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Interview: Was bringt ein faltbarer Container?

28.05.2014 10:26 Uhr
Interview: Was bringt ein faltbarer Container?
Simon Bosschieter: „Die Mehrkosten für einen Faltcontainer amortisieren sich schnell“
© Foto: HCI

In drei Pilotprojekten testet der Hersteller HCI seinen faltbaren Container im Alltagsgebrauch.

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Das Unternehmen HCI startete 2008 als Start-up von Studenten an der Technischen Universität von Delft, die Geld für ihre Idee eines faltbaren Containers einsammelten. 2009 wurde der erste Prototyp gebaut. Der 4Fold ist der erste 40-Fuß-High-Cube-Faltcontainer, der nach ISO zertifiziert wurde. Wenn er leer ist, kann er auf ein Viertel seiner ursprünglichen Höhe gefaltet werden. Vier gefaltete Container sind so groß wie eine Standardbox.  VerkehrsRundschau sprach mit HCI-Geschäftsführer Simon Bosschieter über den Faltcontainer.

 

VerkehrsRundschau: Warum kam niemand früher auf die Idee, leere Boxen einfach zusammenzuklappen?
Simon Bosschieter: In der Tat ist die Idee einfach, aber es ist eine Herausforderung, die faltbare Box so zu konstruieren, dass sie genauso stabil ist wie ein herkömmlicher Container. Der 4Fold ist der erste 40-Fuß-High-Cube-Faltcontainer, der nach ISO-Norm zertifiziert wurde.

Gibt es schon eine praktische Anwendung für den Falt-Container?
Derzeit laufen drei Pilotprojekte, zwei in Asien und eins in Europa. Insgesamt sind derzeit sieben Container unterwegs. Zwölf weitere sind verkauft und werden gerade gebaut.

Wie sieht eine typische Anwendung dafür aus?
Ein Projekt umfasst den multimodalen Rundlauf zwischen Venlo und Valencia in Spanien über die Seehäfen Rotterdam und Bilbao. Die Boxen gehen per Binnenschiff von Venlo in Südholland nach Rotterdam und von dort per Seeschiff weiter nach Bilbao in Spanien. Per Blockzug geht es weiter nach Valencia und von dort per LKW bis zum Empfänger. Nach der Entladung gehen die Boxen zurück nach Valencia, wo sie gefaltet werden und zurück nach Venlo gehen.

Können die Container auf jedes herkömmliche Containerschiff verladen werden?
Ja. Wir haben die gleiche ISO-Zertifizierung wie für einen herkömmlichen Container. Ausgeklappt hat der 4Fold ja auch exakt die gleichen Abmessungen. Die Tests zur Erfüllung der ISO-Norm sind ziemlich hart, beispielsweise muss der Container neun Lagen übereinander gestapelter Boxen aushalten und andere strenge Belastungstests. Vier gefaltete Boxen übereinandergestapelt entsprechen genau den Abmessungen eines 40-Fuß-High-Cube-Containers und benötigen den gleichen Stellplatz.

Welche Vorteile bringen Faltboxen?
Faltbare Container verringern die Kosten für den Transport von Leercontainern. Weltweit geben Reeder 20 Milliarden für den Transport leerer Boxen aus. Im europäischen Hinterland sind 40 Prozent der Container leer, auf dem Seeweg zwischen Hamburg und China immerhin ein Drittel. Das Potenzial ist riesig. Es geht ja nicht nur um den reinen Transport, sondern auch um die Lagerung und das Handling. Unterm Strich spart der 4Fold 75 Prozent der Depotkosten und ebenso viel beim Handling. Die gesamten Transportkosten auf einer kompletten Relation könnten um bis zu 25 Prozent gesenkt werden.

Wie groß ist das Interesse im Markt?
Das Interesse an der Lösung ist auf jeden Fall vorhanden. Wir sprechen mit den Reedereien, den großen 3PL und auch den Schienenoperateuren. Ein Spediteur mit eigenen Containern müsste für den Rücktransport seiner Leercontainer nur noch einen statt vier Stellplätze auf dem Schiff bezahlen.

Wie viel teurer sind die Container?
Unser Ziel ist es, dass sich der Marktpreis für einen faltbaren Container beim doppelten Preis einer herkömmlichen Box bewegt. Die Mehrkosten würden sich dann bereits nach anderthalb Jahren amortisieren. Es gibt auch die Möglichkeit, die Container zu leasen, dafür haben wir einen Leasingpartner. Der Test für Unternehmen ist damit ziemlich risikoarm.

Und wo liegen die Nachteile?
Manche Kunden sind skeptisch, weil es noch keine validen Daten zur Haltbarkeit der Container gibt. Der Praxiseinsatz umfasst gerade mal ein Jahr – das lief allerdings problemlos. Wir rechnen auch nicht mit Problemen. Und Ersatzteile bekommt man genauso schnell wie beim herkömmlichen Container.

Das Interview führte Dietmar Winkler

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