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Interview zum städtischen Güterverkehr: "Es fehlen Ladezonen"

03.07.2020 12:06 Uhr
Wolfgang Aichinger
Wolfgang Aichinger ist Projektleiter für städtische Mobilität bei der Denkfabrik Agora Verkehrswende
© Foto: Agora Verkehrswende

Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat einen Leitfaden mit Vorschlägen ausgearbeitet, wie Kommunen die City-Logistik zukunftsfähig gestalten können. Wolfgang Aichinger, Projektleiter für städtische Mobilität bei Agora, beantwortet dazu zentrale Fragen.

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Agora Verkehrswende hat kürzlich Vorschläge vorgelegt, wie Kommunen und Logistikwirtschaft den städtischen Güterverkehr zukunftsfähig gestalten können. Woran hapert es aus Ihrer Sicht?

Es werden deutlich mehr Ladezonen benötigt. Da tun die Städte aktuell relativ wenig. In unserem Leitfaden „Liefern ohne Lasten“ empfehlen wir eine Ladezone alle 50 Meter. Damit wird deutlich, wie viele eigentlich fehlen. Und das Falschparken darf in den Ladezonen nicht mehr toleriert werden. Das Thema Niedrig- und Nullemissionszonen spielt ebenfalls eine immer wichtigere Rolle. Hier braucht es aus Sicht der Unternehmen endlich Sicherheit und einen klaren politischen Fahrplan. Ein gutes Konzept dazu gibt es beispielsweise in den Niederlanden.

Wie sieht dieses Konzept aus?

Im letzten Klimaschutzpaket hat das Land vereinbart, bis 2025 in über 40 Städten Nullemissionszonen für die Logistik auszuweisen – in Amsterdam etwa das Gebiet innerhalb des Autobahnrings. Diese Maßnahme wird rund 40 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehr einsparen. Das ist übrigens genau das Ziel, das Deutschland bis 2030 erreichen will.

Welche Mittel können dabei helfen, Lieferstress zu reduzieren und gleichzeitig die Emissionen zu senken?

Im Moment gehen Studien davon aus, dass sich die Sendungszahl bei Paketen bis 2028 verdreifachen wird. Das bedeutet auch mehr Fahrzeuge auf den Straßen. Hier schlagen wir Mikrodepots und Bündelung vor. Die Idee dabei ist, dass nicht jede Fahrt von außerhalb der Stadt und bis zur Haustür ununterbrochen durchgeführt wird. Stattdessen sortieren und bündeln Paketzusteller ihre Lieferungen, und nur ein Dienstleister übernimmt die „allerletzte Meile“. Der Verkehr kann sich so entspannen. Eine große Herausforderung ist, einen geeigneten Platz für das Mikrodepot zu finden. Hier müssen Kommunen stärker beobachten, wo sich aktuell Nutzungen in der Stadt verändern, um geeignete Flächen sichern zu können.

Gibt es weitere Maßnahmen, wie sich der städtische Güterverkehr entspannen kann?

In Städten, in denen es eine City-Maut gibt, profitieren Unternehmen davon, es geht nämlich der Pkw-Verkehr zurück. Das ist der Vorteil, denn Fahrten werden wieder viel planbarer. Lieferanten stehen weniger im Stau und haben mehr Chancen, einen Parkplatz oder eine Ladezone zu finden. Die Mautgebühr geben sie in der Regel an den Kunden weiter.

Wie realistisch sehen Sie die Umsetzung Ihres Leitfadens?

Die Bundesregierung bringt das Thema Nullemissionen nicht voran. Als Landesregierung oder Kommune kann man das zwar auch umsetzen, viel besser wäre es aber, wenn der Bund die Umweltzonen weiterentwickelt. Fehlende Daten sind ein weiteres Problem, denn die Kommunen wissen oft wenig über die direkten Abläufe im Güterverkehr. Hier hilft es, einen Logistikbeauftragten in der Verwaltung zu benennen, der sich um den direkten Draht zur Branche bemüht.

Das Interview führte VerkehrsRunschau-Mitarbeiter John Aukenthaler

Den Agora-Leitfaden „Liefern ohne Lasten“ können Sie unter folgendem Link kostenlos als PDF herunterladen: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/liefern-ohne-lasten/

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KOMMENTARE


Ewald

31.07.2020 - 09:31 Uhr

Im das alles so zu realisieren wie es am GRÜNEN Tisch erarbeitet wird, müssten die Verantwortlichen erstmal 3 Monate auf die Strasse dann könnten sie ihre Ideen besser Realisieren. Es ist der Ansatz gut, aber immer noch viel zuviel Theorie.


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