Gesicherte Finanzierung

Die Konjunktur brummt, die Geschäfte laufen gut, die Zinsen sind seit Jahren niedrig. Eigentlich ein idealer Zeitpunkt, um in das Wachstum des eigenen Unternehmens zu investieren. Das dachte sich Manuel Fuchs, als er das Gespräch mit seiner Hausbank suchte. Der Kurier- und Transportunternehmer aus dem schwäbischen Leonberg wollte ein Büro- und Wohngebäude mit angrenzender Lagerhalle und Werkstatt errichten. Der 42-Mann-Betrieb hatte sich zudem mit einem Auftraggeber darauf verständigt, alle Touren für den Großhändler zu fahren und von diesem zehn Lkw zu übernehmen. Dass es trotz guter Geschäftszahlen Probleme mit der Finanzierung geben könnte, damit hatte Fuchs nicht gerechnet. "Wir haben Festverträge und können mit fixen Umsätzen kalkulieren", erläutert der Firmenchef. Die Bank kenne ihn seit zehn Jahren und hat 40 seiner Fahrzeuge finanziert. Trotzdem zogen sich die Verhandlungen monatelang hin. Der Bank war das Risiko zu groß, sie verlangte immer neue Zahlen und hinterfragte die Kundenstruktur des Unternehmens. "Die Abhängigkeit von einem Großkunden war das Problem", sagt der Inhaber. Dabei sah der Businessplan bereits die Lösung vor: Ausbau des Transportangebots und der Kurierfahrten sowie den Aufbau eines weiteren Standbeins durch einen Werkstattbetrieb. Erst die Bürgschaft ermöglichte Kredit Erst als die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg zusagte, den Kredit zu knapp zwei Dritteln abzusichern, kam Bewegung in die Sache. Eine Ausfallbürgschaft über eine Million Euro öffnete die Türen. Inzwischen steht der Rohbau. Im Juni will Fuchs Lagerhalle und Werkstatt in Betrieb nehmen, spätestens im August sollen Büro und Wohnung bezugsfertig sein. Fuchs ist froh, dass nun alles nach Plan läuft. "Ohne Bürgschaft hätte ich den Kredit nicht in dieser Höhe bekommen", ist er überzeugt.Fuchs ist kein Einzelfall. Trotz des günstigen wirtschaftlichen Umfelds zögern manche Banken bei Wachstumsfinanzierungen und prüfen die Vorhaben gerade kleiner und mittlerer Betriebe genau. Zwar berichten über 50 Prozent der Unternehmen von guten Finanzierungsbedingungen. Doch 31 Prozent stufen diese nur als befriedigend ein, 8 Prozent als schlecht. 5 Prozent der Betriebe bekamen keinen Kredit, ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) vom August letzten Jahres, an der sich 21.000 Unternehmen beteiligt hatten. Ihr Fazit: Fehlende Sicherheiten sind nach wie vor die Hauptkredithürde. 62 Prozent der Betriebe, die Schwierigkeiten bei der Finanzierung haben, klagen über eine Sicherheitenlücke, weil Banken betriebliche Sicherheiten wie Gewerbeimmobilien, Lkw oder Forderungen mit hohen Abschlägen versehen. "Aus Bankensicht ist ein neues Nutzfahrzeug oder eine Maschine nach Inbetriebnahme oft nur noch die Hälfte wert. Bei Spezialmaschinen mit einer starken Abnutzung beträgt der Abschlag sogar bis zu 70 Prozent", weiß Guy Selbherr, Vorsitzender des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken. Auch Gewerbeimmobilien fließen teilweise nur zu 50 Prozent in die Bewertung ein. Gerade bei jungen oder stark wachsenden Unternehmen ist die Besicherung deshalb oft ein Knackpunkt bei der Finanzierung. Reichen die Sicherheiten nicht aus, kann eine Bürgschaftsbank bis zu 80 Prozent des Kredits absichern und so den Weg zur Finanzierung ebnen. "Das Restrisiko für die Hausbank ist mit 20 Prozent sehr gering", betont Selbherr, zugleich Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg. Garantie reicht bis 1,25 Millionen Euro Ausfallbürgschaften gibt es bis maximal 1,25 Millionen Euro. Im bundesweiten Durchschnitt sichern die Förderinstitute 70 Prozent der Darlehenssumme ihrer Kunden ab. Die 16 Bürgschaftsbanken der Länder sind regional aufgestellt. Sie vergeben Bürgschaften für Kredite und Garantien für stille Beteiligungen an dort ansässige Unternehmen. 2016 sicherten sie über 6200 Finanzierungsvorhaben ab. Das Bürgschafts- und Garantievolumen lag bei über 1,1 Milliarden Euro. Damit wurden Kredite und Beteiligungen in Höhe von fast 1,7 Milliarden Euro abgesichert. Der Vorteil für die Kreditinstitute liegt auf der Hand: "Wir bieten ihnen eine Sicherheit, die keinem Wertverlust unterliegt", betont Selbherr. Die Bürgschaften sind für Banken und Sparkassen vollwertige Sicherheiten, die von der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern rückverbürgt werden. Deshalb müssen die Kreditinstitute für diese sicheren Darlehen auch weniger Eigenkapital vorhalten. Die Bürgschaftsbanken unterstützen alle gewerblichen Vorhaben, die wirtschaftlich sinnvoll sind. Dazu gehören neben Existenzgründungen und Betriebsübernahmen, Investitions-, Wachstums- sowie Betriebsmittelfinanzierungen auch Avale und Garantien, beispielsweise für Durchführungs- und Gewährleistungsbürgschaften. "Umschuldungen sind jedoch nicht möglich. Sanierungskredite sind ausgeschlossen", schränkt Selbherr ein. "Turnaround-Finanzierungen können wir aber begleiten." Der Weg zu einer Bürgschaft führt meist über die Hausbank. Sie stellt die Anträge und reicht sie bei der Förderbank ein. Am besten klappt die Zusammenarbeit mit den regional aufgestellten Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Ihr Anteil an den mit Bürgschaftsbanken abgewickelten Finanzierungen lag 2015 bei rund 47 beziehungsweise 32 Prozent. Private Geschäftsbanken waren mit gut 13 Prozent vertreten. Gute Vorbereitung ist wichtig Eine gute Vorbereitung zahlt sich für Unternehmer aus: Wer vor dem Kreditgespräch weiß, ob sich sein Vorhaben mit einer Bürgschaft absichern lässt, hat gute Argumente, wenn der Kundenbetreuer auf weitere Sicherheiten besteht. Es lohnt sich auch, das direkte Gespräch zu suchen. Die Bürgschaftsbanken halten monatliche Sprechtage bei den Industrie- und Handelskammern ab. "Bürgschaft ohne Bank" heißt dieses Angebot einzelner Länderinstitute, bei dem der Unternehmer die Bürgschaftszusage vorab bekommt, um der Bank schon im Kreditgespräch eine werthaltige Sicherheit anbieten zu können. Dieser direkte Weg hat sich in der Praxis bewährt: Liegen alle Unterlagen für die Kreditentscheidung vor, bekommen kleine und mittlere Unternehmen schneller ihre Finanzierung. "Bei kleinteiligen Finanzierungen, die für Hausbanken weniger attraktiv sind, kommt die Vorabprüfung durch die Bürgschaftsbank positiv an", sagt Experte Selbherr. Die Ersatzsicherheit kostet Mittelständler eine einmalige Bearbeitungsgebühr in Höhe von einem Prozent des genehmigten Bürgschaftsbetrags. Hinzu kommt eine laufende Vergütung, deren Höhe vom Rating und der Absicherungshöhe abhängt. Diese Provision liegt zwischen 0,3 und 1,5 Prozent des Kreditbetrags pro Jahr. Dies verteuert zwar sein Darlehen, doch Fuhrunternehmer Fuchs störte dies wenig. Er zahlt lieber etwas mehr, als zu wenig Kredit zu bekommen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Finanzierung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Förderhöchstgrenzen Wie viel Beihilfe es gibt Bürgschaften zählen zu den Beihilfen. Nach der De-Minimis-Regel der EU dürfen Unternehmen des gewerblichen Straßengüterverkehrs jedoch nur staatliche Förderungen von maximal 100.000 Euro in drei Jahren bekommen. Häufig ist diese Obergrenze schon über die Fortbildungszuschüsse ausgereizt.Unternehmen der Transport- und Logistikbranche können jedoch die allgemeine Gruppenfreistellungsverordnung nutzen, um höhere Förderungen in Anspruch nehmen zu können. Die KMU-Regelung der EU sieht in diesem Fall Förderhöchstgrenzen pro Vorhaben vor. Dieser sogenannte Beihilfewert darf höchstens 20 Prozent betragen. Jeder staatlichen Förderung, seien es Zuschüsse, zinsverbilligte Darlehen oder Bürgschaften, wird ein Beihilfewert zugeordnet. Wie hoch dieser ausfällt, lässt sich unter www.vdb-info.de berechnen. Die Summe aller Förderungen pro Vorhaben darf den Beihilfehöchstwert von maximal 20 Prozent nicht übersteigen. Ist eine weitere Investition geplant, kann die Fördergrenze erneut ausgeschöpft werden. Früher waren Investitionen in Transportkapazitäten über 3,5 Tonnen ausgeschlossen. Inwzischen ist auch die Förderung von Lkw-Finanzierungen möglich. sah Mehr dazu im Internet Online-Tipp: Eine Übersicht der Bürgschaftsbanken und mittelständischen Beteiligungsgesellschaften in den Bundesländern finden Sie unter: www.vdb-info.de