Frankreichs hochindustrialisierte Wirtschaft wirkt während der sechs- bis achtwöchigen großen Sommerferien auf den ersten Blick wie lahmgelegt. Zwischen Juni und Ende August stehen die Räder überwiegend still, auch im Transportgewerbe. Die Verkehrs-Rundschau fragte den stellvertretenden Délégué des Gesamtverbandes Transport und Logistik TLF, Alexis Bordet, wie sich das einzigartige Naturereignis namens "congés annuels" auf den linksrheinischen Transportsektor auswirkt. In der Tat verzeichne dieser in den Sommermonaten einen Rückgang der Aktivitäten um gut 50 Prozent, sagte er, allerdings nur im Bereich der Ausrüstungs- und Halbfertigindustrie, wobei die Globalisierung des Marktgeschehens jedoch mehr und mehr auch hier zum Durcharbeiten zwinge. Im Konsumgüterbereich, bei den Supermärkten und SB-Großflächen, im Hotel- und Gaststättengewerbe sei das Bild allerdings genau umgekehrt: Allein in der Region Alpen-Côte-d‘Azur (Paca) erhöhe sich durch den Touristenzustrom die Bevölkerungszahl um mehr als 1,5 Millionen Menschen. Dies bewirkt etwa auf der Strecke Italien-Frankreich eine Zunahme der Transportvolumina von rund 100 Lkw pro Tag bis zu 300 und mehr. "Was der sonnenhungrige Münchener im Sommer daheim nicht verbraucht, muss in Südeuropa zusätzlich herangeschafft werden", fasst Bordet das Phänomen in ein Bild und erinnert daran, dass Frankreich seit vielen Jahren in der Tourismusstatistik weltweit mit Abstand die Nummer Eins ist.
Frankreich: Totaler Stillstand im Sommerloch? Ja und nein …
Die Ferienmonate wirken sich im Nachbarland je nach Branche verschieden aus