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Grüne wollen City-Maut für Ballungsräume

02.04.2012 09:40 Uhr
Grüne wollen City-Maut für Ballungsräume
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) 
© Foto: VR/Michael Latz

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) spricht sich für eine KFZ-Maut für die Einfahrt in Ballungsräume aus. SPD ist strikt dagegen

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Stuttgart. Kommunen in Deutschland müssen nach Überzeugung von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) entscheiden können, ob sie eine City-Maut einführen. Dafür müsse der Bund die entsprechende Regelung schaffen, da ja auch Bundesstraßen mautpflichtig werden könnten, sagte der Politiker im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. „Je stärker der Bund sich aus der Verkehrsfinanzierung in den Gemeinden zurückzieht, desto dringlicher ist eine solche Rahmengesetzgebung.“ Ziel sei, Staus und Umweltprobleme in Ballungsräumen zu verringern und Einnahmequellen für einen besseren Nahverkehr zu schaffen.

„m Südwesten hat das stau- und feinstaubgeplagte Stuttgart die besten Voraussetzungen für eine City-Maut“, meinte Hermann. In den Großraum pendelten tausende Menschen, die eine Gebühr für die Einfahrt ins Zentrum zum Umsteigen auf Bus und Bahn bewegen könnte. Die Höhe der Maut müsse mindestens auf dem Niveau eines ÖPNV-Tagestickets liegen. Das wären in Stuttgart 9,70 Euro für vier Zonen. Auch in Mannheim, Karlsruhe und im Großraum Reutlingen/Tübingen könne er sich vorstellen, mit einer Gebühr den Nahverkehr voranzubringen. In ganz Deutschland hält Hermann zehn bis zwanzig Ballungsräume für geeignet.

Hermann will die Idee in die Kommission der Länderverkehrsminister einbringen, die sich mit der Unterfinanzierung von Verkehrsinfrastruktur beschäftigt. Auch radikale Varianten bis hin zum Zwangsticket für alle Bewohner eines Großraums bei gleichzeitigem Nulltarif im ÖPNV müssten diskutiert werden. „Es darf in dieser Debatte keine Denktabus geben.“

City-Maut erhöht Lebensqualität

Das Argument, mit der City-Maut entstehe eine soziale Schieflage, lässt Hermann nicht gelten. „Im Gegenteil: Wirklich arme Menschen ohne Auto würden davon profitieren. Denn sie bekämen einen besseren Nahverkehr, ohne dafür mehr bezahlen zu müssen.“ Auch Befürchtungen, die Städte könnten durch eine City-Maut verwaisen, teilt Hermann nicht. „Ähnlich wie bei der Einrichtung von Fußgängerzonen wird die City-Maut die Lebensqualität in den Zentren weiter verbessern und in der Folge mehr Menschen in die Innenstädte locken.“

Die Details der Gebühr müsse die Kommune vor Ort bestimmen. Kriterien für die Höhe der Maut seien etwa die Tageszeit, die Zahl der Insassen im Auto und der Schadstoffausstoß. Anlieger müssten weniger bezahlen. Wie bei der LKW-Maut auf Autobahnen müsste auch ein elektronisches System für die Bezahlung eingeführt werden.

Die City Maut sei ein eher langfristiges Projekt zur Verkehrslenkung. Davor müssten andere Maßnahmen in den Städten greifen, darunter ein Tempolimit auf 40 Stundenkilometer, Internetsysteme für Ad-Hoc-Mitfahrgelegenheiten, sichere Parkplätze für Fahrräder und Ausleihsysteme für Elektro-Fahrräder. Insbesondere junge Menschen seien offen für solche Angebote. „Für sie gehört ein eigenes Auto heute nicht mehr zum erstrebenswerten Statussymbol.“

SPD gegen Vorstoß von Hermann

Der baden-württembergische Koalitionspartner SPD erteilte dem Vorstoß von Verkehrsminister Hermann hingegen einen Rüffel. „Statt sich neue Belastungen für Pendler und Autofahrer einfallen zu lassen, sollte sich Hermann besser an wirkungsvollen Maßnahmen gegen die Abzocke beim Benzinpreis beteiligen“, sagte SPD-Generalsekretärin Katja Mast am Sonntag. Die SPD werde dafür sorgen, dass die Berufspendler in Baden-Württemberg nicht weiter belastet würden. Es dürfe nicht sein, dass sich nur noch Reiche die Innenstädte leisten könnten, sagte Mast.

Beispiele für City-Maut-Konzepte

Weltweit gibt es bereits einige Metropolen, die sich die Autofahrt ins Stadtzentrum bezahlen lassen. Bereits 1990 führte die norwegische Hauptstadt Oslo eine City- Maut ein. Die Einnahmen werden für den Straßenbau verwendet. Als erste Stadt Europas ließ Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt, von 1986 an seine Autofahrer zahlen.

In London wird seit 2003 zur Kasse gebeten, wer von Montag bis Freitag zwischen 7.00 Uhr und 18.30 Uhr ins Londoner Zentrum fahren will. Im historischen Zentrum Roms gilt von Montag bis Freitag ein komplettes Fahrverbot für Privatleute. Nur Taxis, Busse, Lieferanten und Besitzer einer Einfahrgenehmigung (360 Euro im Jahr) dürfen hinein. Auch Bologna hat seine Altstadt gesperrt. Der Stadtstaat Singapur hat schon 1965 eine Maut eingeführt. Die Preise variieren nach Fahrzeug, Strecke und Tageszeit. (dpa) 

 

 

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KOMMENTARE


juergen diercks

03.04.2012 - 14:52 Uhr

Herr Herrmann bemüht sich verbissen darum, seinen Intimfeind Straßenverkehr endlich abzuwürgen. Sein Lebensziel ist die Umwidmung aller City-Strassen in Ballungsräumen in Fahrradwege sowie die Monopolisierung des ÖPNV bzw. Bundesbahn als einzige daneben zulässige Mobilitaätseinrichtungen, deren Aus- und Umbau aber grundsätzlich nur unter Verträglichkeitsvorbehalt jeglicher Lärm- und Umweltbedrohungen/-veränderungen zulässig ist. Er ist ein Gesinnungstäter auf dem Ministerstuhl. Grün und gelb sind die Farben für Hass und Neid.


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