Zug

Bei der geplanten Bahnreform soll es vor allem in der Verwaltung und Unternehmensleitung der Deutschen Bahn spürbare Einschnitte geben. Nach übereinstimmenden Berichten sollen in den kommenden fünf Jahren offenbar allein im Personalwesen und Marketing, den Abteilungen Kommunikation und Compliance 610 Millionen Euro eingespart werden. "Um im Wettbewerb zu bestehen, werden wir neue Wege gehen, falls alte Rezepte und bestehende Geschäftsmethoden nicht mehr zukunftsfähig sind", zitierten Aufsichtsratskreise aus der Präambel der mittelfristigen Planung für die Jahre 2015 bis 2019. Das schließe "Veränderungen in der Wertschöpfungstiefe, die Neudefinition des Kerngeschäfts und Veränderungen im Portfolio des Konzerns mit ein". Gemeint sein könnten Ausgliederungen, der Verkauf von Konzernteilen oder Zukäufe. Die Erlösseite sei insgesamt "unbefriedigend", hieß es nach einer Aufsichtsratssitzung in der vergangenen Woche. Angeblich sind neben strukturellen Veränderungen auch personelle Wechsel in der Führungsetage möglich. Logistikchef Karl-Friedrich Rausch geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Von einer "umfassenden Bündelung und Verschlankung" ist die Rede. Ein Unternehmenssprecher wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. DB-Chef Rüdiger Grube wolle dem Aufsichtsrat bald Vorschläge unterbreiten, hieß es. 2015 zeichnet sich Gewinneinbruch ab Hintergrund der Umbaupläne ist der erwartete Gewinneinbruch für 2015. Bis einschließlich Mai verzeichnete der Staatskonzern ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 625 Millionen Euro, wie berichtet wurde. Das sind 239 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Geplant hatte die Bahn mit 780 Millionen Euro, sie liegt also um rund 20 Prozent hinter den eigenen Zielen. Als ein Grund dafür werden die Lokführerstreiks genannt. In diesem Jahr wollte der Konzern ursprünglich 2,2 Milliarden Euro operativen Gewinn erzielen, inzwischen ist von 2,0 Milliarden Euro die Rede. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste das Unternehmen zwischen Juni und Dezember aber einen Gewinnsprung schaffen und mehr als doppelt so viel verdienen wie bis Mai. Das Unternehmen muss weitere Kredite aufnehmen, die Verschuldung soll von derzeit etwa 16 Milliarden Euro bis 2017 auf fast 20 Milliarden Euro steigen. Konzernchef Grube hatte bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren die Tilgung von Schulden als Kernaufgabe bezeichnet. Im Schienengüterverkehr muss die Bahn rote Zahlen hinnehmen. Sogar ein Verschrottungsprogramm für Güterwaggons wird erwogen, um Werkstattkosten zu senken. Im Personenfernverkehr leidet die Bahn unter der Konkurrenz der Fernbusse. Im Regionalverkehr hat sie Marktanteile verloren.