Die Deutsche Bahn hat seit Freitagabend (27. Juni) für gut acht Wochen die wichtige Bahnstrecke Oberhausen–Emmerich gesperrt. Die Maßnahme betrifft auch den Güterverkehr, der über die 73 Kilometer lange Verbindung läuft – ein zentrales Teilstück des europäischen Güterkorridors von Rotterdam nach Genua. Insgesamt dauern die Bauarbeiten mehrere Jahre, wobei im vergangenen November die heiße Phase begonnen hat.
Im Fokus der Bauarbeiten steht der Wesel-Datteln-Kanal. Die bestehende Bahnbrücke über die wichtige Wasserstraße soll umgebaut werden und größeren Schiffen die Durchfahrt ermöglichen. Seit November 2024 besteht deswegen im Teilstück Wesel und Voerde-Friedrichsfeld aufgrund von Brückenbauarbeiten nur eingleisiger Betrieb. Der stufenweise Ausbau auf der Strecke führt zu einem Wechsel aus Voll- und Teilsperrungen.
- Die aktuelle Vollsperrung zwischen Oberhausen und Emmerich ist bis 26. August angesetzt. Danach dürfen Züge wieder über die Strecken rollen, allerdings eingleisig.
- Von Mitte Oktober bis Anfang November ist die Strecke dann erneut zwei Wochen lang dicht.
Laut Bahn ein "noch nie dagewesenes Bauvolumen"
Die Bahnverbindung ist eine der bedeutendsten Routen im transeuropäischen Netz. Sie verbindet wichtige Wirtschaftsstandorte mit den großen Seehäfen auf der Strecke Genua-Rotterdam. Deutschland, die Niederlande, die Schweiz und Italien hatten sich in den 1990er Jahren entschlossen, die Strecke auszubauen und zu modernisieren. Die Niederlande haben ihre Hausaufgaben schon 2007 erledigt: Sie stellten damals die 160 Kilometer lange Betuwe-Linie von Rotterdam zur deutschen Grenze fertig. Diese gilt als eine der modernsten Güterverkehrsstrecken der Welt.
Der Ausbau auf deutscher Seite sieht ein drittes Gleis vor. Außerdem will die Bahn allein am Niederrhein 38 Brücken neu bauen und weitere 47 Brücken sanieren. Die Arbeiten gelten laut Deutscher Bahn als „noch nie dagewesenes Bauvolumen“.
Engpass für Unternehmen und Logistikbranche
Die Sperrung der Bahnstrecke betrifft besonders Industrieunternehmen in der Region. Viele Betriebe können während der Bauzeit ihre Güter nicht wie gewohnt über die Schiene transportieren. Besonders die Chemiebranche und das produzierende Gewerbe stehen vor logistischen Herausforderungen. Zwar ließen sich einige Transporte auf die Straße verlagern, jedoch ist das nicht für alle Güter praktikabel.
Der Bau ist für die Ingenieure auch technisch herausfordernd: Die neue Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal soll verbreitert und um 1,5 Meter erhöht werden. Weil schwere Güterzüge nicht mit starken Steigungen klarkommen, müssen auf einer Strecke von rund drei Kilometern zwischen Voerde und Wesel Gleise, Brücken, ein Bahnhof und Oberleitungen angehoben werden.
Weitere Großprojekte in NRW geplant
Im Rahmen der Modernisierung des deutschen Schienennetzes bis 2035, der sogenannten Generalisierung, steht vor allem Nordrhein-Westfalen im Fokus. Allein zehn große Bauabschnitte betreffen das bevölkerungsreichste Bundesland.
Als nächstes Großprojekt folgt 2026 die Generalsanierung der Strecke Hagen–Wuppertal–Köln. Dort ist eine vollständige Sperrung vom 6. Februar bis 10. Juli geplant. Für 2028 und 2029 sind weitere Bauphasen an den Verbindungen Hagen–Unna–Hamm sowie Aachen–Köln vorgesehen.