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Der neue Chef von Eurodis im Interview

10.02.2020 07:13 Uhr
Jens Reibold Eurodis
War lange Jahre bei Trans-o-flex, jetzt ist er Geschäftsführer von Eurodis: Jens Reibold
© Foto: Eurodis

Neue Partner, Umbau des Linien-Netzes, neues Produkt: Jens Reibold, Geschäftsführer des Netzes Eurodis, hat sich für 2020 viel vorgenommen.

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Sie sind seit 1. Oktober 2019 neuer Geschäftsführer des internationalen Kombifracht-Netzes Eurodis. Was läuft gut bei Eurodis?

Das Kombifrachtvolumen von Eurodis hat sich im vergangenen Geschäftsjahr sehr gut entwickelt. Wir haben fast zehn Prozent mehr Sendungen als 2018 transportiert. Die Partner mit den größten Steigerungen waren Intime in der Slowakei, Redur in Spanien, Post NL in den Niederlanden, die Österreichische Post sowie Trans-o-flex in Deutschland. Dabei fällt auf, dass die Bedeutung eines Landes für unser Netz nicht unbedingt von der Größe eines Marktes abhängt. So hat zwar Redur den größten Sprung gemacht und der spanische Markt ist natürlich sehr groß, aber gleich danach kam Intime aus der vergleichsweise kleinen Slowakei. Das ist ein schöner Erfolg.

Welche Themen wollen Sie jetzt anpacken?

Es gibt auch in unserem Netzwerk Länder, die nicht optimal besetzt sind, etwa in Nordeuropa. Dort ist Bring ein sehr guter Zustellpartner. Weil er aber keine Mengen in unser Netz zurück spielt, suchen wir in den Nordics langfristig nach einem Partner, der auch Menge in unser Netz einspeist. Ein anderes Thema ist, dass wir vereinzelt Partner haben, die in ihrem Heimatmarkt stark sind, aber aus unserer Sicht mehr für ihren Export tun könnten. Deshalb wollen wir als Eurodis-Zentrale in diesem Jahr damit beginnen, unseren Partnern Vertriebsunterstützung anzubieten. So können wir uns vorstellen, europaweit tätige Kunden aktiv anzusprechen und diese gemeinsam mit unserem Partner vor Ort zu überzeugen. 

Nun ist ja Eurodis im letzten Jahr in Polen der Partner weggebrochen, weil die Geis Gruppe ihr Paketgeschäft verkauft hat. Und auch in Frankreich steht ein Partnerwechsel an. Wie wollen Sie das lösen?

In Polen haben wir wieder auf DHL umgestellt. Das ist der Partner, mit dem wir dort auch zuvor zusammengearbeitet haben. In Frankreich haben wir aktiv einen strategischen Wechsel eingeleitet und konnten Ciblex für unser Netz gewinnen. Das ist die Nummer drei des französischen Expressmarktes. Und die Schwesterfirma von Ciblex in Belgien ist dort bereits seit 2015 unser Partner.

Operativ werden wir Ciblex in Frankreich schrittweise in unser Netz integrieren. Die Mengen aus Deutschland beispielsweise laufen schon über Ciblex. Frankreich zählte zuletzt auch zu den Ländern, in denen wir mit einem reinen Auslieferpartner vertreten waren. Ciblex wird seine Exportmengen jetzt über Eurodis steuern. Das bedeutet großes Potenzial und eine langfristige Stärkung unseres Netzes.

Apropos Netzausbau: Welche Ziele stehen bei Ihnen in 2020 an?

Unser Fokus liegt ganz klar auf weiterem Mengenwachstum. Deshalb werden wir den Vertrieb stärken, aber auch das Co-Branding mit unseren Partnern ausbauen. Wir wollen Eurodis als Marke für internationale Transporte von Paketen und Paletten stärker positionieren. So kann unser Service bei vielen Kunden stärker wahrgenommen werden. Zweites Thema ist für mich die Qualität. Damit wollen wir uns im Markt abheben. Wir haben einige Qualitätsführer im Netz, etwa Trans-o-flex. Aber an der Qualität müssen sie kontinuierlich arbeiten, um sie zu halten und weiter zu verbessern. Dann werden wir mit bestehenden und mit neuen Kunden weiter wachsen.

Angeblich arbeiten Sie an Neuerungen an Ihrem Liniennetz. Was steht an?

Die zentrale Steuerung unserer Line-Hauls. Noch werden die Linienverkehre komplett von unseren Partnern gemanagt. Ab dem zweiten Quartal 2020 wird Eurodis schrittweise damit anfangen, Exportlinien zentral bei den Frachtführern einzukaufen, in der Umlage an die Partner zu verrechnen und aktiv zu steuern. Das geht bis zur GPS-Überwachung der Fahrzeuge, was heute teilweise schon passiert, aber bisher noch nicht durchgängig. Um die Linienverkehre zentral zu managen, werden wir in Weinheim zusätzliches Personal einstellen. 

Welche Vorteile versprechen Sie sich von dieser zentralen Steuerung?

Mehr Qualität und höhere Transparenz – etwa durch die durchgängige GPS-Überwachung  und eine optimierte Verkehrs-Taktung. Das wird die End-to-End-Performance weiter verbessern. Wir werden dazu aktiv auf die Frachtführer zugehen und Gespräche führen. Und sofern notwendig, werden wir das Liniennetz auch punktuell umbauen.

Schreiben Sie dafür Linienverkehre nun neu aus?

Sobald wir das Personal in Weinheim eingestellt haben, wird es Neuausschreibungen geben, aber nur für einzelne Strecken und Verkehre. Eine komplette Neuausschreibung unseres Liniennetzes planen wir nicht. Ziel ist es, dass die Eurodis-Zentrale in Weinheim die Partner noch stärker entlastet und auch deshalb weitere Aufgaben übernimmt.

Was müsste ein Frachtführer leisten, um mit Eurodis ins Geschäft zu kommen?

Wichtig ist für uns das Thema Monitoring, die Erreichbarkeit und die aktive Rückmeldung, falls es Verzögerungen gibt. Wir brauchen Daten, um automatisiert und aktiv zu steuern. Im Kern geht es um Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und einen vernünftigen Preis – das sind die drei wesentlichen Kriterien.

Die Konjunktur-Aussichten für 2020 sind eher mäßig. Mit welchem Umsatz- und Mengenwachstum rechnen Sie in diesem Jahr?

Wir planen auch in diesem Jahr mit einem Mengenwachstum im hohen einstelligen Bereich. Zur Umsatzentwicklung sagt Eurodis generell nichts, das überlassen wir unseren Partnern. Die größten Wachstumspotenziale sehen wir 2020 in den Ländern Frankreich, Benelux und Österreich sowie in den Kundenbranchen Elektronik, Retail sowie bei nicht temperaturgeführten pharmazeutischen Gütern.

Letzte Frage: Mit welchem neuen Produkt will Eurodis in 2020 punkten?

Wir haben ein neues straßengeführtes Expressprodukt in unseren grenzüberschreitenden Verkehren in der Pipeline. Ob wir das noch in diesem Jahr europaweit ausrollen, wird man sehen. Wir arbeiten parallel aber auch an der gezielten Beschleunigung ganz bestimmter Verkehre. Damit können wir dann beispielsweise einen 24-Stunden-Service vom Rhein-Main-Gebiet nach Frankreich oder aber zwischen Süddeutschland und Österreich garantieren. (eh)

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa

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