Interview: "Es gibt keinen Königsweg"

Viele Leute wählen ein Studium als Einstieg in die Logistikbranche. Ist die Ausbildung zum Speditionskaufmann veraltet? Bernhard Simon: Im Gegenteil. Speditionskaufleute braucht es mehr denn je. Momentan haben wir bei der Suche nach Speditionskaufleuten mehr Probleme als bei Bachelorabsolventen. Beide Qualifikationen sind wichtig für unsere Branche. Wir haben festgestellt, dass viele junge Menschen auch erst während des Studiums merken, dass sie eher für die Praxis geboren sind als für Theorie und Wissenschaft. Was ist denn der beste Weg, um eine Karriere in der Logistikbranche zu starten? Es gibt keinen Königsweg. Junge Menschen sollten sich selbst Ziele setzen und sich klarmachen, wo sie hinwollen. Dabei muss jeder für sich entscheiden, ob er eher praxisorientiert oder theoretisch veranlagt ist. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, einen dualen Studiengang zu wählen, der beides bietet. Aber die Gehalts- und Karriereaussichten sind doch auf lange Frist mit Hochschulabschluss besser, oder? Nicht unbedingt. Wenn sich der Speditionskaufmann etabliert und wertsteigernde Projekte erfolgreich meistert, kann er in ähnlicher Zeit auf einem ähnlichem Gehaltsniveau sein wie der Kollege mit Hochschulabschluss, der sich auch erst in der Praxis beweisen muss. Und auf lange Sicht? Da ist natürlich die Frage, wie es weitergeht. Da zeigen sich dann die unterschiedlichen Anlagen. Nicht jeder ist für jede Position geeignet. Aber jemand, der eine kaufmännische Ausbildung hat, kann heute den gleichen Weg gehen wie ein Hochschulabsolvent, indem er seinen Verkehrswirt macht oder einen Bachelor anschließt. Jeder muss das für sich entscheiden. Den jungen Leuten werden schon in der Schule zu viele Stereotypen in den Kopf gesetzt. Es ist immer wieder erschreckend, zu sehen, wie unvorbereitet viele in das Berufsleben geschickt werden. Das führt dann oft zu Frustrationen, die vermeidbar gewesen wären. Hier haben wir erkannt, welche Aufgabe uns im Unternehmen zukommt, um wettzumachen, was die Schule nicht geschafft hat.