Paris. Drei Tage vor der voraussichtlichen Verabschiedung der umstrittenen Rentenreform durch den französischen Senat, die Zweite Kammer des Landes, hat die Streikbewegung gegen diese Reform nun auch die LKW-Transportbranche erreicht. Ab Montag sind an versorgungsstrategisch wichtigen Stellen diverse Schneckentempo-Aktionen auf Autobahnabschnitten und Logistikblockaden vorgesehen. Für die kommenden Tage kündigten die Fahrer-Gewerkschaften „harte und effiziente" Aktionen an, denn „wenn niemand beeinträchtigt wird, können wir nichts erreichen", erklärte Didier Bonte von der in dem Bereich führenden FGTE-CFDT am Wochenende bei einer Demonstration in Lille. Im Visier sind neuralgische Punkte wie Transport- und Logistikterminals, Vertriebs-Auslieferungslager, Mautstellen, Bahnhöfe, Flughäfen und vor allem Treibstofflager sowie Raffinerien.
Durch die zu erwartende Präsenz und das Eingreifen der Landespolizei CRS wollen sich die Fahrer nicht abschrecken lassen. Sie transportieren nicht nur Güter, sondern arbeiten auch als Busfahrer, für Flughäfen und Logistikzentren oder sitzen am Steuer der Geldtransporter. Die nach wie vor streikenden Eisenbahner von der Staatsbahn SNCF haben schon ihre aktive Unterstützung signalisiert.
Inzwischen sind bei zahlreichen Tankstellen schon die Dieselvorräte zur Neige gegangen, bei anderen kommt es deshalb zu ersten Hamsterkäufen. Im Mittelmeer-Hafen Marseille-Fos können die vor Reede liegenden weit über 50 Tanker ihre Öl-Ladung immer noch nicht löschen. Die Verhandlungen zwischen dem Hafen und den streikenden Kranführer-Vertretern stecken in der Sackgasse.
Das Ziel aller derzeit streikenden Gruppen lautet, durch partielle Lähmung der wichtigsten Wirtschaftsabläufe die Regierung zu Verhandlungen über die Rentenreform zu zwingen. Die Aussichten dafür, dass dies gelingt, werden jedoch als gering erachtet. (jb)