Rom. Italienische Frachtführer haben ihren Streik heute trotz eines Verbots der Regierung fortgesetzt. Von Ventimiglia an der Grenze zu Frankreich bis nach Sizilien führten Blockademaßnahmen auch am dritten Streiktag in ganz Italien zu langen Autoschlangen und Staus, berichtete die italienische Nachrichtenagentur „Ansa". Als Folge des Ausstands können wichtige Güter nicht mehr ausgeliefert werden, in vier von fünf Tankstellen gibt es bereits kein Benzin mehr. Die Regierung von Romano Prodi hatte am Dienstagabend dem wilden Streik des italienischen Transportgewerbes ein Ende setzen wollen. Transportminister Alessandro Bianchi erließ eine Verordnung, wonach die Streikenden bis Mitternacht ihre Blockaden beenden müssten. Lastwagenfahrer, die dennoch weiter den Dienst verweigern und die Straßen blockieren, müssen mit einer Anzeige rechnen. Bianchi begründete den Schritt damit, dass es mittlerweile die konkrete Gefahr gebe, dass die Lieferung von wichtigen Gütern ausbleibe. Dies würde die Grundrechte der Bürger beeinträchtigen, erklärte Bianchi. Auf vielen Straßen in Italien herrschte gestern Chaos. Ausländische LKW-Fahrer, die sich dem Streik nicht anschließen wollten, wurden mit Steinen beworfen. Es kam auch zu erheblichen Sachbeschädigungen an den Fahrzeugen. Seit die selbstständigen LKW-Fahrer am Montag ihren Ausstand begonnen hatten, war bereits in weiten Landesteilen das Benzin knapp geworden. „Aufgrund der ausbleibenden Lieferungen und der geschlossenen Raffinierien könnten bereits ab Mittwoch die ersten Südtiroler Tankstellen keinen Treibstoff mehr vorrätig haben", sagte Wolfgang Angerer, Präsident des Landesverbandes der Tankstellenpächter, dem Nachrichtenportal „Südtirol Online“. Verbraucherverbände hatten gewarnt, dass bald in den Supermärkten und Geschäften auch die Obst- und Gemüseregale leer sein könnten. Zu dem fünftägigen Ausstand hatten sieben italienische Transportgewerkschaften aufgerufen, die insgesamt 80 Prozent der mehr als 130.000 Beschäftigten in den italienischen Speditionen vertreten. Ein Treffen von Gewerkschaftsführern mit Transportminister Alessandro Bianchi endete gestern erfolglos, berichteten italienische Medien. „Wir können uns nicht mit vagen Versprechen zufriedengeben. Die Regierung muss sich entschließen, unsere wahren Probleme in Angriff zu nehmen“, hatte der Sprecher des italienischen Frachtführerverbands FAI, Paolo Ugge, am Dienstag erklärt. Unter anderem fordern die Streikenden Hilfen wegen der immer weiter steigenden Benzinpreise. Die Mehrausgaben für Speditionen und andere Firmen seien beträchtlich. (dpa/sb)
Italien: Streik geht trotz Verbot weiter
Transportminister Bianchi beendet nach Eskalation den Ausstand per Verordnung: Nicht alle streikenden Frachtführer wollen sich der Anordnung beugen