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Interview: Ist Amazon ein schlechter Arbeitgeber?

23.04.2013 10:28 Uhr
Interview: Ist Amazon ein schlechter Arbeitgeber?
Bernhard Schiederig ist Verdi-Verhandlungsführer bei Amazon in Bad Hersfeld
© Foto: Verdi

Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig über die Forderungen seiner Gewerkschaft an den Versandhändler in Bad Hersfeld.

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Verdi hat Amazon mit Streik gedroht. Welche Forderungen stellt die Gewerkschaft?

Wir fordern in Bad Hersfeld von Amazon die Tarifbindung für die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Hessen. Im Moment wendet Amazon eine eigene Entgeltstruktur an. Das Einstiegsgehalt ist im Moment 9,83 Euro, laut Tarifvertrag müsste Amazon 12,18 Euro pro Stunde bezahlen.

Amazon sagt, die Mitarbeiter seien überdurchschnittlich bezahlt.

Das ist eine Interpretation von Amazon. Die Frage ist ja, welcher Branche fühlen sie sich zugehörig? Amazon vergleicht sich immer mit der Logistikbranche. Nach unserer Auffassung hat Amazon aber nichts mit Logistik zu tun, sondern ist ein klassischer Versandhändler.

Was bedeuten die Arbeitskämpfe für die anderen deutschen Standorte?

In Leipzig und Bad Hersfeld sind wir so gut aufgestellt, dass wir Amazon zur Tarifbindung auffordern können. In den anderen Standorten sind wir dabei, Betriebsräte zu bilden. Danach sind wir möglicherweise auch in der Lage, diese Mitarbeiter in Arbeitskampfmaßnahmen zu führen. Bad Hersfeld und Leipzig sind nur der Anfang.

Ist Amazon ein schlechter Arbeitgeber?

Nicht grundsätzlich, nein. Aber als führender Onlinehändler sollte Amazon auch eine Vorbildfunktion haben und die Tarifverträge für den Einzel- und Versandhandel anwenden.

Stellt Verdi also ein bekanntes Unternehmen an den Pranger, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?

Das würde ich so nicht formulieren. Wir wollen ein deutliches Signal in der Branche geben. Diejenigen, die noch keiner Tarifbindung unterliegen, werden von Verdi angegangen. Amazon soll keinen Wettbewerbsvorteil dadurch haben, dass in diesem Unternehmen keine Tarifverträge Anwendung finden.

An der Situation der Leiharbeiter ändert der Tarifvertrag aber nichts, oder?

Nein, im Moment nicht. Doch wenn Amazon die tarifvertragliche Möglichkeit der Beschäftigung von Aushilfen nutzen würde, würden für sie die gleichen Bedingungen gelten wie für die normalen Angestellten.

Sollten Sie sich durchsetzen, besteht dann nicht die Gefahr, dass Amazon noch mehr günstige Leiharbeiter einstellt?

Diese Gefahr lässt sich nie ausschließen. Erfahrungsgemäß nutzen Unternehmen jede Möglichkeit aus, um billig Personal zu beschäftigen. Genau deshalb bedarf es stringenter gesetzlicher Regelungen für den Einsatz von Leiharbeitskräften.

Bestellen Sie eigentlich Bücher bei Amazon?

Nein, ich gehöre noch zu denen, die in den Laden gehen.

Das Interview führte Hanna Sturm, VerkehrsRundschau

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