Hamburg. Noch vor zwei Jahren, unter dem Eindruck der Weltwirtschafts- und Schifffahrtskrise, stand bei der HHLA eine „Einmottung" des Container Terminals Tollerort (CTT) noch als mögliche Option auf der Tagesordnung, um auf diese Weise die beiden anderen Großterminals am Burchardkai (CTB) und in Altenwerder (CTA) besser auszulasten. Von diesen Planspielen ist längst keine Rede mehr.
Im Gegenteil: Der CTT wird für Hamburgs Hafenumschlag und -logistik-Unternehmen immer wichtiger. Mit dem chinesischen Containerfrachter „Cosco Glory" wurde am vergangenen Wochenende erstmals ein 13.000-TEU-Riese am CTT abgefertigt. Die chinesische Reederei ist einer der wichtigsten Kunden des Hamburger Hafens im Allgemeinen und des CTT im Besonderen. Der Großfrachter ist Teil des NE3-Dienstes, der Europa mit Asien verbindet.
Viel Vorarbeit ist erforderlich, damit der Anlauf der Riesen reibungslos läuft
Dabei stellt das Ansteuern – und Verlassen – des im Herzen des Freihafens gelegenen Terminals eine sehr große Herausforderung an die Schiffsführung, die Lotsen und die Assistenzschlepper-Besatzungen dar. Denn, um den Terminal im einkommenden Verkehr zu erreichen, muss das Schiff gewissermaßen die „Hauptfahrbahn Elbe" verlassen, im Strom drehen, um dann, mittels Schlepper-Unterstützung, über das Heck den zugewiesenen Liegeplatz anzusteuern. Schiffsführung und Lotsen müssen hier sehr genau Wind und Wetter, die Strömung und das sogenannte Gezeitenfenster im Auge haben. Mit anderen Worten: Maßarbeit leisten.
Anläufen solcher Schiffsriesen gehen in Hamburg stets umfangreiche „Trockenübungen", sprich Simulationen, voraus. Das geschieht im engen Zusammenwirken zwischen der Hamburg Port Authority (HPA) und ihren Fachleuten aus der Nautischen Zentrale, den verschiedenen Lotsen-Organisationen, dem Terminalbetreiber und der Reederei. Für diese Tests steht leistungsstarke IT zur Verfügung. Angesichts der großen Bedeutung des 13.000er-Erstanlaufs übernahm der „Cheflotse" („Ältermann", Anm. d. Red.) der Hamburger Hafenlotsen, Klaus Vorwerk, den anspruchsvollen Job.
HPA „knabbert" Land vom CTT ab – und erweitert damit den Drehkreis im Elbe-Strom
Der CTT, der unter anderem durch Teilzuschüttungen von nicht mehr genutzten Hafenbecken zusätzliche Fläche nach hinten hinaus erhielt, wurde seitens der Hamburg Port Authority (HPA) auch mit zwei neuen Großschiffliegeplätzen ausgerüstet. Die HHLA ihrerseits erhielt im Sommer vergangenen Jahres fünf in China gebaute Super-Post-Panamax-Containerbrücken. Heute stehen auf dem Terminal mit 400.000 Quadratmeter Fläche rund 1000 Mete Kaimauer, acht Containerbrücken und ein moderner Containerbahnhof zur Verfügung. Letztgenannter ging im Mai 2008 ans Netz.
Der Ausbau am CTT geht allerdings noch weiter. Die HPA will vor allem die nautische Erreichbarkeit des Terminals verbessern. Dazu wird der Terminal in der Länge etwas eingekürzt. Die Wirkung: Es entsteht ein großer Drehkreis, der optimal auf die Großcontainerschiffe zugeschnitten ist. Dazu gehört auch die „Cosco Glory" mit ihren 367 m Länge und 48 m Breite und ihre Schwesterschiffe. Denn sie – und weitere Frachter – werden den CTT künftig regelmäßig ansteuern. Die Terminalverkürzung stellt eine sehr anspruchsvolle Operation dar. HPA-Chef Jens Meier geht derzeit von Gesamtkosten in Höhe von 70 Millionen Euro aus, die für das Abtragen von vier Hektar Landmassse sowie Neubau einer entsprechenden Kaimauereinfassung anfallen werden.
Bis 2016 soll die Maßnahme, die im laufenden Betrieb erfolgen muss, abgeschlossen sein. Für die HHLA springen neben einer besseren Erreichbarkeit des Terminals im Zuge der Maßnahme auch noch zwei neue Feeder- Liegeplätze raus. Das Planfeststellungsverfahren für dieses Vorhaben ist bereits eingeleitet worden. Zudem wurde die Bebauung der Terminalspitze bereits abgetragen. Ebenfalls gefordert werden die Kampfmittel-Experten. Denn auch dieser Teil des Hafens wurde im Zweiten Weltkrieg massiv bombardiert. Bei fast allen Neubauvorhaben im Hafen werden auch heute noch in den nach dem Krieg wieder bebauten Gebieten Bombenblindgänger entdeckt, die aufwändig geborgen und unschädlich gemacht werden müssen.
2011 werden in Hamburg weit über 900 Großcontainerschiffe erwartet
Auf den Erstanlauf eines Dreizehntausenders wird am 4. August ein weiterer folgen. Im laufenden Jahr rechnet man bei der HPA mit weit über 900 Anläufen von Schiffen jenseits der 10.000-Grenze. Vor diesem Hintergrund wird auch die Elbvertiefung immer wichtiger. Denn Frachter wie die „Cosco Glory" können Hamburg nur „teilabgeladen" ansteuern. Für die HHLA steht fest: „Der Anlauf der Großschiffe ist auch ein Vertrauensvorschuss der Reedereien in eine baldige Fahrrinnenanpassung der Elbe." (eha)
dagobert