It is "T"-Time

Sofern man bei Renault in Deutschland bislang von Top-Sellern sprechen kann, hat sich der "T" mit Sleeper Cab als Premium-Nachfolger am besten etabliert. Zwar wartet diese Kabinenversion mit einem kleinen Motortunnel auf. Glänzt aber andererseits mit bequemem Einstieg und bietet gegenüber dem High Sleeper nur unwesentlich weniger Stauraum. Bei der Motorisierung scheint der 460er Liebling der Kunden zu sein. Im Test haben wir uns - dem Trend nach weniger Leistung und niedrigerem Kraftstoffverbrauch folgend - dennoch für den 430er entschieden. Der 10,8 Liter Hubvolumen messende DTI11-Sechszylinder ist relativ leicht. Renault gibt an, dass ein T ohne Retarder in Standardausstattung nur 7160 Kilo auf die Waage bringt. Mit Retarder, hohem Ausstattungsniveau und aerodynamischer Vollverkleidung liegt der Test-Lkw bei rund 7600 Kilo. 11 Liter Hubraum sind genug Wunder bei den Fahrleistungen darf man nicht erwarten. Weil wir den Test des T 430 nutzten, um die klassische Fünfachs-Kombination gegen die Vierachs-Kombi zu testen, reichte das Spektrum von 33 bis 40 Tonnen Gesamtgewicht. Mit niedrigen Tonnagen - auch mit 38 Tonnen und zwei Reifen weniger Rollwiderstand - kommt der 430er gut zurecht. Viel Temperament hat er wegen der langen Achsübersetzung nicht. Dafür gibt er sich aber trotz Abgasrückführung sparsam (Verbrauch siehe Seite 44). Renault nutzt die AGR vor allem, um die Abgastemperatur und die Wirksamkeit des SCR-Kats hoch zu halten. Subjektiv fehlt es an Drehmoment - rund 100 Newtonmeter weniger als bei vielen Wettbewerbern. Leider kann auch die elektronische Steuerung von Tempomat und Bremstempomat (noch) nicht überzeugen. Der T zeigt Überschwinger. Zwar regelt Softcruise das Tempo im Sinne langer Rollphasen. Im Endeffekt fehlt aber ein GPS-Tempomat. Speziell mit 40 Tonnen und bei hügeliger Topografie sind häufige Gangwechsel nötig. Die erledigt die automatisierte Optidriver-Schaltung mit gewohnter Zuverlässigkeit. Die Auslegung der Schaltpunkte ist dennoch ganz aufs Sparen ausgelegt. Nur in der kleinen Gruppe überspringt das Getriebe Schaltstufen. In den oberen sechs Gängen wird schon bei knapp unter 1500 Touren hochgeschaltet. Damit sind sicher nicht alle Fahrer glücklich, greifen manuell ein und treiben damit meist den Verbrauch in die Höhe. Im direkten Vergleich mit dem Konzernbruder Volvo fällt auf, dass die Renault-Schaltbox die Gänge nicht so perfekt sortiert. Außerdem fährt die Schaltung nicht in jedem Fall die ideale Schaltstrategie. Es kommt vor, dass der T schon mal den weniger passenden Gang einlegt - im Berg und an der Kuppe zu spät hoch- oder herunterschaltet und im Bremstempomatmodus mit zu wenig Drehzahl fährt. Auch die Eco-Roll-Funktion ist noch nicht perfekt. Und nicht zu vergessen: Der Schalthebel ist wie schon beim Vorgänger ungünstig positioniert. Kleine Defizite beim Fahrerplatz Obwohl Renault die neue Lenkradverstellung mit Doppelgelenk verbaut, fehlt es an Verstellbereich. Groß gewachsene Fahrer haben das Volant knapp über den Oberschenkeln. Die Entriegelung per Knopf rechts neben der Lenksäule sitzt außerdem ungünstig. Dafür passen die neuen Sitze wie angegossen: logische Verstellung, weiter Verstellbereich und optimale Passform gehören zu den Vorzügen. Der Retarder- und Motorbremshebel sitzt jetzt rechts. Die Mehrzahl der direkten Bedienfunktionen hat Renault ins ziemlich überfrachtete Multifunktionslenkrad integriert. Nur wer nach einem intensiven Blick in die Bedienungsanleitung die Funktion der vielen Schalter verinnerlicht hat, kommt klar. Zentrales Steuerelement ist ein Dreh-Drück-Taster á la Audi, der auf der Rückseite der rechten Lenkradspeiche sitzt. Spiegel mit Vor- und Nachteilen Er steuert viele Menüpunkte, etwa die Sensibilität des Abstandstempomaten oder die Konfiguration des doppelt belegten Tempomaten mit den entsprechenden Über- und Unterschwingern für eine möglichst sparsame oder auch "sportliche" Fahrweise. Der T ist kein sonderlich leises Auto. Zudem offenbart das Sleeper Cab deutliche Windgeräusche aus dem Bereich der groß ausgefallenen Spiegel(halter) sowie der Sonnenblende. Das große Sichtfeld der Spiegel hat zwar Vorteile beim Blick nach hinten. Leider zeigt sich eine große Sichteinschränkung beim Abbiegen oder beim Befahren von Kreisverkehren. Die Lenkung gibt sich - auch reifenabhängig - indifferent um die Mittellage. Mit ein paar Grad Lenkwinkel wird sie direkt und gefällt durch niedrige Bedienkräfte, bleibt aber in allen Situationen ein wenig synthetisch. Die Kabine neigt in Kurven zum Wanken - allerdings nicht so schlimm, als dass der Fahrer gleich am Lenkrad reißen würde. Nicken beim Bremsen ist dagegen nicht festzustellen. Die Hinterachse des Renault könnte durchaus weniger hart gefedert sein. Vor allem mit sinkender Sattellast lässt es der Franzose ein wenig an Fahrkomfort missen. Wir empfehlen in jedem Fall, in die aufpreispflichtige Komfortlagerung der Kabine zu investieren. Zudem offenbaren sich beim T ein paar Vibrationen aus dem Bereich Motor/Antriebsstrang, die bis in die Kabine durchschlagen. Innen bietet der neue Renault viele praxisgerechte Lösungen. Darunter wahlweise ein oberes Bett, dessen Vorderteil sich anklappen lässt. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Stauraum. An den Staufächern finden sich praktische Jalousien. Die Verarbeitung ist gut, auch wenn die verwendeten Kunststoffe eher hart sind. Nur das Klappern der elektrisch verriegelten Kühlschrank-Schublade hat Renault noch nicht ganz im Griff. Eine "Pfeilung" des Kabinenrohbaus nach vorne sorgt ebenso für bessere Aerodynamik wie die um 12 Grad angestellte Frontscheibe - leider geht das aber alles auf Kosten des Innenraums. Zuverlässige Stopper Die Betriebsbremse des Renault arbeitet sehr ordentlich. Auf die diversen Trailerund Tonnagewechsel während des Tests stellt sich das EBS schnell und zuverlässig ein. Der Fahrer hat ein gutes Gefühl auf dem Bremspedal, die Reaktionszeiten der Stopper fallen kurz aus, die vorhandene Verzögerungsleistung ist ohne Fehl und Tadel. Uns gefällt, dass die Franzosen - im Gegensatz zu ihren schwedischen Partnern - auf Retarder-Power setzen. Gut so, denn speziell beim DTI11 zeigt sich die Motorbremsleistung auch bei hohen Drehzahlen und trotz Optibrake Ventilbremse nur durchschnittlich. Die Armaturen des T wirken verspielt. Seine Instrumente sind klar gezeichnet, gönnen sich aber typisch französische Eigenarten. Die Vorteile der von Volvo adaptierten elektronischen Handbremse erschließen sich nicht sofort - gut: Sie löst automatisch beim Anfahren. Die Schalter sind in Funktionsgruppen angeordnet, wirken aber für Neulinge verstreut. Der Aufstieg zum Säubern der Scheibe gelingt mit den breiten Trittstufen und den entsprechenden Griffen einfach und sicher. Unterm Strich ist der Franzose in vorliegender Konfiguration ein schönes Auto mit etwas Optimierungspotenzial. Das vor allem Sinn macht, wenn nicht permanent 40 Tonnen zu transportieren sind. Insofern kann der 38-Tonner kommen, der ganz offensichtlich viel günstiger fährt als eine Fünfachs-Kombi! Der Renault im TÜV-Urteil Wartung und ServiceServiceintervall (max. 100) 67Abfahrtskontrolle (max. 90) 82Servicearbeiten (max. 80) 66Fahrerfreundlichkeit (max. 90) 68Kleinreparaturen (max. 70) 61Gesamtpunkte: (max. 430) 344Detaillierte Ergebnisse unter www.verkehrsrundschau.deDas Urteil des TÜV Süd über Service und Wartung zum neuen Renault T: Der Franzose zeigt sich durchdacht, gefällt durch ein wartungsfreies Chassis, ein umfangreiches Diagnosesystem und einen, wenn auch nicht sehr trivial bedienbaren Bordcomputer. 100.000 Kilometer Wartungsintervall sind allerdings kein besonders guter Wert. Dafür begnügt sich der T mit günstigen Standardölen nach Renault-Norm. Der Waschwasserbehälter sitzt gut befüllbar, aber crash- und frostgefährdet offen im Spritzbereich des Vorderrads. Ein Tausch der vorderen Leuchtmittel ist ohne Werkzeug möglich. Die Kupplung arbeitet wartungsarm via Pneumatik. Die Mehrzahl aller Füllstände wird vom Bordcomputer überprüft. Rechtzeitig bekommt der Fahrer eine Klartextmeldung aufs Display, falls etwas nicht passt. Die Werkstatt kann gegebenenfalls über Codes dann tiefer in die Fehleranalyse gehen. Schön: ein Ölmessstab plus Teleskop-Einfüllöffnung samt Sensor. Bei den Rückleuchten setzt Renault auf energieeffiziente und langlebige LED. Die Frontklappe ist unverriegelt. gg Die VR fährt CO2-neutral Verantwortung zeigen! Die VerkehrsRundschau gleicht das bei den Lkw-Tests anfallende CO2 durch Emissionsminderungszertifikate aus. Unsere Beiträge fließen in ein Windenergieprojekt in Bandirma/Türkei, das höchste Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt. Uns unterstützt dabei der Anbieter ClimatePartner. Über den QR-Code lässt sich die Kompensation nachvollziehen.

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