Duisburg ist nicht genug

Der Charakter eines Binnenhafens ist wie der Name es eigentlich schon verrät - auf Binnenverkehre ausgerichtet. Also auf alles, was rund um den Hafen herum passiert. Abgesehen von den Binnenschiffen, die von weiter her kommen, dominieren lokale Verkehre, die von regional ansässigen Firmen ausgelöst werden. So war es früher. Zumindest die großen Binnenhäfen in Deutschland agieren mittlerweile ganz anders. Nicht umsonst nennt sich der Duisburger Hafen "Duisport": Hier dominieren Verkehre ausgelöst durch internationale Lieferketten. Die Bedeutung als Umschlagdrehscheibe für langströmige Verkehre, als Standort, an dem internationale Konzerne Waren verladen, lagern und auch bearbeiten, diese Bedeutung ist gerade in Duisburg stark gestiegen. Beispiele dafür gibt es zahlreiche: So hat sich mit der Nanjing High Accurate Drive Equipment Manufacturing Group, ein Global Player für Getriebe- und Antriebstechnik, im März erstmals ein chinesisches Unternehmen in Duisburger Hafen angesiedelt. Das Unternehmen hat dort seine Europazentrale errichtet. Die Yusen Logistics, eine Tochter der größten japanischen Reederei NYK, hat seine Kapazitäten im Duisport im letzten Jahr schon zum vierten Mal erweitert. Seereedereien im Blick Und Duisport streckt weiter seine Fühler aus. Nach Aussage von Duisport-Chef Erich Staake werden gerade Gespräche mit internationalen Reedereien geführt. "Die werden sich nachhaltig hier in Duisburg positionieren", kündigte er letzte Woche auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens an. Da ist der Ausbau der Verbindungen zu den Seehäfen Antwerpen und Rotterdam nur die logische Schlussfolgerung. Nicht zuletzt deshalb hat Duisport im März an Distri-Rail, dem laut Staake wichtigsten KV-Operator im Hinterlandverkehr von Rotterdam, eine Minderheitsbeteiligung erworben. Von der Erweiterung des Hafens Rotterdam verspricht er sich zusätzliche Containerverkehre für sein Haus. Wie 2014 soll der intermodale Umschlag in Duisburg daher auch 2015 zweistellig wachsen. Aber auch das Geschehen im Jade-Weser-Port beobachten Staake und seine Crew genau. Aufmerksam habe man registriert, dass mittlerweile wöchentlich drei Großcontainerschiffe in Wilhelmshaven anlegen würden. "Für das zweite Halbjahr 2015 planen wir daher eine Regelzugverbindung zwischen Duisburg und dem Jade-Weser-Port", sagte Staake auf Anfrage der VerkehrsRundschau. Über all die Impulse aus den internationalen Märkten vernachlässigt Duisburg jedoch nicht den heimischen Markt, auch wenn Staake damit rechnet, dass langfristig gesehen die heimische Industrie kein Wachstum mehr erzielt, sondern er dieses auf internationaler Ebene verortet. Dennoch gibt es auch deutsche Unternehmen, die für zusätzliches Geschäft sorgen sollen. Als Beispiel nannte er das größte Hochregallager Europas, das die Firma Benteler im Hafen Duisburg errichtet und das noch in diesem Jahr seinen Betrieb aufnehmen soll. Neue Geschäfte mit Evonik angekündigt Auch mit dem Chemieunternehmen Evonik ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit geplant. Gemeinsam betreibt man bereits das Containerterminal in Marl. "Dies ist die Grundlage, um die Arbeit zu verstetigen. Da kommt dieses Jahr noch die eine oder andere Überraschung", kündigte Staake an. Die positiven Entwicklungen (siehe Kasten Seite 28) führen allerdings dazu, dass in Duisburg zunehmend die Flächen knapp werden. Auf etwa 30 Hektar bezifferte Staake das verfügbare Areal. Zu wenig, wenn es darum geht, dort größere Projekte umzusetzen. Doch Staake sagt, der Hafen könne jedem Kunden ein Angebot machen. Denn Duisport verfolgt die Strategie, außerhalb der Stadtgrenzen Standorte zu erschließen. Vor den Journalisten sagte Staake: "Gehen Sie davon aus, dass wir noch in diesem Jahr 50 weitere Hektar in der Rhein-Ruhr-Region anbieten werden." In Duisburg guckt man also längst weiter als bis zum Tellerrand, und zwar nicht nur in der Rhein-Ruhr-Region, sondern nach Europa und auch darüber hinaus. Duisport-Gruppe Die Bilanz für 2014 Umsatz: 198 Millionen Euro (+13,1 Prozent)Ergebnis: 35 Millionen Euro (+ 16,7 Prozent)Gesamtumschlag: 65 Millionen Tonnen (+4,8 Prozent)Containerumschlag: 3,4 Millionen TEU (+13,3 Prozent) cd