Frachtenbörsen

FrachtenbörsenNicht an den Falschen geratenBei der Vergabe von Transportaufträgen über Frachtenbörsen sollte man wachsam sein. Die Tricks der Betrüger werden immer raffinierter, warnen Versicherer.Das Internet mit den Möglichkeiten des Web 2.0 erweckt leicht den Eindruck von Nähe. Doch wer kann schon ganz sicher sei, es tatsächlich mit demjenigen zu tun zu haben, der sich im Netz als Gegenüber präsentiert? Welche Gefahren das Netz bergen kann, zeigen die jüngsten Betrugsfälle in Frachtenbörsen. Zur Jahreswende beauftragte ein Computerhersteller in Österreich seinen Spediteur mit dem Transport von Elektronikartikeln. Dieser gab den Auftrag über eine große internationale Frachtenbörse an einen Frachtführer weiter, der die Warensendung über den Internet-Marktplatz wiederum an einen ihm bekannten Subunternehmer übertrug. Die Ware wurde auch tatsächlich abgeholt. Den Empfänger erreichte sie jedoch nie. Stattdessen haben Betrüger die Ladung ins Ausland verbracht und über dunkle Kanäle veräußert. Der Fall, bei dem ein Schaden in Höhe von 900.000 Euro entstand, ist nur einer von mindestens 16 ähnlichen Fällen in kurzer Folge.„Kriminelle haben mehrere finanziell angeschlagene Transportunternehmen gekauft und mit deren Zugängen zu Frachtenbörsen gezielt nach lukrativer Ladung gesucht“, erklärt Ronald Plank, Leiter der Transportabteilung der Wiener Städtischen Versicherung. „Ladungsdiebstahl ist mittlerweile das größte Problem bei Verkehrshaftungsschäden“, bestätigt Herbert Hasenhütl, Leiter Schadensabteilung Lutz Assekuranz. Der Wiener Versicherungsmakler ist regelmäßig intensiv in die Schadensbearbeitung bei Ladungsdiebstahl eingebunden. Die Methoden werden seiner Erfahrung nach immer professioneller. Weil Speditionen bei der Vergabe von Aufträgen über Frachtenbörsen mittlerweile aus Vorsicht zusätzliche Nachweise über die Identität des Auftragnehmers verlangen, würden Versicherungsbestätigung und Gewerbekonzessionen, aber auch Kennzeichen der Fahrzeuge von Betrügern einfach gefälscht.Die Versicherer schlagen AlarmAlarm schlagen vor allem Versicherer und Makler, denn sie müssen die Schäden durch Ladungsdiebstahl über Frachtenbörsen ersetzen – sofern der Auftraggeber nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat (siehe Checkliste). Wenn der Spediteur einen Frachtauftrag über eine elektronische Börse an einen vermeintlich verlässlichen Frachtführer vergibt und die Ladung abhanden kommt, springt in der Regel die Verkehrshaftungsversicherung des Spediteurs ein.Bei der Wiener Städtischen Versicherung sind die durch Frachtenbörsen verursachten Schäden laut Plank im letzten Jahr regelrecht „explodiert.“ Mehr als zehn Großschäden über 70.000 Euro, bei denen Frachtenbörsen im Spiel waren, musste er 2010 bearbeiten. Sonst waren es 3 bis 4 derartige Fälle im Jahr, schätzt Plank.Keine offizielle StatistikÄhnlich sind die Erfahrungen des Versicherungsmaklers Aktiv-Assekuranz: „Die beiden höchsten Schäden in den letzten vier Jahren waren Betrugsfälle im Zusammenhang mit einer Frachtenbörse“, erklärt der Geschäftsführer Volker Jendricke. Ralph Häusser, Abteilungsleiter Verkehrshaftung beim Versicherer Chartis Europe in Hamburg, bemerkt ebenfalls eine Zunahme der Betrügereien in Frachtenbörsen. Im vergangenen Jahr hatte er zwei Großschäden über 100.000 Euro und mehrere kleinere Schäden.Bei einem kuriosen Fall sind gleich zwei LKW mit Stahlcoils annähernd zeitgleich abhandengekommen. Der Verlader hatte zwei unterschiedliche Spediteure beauftragt, die ihrerseits ganz unabhängig voneinander Frachtführer über eine Frachtenbörse beauftragten. In beiden Fällen stand hinter den über die Börse akquirierten Geschäftspartnern offenbar ein und derselbe Betrüger. „Der Fall zeigt deutlich, dass Kriminelle ganz gezielt nach wertvoller Ladung suchen und über entsprechende Absatzkanäle verfügen“, erklärt Häusser, der solche Methoden klar dem Bereich der organisierten Kriminalität zuordnet. Von der wertvollen Fracht konnte nur noch ein kleiner Teil in Prag sichergestellt werden. Die Schadenshöhe betrug 180.000 Euro.„Die Anbieter der Frachtenbörsen haben definitiv ein Zugangsproblem“, glaubt deshalb Otmar Tuma, Geschäftsführer der Wiener Lutz Assekuranz. Die Aussagen der Anbieter, die mit hohen Sicherheitsstandards werben, halten seiner Meinung nach der Realität nicht stand.Dabei tun die Anbieter der Plattformen einiges, um Missbrauch der Marktplätze zu verhindern. „Wir sind sehr aktiv bei der Prävention von Ladungsdiebstahl und informieren Teilnehmer der Börse über mögliche Gefahren und sicheres Verhalten“, erklärt Marcel Frings, Chief Representative beim Frachtenbörsenbetreiber Timocom. Schon 2009 habe Timocom zusammen mit dem Versicherungsmakler Schunck Group einen Sicherheitscheck für Unternehmen veröffentlicht, der auf der Plattform in 24 Sprachen heruntergeladen werden könne. Außerdem arbeite man in der Prävention mit der Kriminalpolizei Hand in Hand. Eine Zunahme von Missbrauchsfällen kann Frings in der eigenen Börse nicht feststellen. „Die Zahl der Fälle, in denen Ladung durch Betrug abhandenkommt, ist gemessen an der Gesamtzahl von 43 Millionen Fracht- und Ladungsaufträgen pro Jahr verschwindend gering und bewegt sich im mikroskopisch kleinen Bereich“, versichert Frings.Betreiber tun viel für die SicherheitFrings verweist auf das mehrstufige Sicherheitsnetz des Anbieters, der grundsätzlich nur Neukunden akzeptiert, die nachweislich mindestens sechs Monate aktiv im Markt tätig sind. Des Weiteren verlangt Timocom Handelsregisterauszüge und zieht Informationen über die Bonität der Unternehmen ein. Zudem gehe man dazu über, mithilfe bestimmter Algorithmen Auffälligkeiten im Nutzungsverhalten herauszufiltern. „Gegen die kriminelle Energie Einzelner wird es wohl nie ein absolut sicheres Gegenmittel geben“, glaubt Frings. Er setzt deshalb auch auf die Eigenverantwortung des Nutzers: „Grundsätzlich sollte der Disponent wachsam sein und sicherstellen, dass er es tatsächlich mit demjenigen zu tun hat, den er über die Börse kontaktiert hat.“Auch die polnische Frachtenbörse Trans EU wirbt mit hohen Sicherheitsstandards. Für Nutzer hat man jüngst einen Leitfaden zum Schutz vor Ladungsdiebstahl herausgegeben. Die Seriosität der Teilnehmer in der Börse wird über einen internen „Risk-Index“ gemessen und den Geschäftspartnern angezeigt. Der Index speist sich aus gegenseitigen Bewertungen der Geschäftspartner sowie zusätzlichen Bonuspunkten, die Unternehmen erhalten, wenn sie außer den Pflichtnachweisen weitere Unterlagen zur Verfügung stellen. Der Anbieter der Frachtenbörse Teleroute konnte nach eigenen Angaben im gesamten letzten Jahr keinen einzigen betrügerischen Ladungsdiebstahl feststellen. Im Rahmen der Initiative „Sicherer Marktplatz“, die den Kunden verschiedene Instrumente zur Verbesserung der Sicherheit zur Verfügung stellt, seien die Fälle von Missbrauch deutlich zurückgegangen, erklärt Günter Steven, Sales Manager Central Europe. Derzeit nutzen laut Branchendaten des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) 70 Prozent der Speditions- und Lagereibetriebe elektronische Transportmarktplätze. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) hat jüngst zusammen mit vier anderen norddeutschen Güterverkehrsverbänden eine geschlossene Benutzergruppe innerhalb der Timocom-Frachtenbörse TC Truck & Cargo gestartet. Fracht- und Laderaumangebote werden in der „Geschlossenen Transport-Börse Nord“ seit Anfang März zuerst den angeschlossenen Mitgliedern angezeigt, bevor die restlichen Timocom-Nutzer Zugriff darauf erhalten. „ In den letzten Jahren ist dem Verband kein einziger Fall von Missbrauch zu Ohren gekommen“, beteuert GVN-Landesgeschäftsführer und Mitinitiator des Projekts Gerhard Ibrügger, der sich intensiv mit der Nutzung von Frachtenbörsen unter den Mitgliedern beschäftigt hat.Versicherer werden reagierenRalph Häusser ist dennoch überzeugt davon, dass Versicherer das Thema im Auge behalten und über entsprechende Arbeitskreise im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Maßnahmen ergreifen werden. Allerdings ist er skeptisch, dass sich über zusätzliche Verhaltensmaßregeln in den Policen der Transporthaftungsversicherungen die Haftung einschränken lässt. Der GDV verfügt derzeit noch nicht einmal über Zahlen, die die Entwicklung der Schäden in Frachtenbörsen widerspiegelten. Dass es tatsächlich erste zögerliche Schreiben der Versicherungswirtschaft an die Makler gibt, bestätigt Aktiv-Assekuranz-Geschäftsführer Jendricke. „Allerdings wird es den Versicherern nach unserer Auffassung nicht gelingen, die Frachtenbörsen aus dem Versicherungsschutz zu verbannen.“ Dies, so Jendricke, würden gerade Spezialmakler nicht akzeptieren. ❙❚■ Dietmar WinklerFrachtenbörsenBetrüger suchen Ladung ganz gezielt Vorsicht bei Anrufen per Handy, warnt Ingo Gercke, Fachanwalt für Transport- und Speditionsrecht und Partner Remé Rechtsanwälte. Hat die Kriminalität in Frachtenbörsen zugenommen?Ingo Gercke: Ja, das ist sehr deutlich spürbar – sowohl in der Schadenshäufigkeit als auch in der Schadenshöhe. Betrüger haben es dabei nicht nur auf besonders wertvolle Frachten wie Laptops oder Mobiltelefone abgesehen, sondern erstaunlicherweise kommen häufig Lebensmittel abhanden. Bei Elektronikartikeln geht der Schaden schnell in Millionenhöhe.Wie gehen Betrüger, die es auf Frachten abgesehen haben, in der Praxis vor?Sehr oft verwenden Betrüger gefälschte Papiere, wenn sie beispielsweise vor Vertragsabschluss aufgefordert werden, zur Identitätsprüfung noch mal einen Briefkopf zu faxen. Es ist auch schon vorgekommen, dass Betrüger den Namen insolventer Firmen verwenden und damit am Markt auftreten. Nach unserer Erfahrung besteht jedoch die Hauptfehlerquelle darin, dass Spediteure Ladungen zwar auf einem geschützten Internetportal mit allen Details zur transportieren Ware anbieten, der eigentliche Vertragsabschluss dann aber telefonisch außerhalb der Börse erfolgt. Häufig bekommt irgendein Anrufer den Zuschlag ohne genauere Kenntnis über dessen Identität.Woher haben die Betrüger aber Informationen über Ladungsangebote? Die Frachtenbörsenbetreiber lassen nur geprüfte Unternehmen in das Portal.Entweder sie schaffen es, sich über gefälschte Papiere den Zugang zu einer Börse zu erschleichen. Oder ein unredlicher Mitarbeiter einer Spedition, die geprüfter Teilnehmer einer Börse ist, gibt Informationen weiter. Man hat es ganz häufig mit Insiderwissen zu tun, denn wenn Fracht abhandenkommt, dann immer ganz gezielt. Wer kommt für den Schaden auf, wenn die Fracht verschwunden ist?Der Spediteur, der die Ladung über eine Börse an einen Frachtführer vergeben hat, haftet in der Regel für den Verlust, im Einzelfall auch unbeschränkt. Meist wird der Schaden jedoch vom Versicherer des Spediteurs im Rahmen seiner Verkehrshaftpflicht beglichen. Je nach Gestaltung der Police ist das allerdings nicht der Fall, wenn der Repräsentant der Spedition – in der Regel der Geschäftsführer – grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat. Versicherer gehen dazu über, in den sogenannten Obliegenheiten bestimmte Spielregeln für die Nutzung von elektronischen Frachtenbörsen in die Policen zu integrieren. diwiInterviewIngo GerckeFrachtenbörsenAnbieterübersicht FrachtenbörsenBörsen für ExpresssendungenKostenMonatliche Grundgebühr: 34,- bis 44,- €3-monatige kostenlose TestphaseMonatliche Grundgebühr: 60,- €Monatliche Grundgebühr: 49,- €Außerdem 3-, 6- und 12-Monatsverträge mit gestaffelten Preisen möglichAdressewww.courier.net91077 Neunkirchen a. BrandTel.: 0700/263 883 53www.e-kurier.net94315 StraubingTel.: 09421/99 45 99www.kurierportal.com72074 TübingenTel.: 07071/9208773KostenMonatliche Grundgebühr: 50,- €Nutzungsabhängige Gebühr: Frachtführer: 4,- € pro nationaler vermittelter Fracht, 6,- € pro internationaler vermittelter Fracht, diese Transaktionsgebühren werden auf die Grundgebühr angerechnetMonatliche Grundgebühr: 49,90 €Kostenfrei für Frachtanbieter aus Industrie und Handel sowie frachtanbietende SpeditionenEinmalige Anmeldegebühr: 25,- €Monatliche Grundgebühr: 49,- €Reine Frachtanbieter erhalten im Rahmen einer Frühjahrs-Aktion einen 6-monatigen TestzugangKeine AnmeldegebührVerschiedene ProdukteTeleroute PRO: Monatlicher Festpreis: ab 99,- Euro Teleroute GO:Prepaid-Konzept für Frachtführer:27,50 €/Guthaben für Frachtsuche, kein Einstellen von Fracht möglichFrachtenbörse Truck & CargoEinmalige Anmeldegebühr: 150,- €Monatliche Grundgebühr: 119,90 €; keine Transaktionskostenfür eine Flatrate von 199,90 € können Kunden zusätzlich die Ausschreibungsplattform TC eBid nutzenMonatliche Grundgebühr: 36,- €30 Tage kostenloser Testzugang für NeukundenZielgruppe■ Spediteure■ Frachtführer■ Verlader■ Spediteure■ Frachtführer■ Verlader■ Spediteure■ Frachtführer■ Spediteure■ Frachtführer■ Spediteure■ Frachtführer■ Spediteure■ Frachtführer■ VerladerAnzahl Nutzerk. A.Deutschland: 20.000Europa inkl. D: 30.000Deutschland: 1100Europa inkl. D: 1350Deutschland: k. A.Europa inkl. D: 70.000Deutschland: 35.500 Europa inkl. D: 85.000Deutschland: 20.000Europa inkl. D: 200.000Angebote onlinek. A.1000 Fracht-angebote1000 Laderaumangebote7000 Fracht-angebote4500 Laderaumangebotemehr als 250.000 Fracht- und Laderaumangebotebis zu 300.000 Fracht- und Laderaumangebote100.000 Fracht- und Laderaum-angeboteAdressewww.benelog.com52134 HerzogenrathTel.: 02407/90822 1000www.box24.de30827 GarbsenTel.: 05131/701615www.fracht24.net71272 RenningenTel.: 07159/ 408 49 300Darunter finden sich drei Börsen:www.Schuettgut-Boerse.comwww.Trans-Boerse.comwww.Express-Boerse.comwww.teleroute.de65205 WiesbadenTel.: 0800/70 77123 www.timocom.com40599 DüsseldorfTel.: 0211/88 26 0www.trans.eu13509 BerlinTel.: 00 800 800 900 90 Zielgruppe■ Frachtführer■ Frachtführer■ Spediteure■ Frachtführer■ VerladerAnzahl NutzerDeutschland: 1100 Europa inkl. D: 1300Deutschland: 1700 Europa inkl. 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