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Corona-Chaos in UK: Güterverkehrsverbände machen Druck auf Politik

21.12.2020 15:34 Uhr
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IRU-Generalsekretär Umberto do Pretto fordert wieder freie Fahrt für den Güterverkehr von Großbritannien nach Frankreich
© Foto: BrunoMaesPhoto/IRU

Obwohl die EU-Staaten versprochen haben, ihre Grenzen in der Corona-Krise für den Güterverkehr offenzuhalten, sitzen zig Lkw-Fahrer in Großbritannien fest. Das könnte schwerwiegende Auswirkungen haben.

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London. Dass Frankreich und die ganze EU wegen der raschen Ausbreitung der neuen Corona-Virus-Variante über Nacht die Grenzen geschlossen haben, hat sogar die Regierung in London „etwas überrascht“, wie Transportminister Grant Shapps einräumt. Für Montagnachmittag hat Premierminister Boris Johnson ein Krisentreffen einberufen. Helfen soll bis dahin die Operation Stack: Lastwagen dürfen dabei auf mehreren Fahrspuren der Autobahn M20 parken. Außerdem soll unter anderem der stillgelegte Flughafen Manston in der südostenglischen Grafschaft Kent als Parkplatz dienen.

Auf den Straßen in Südengland Richtung Ärmelkanal wirkt es, als sei der No-Deal-Brexit bereits da: Schon seit Tagen stauen sich die Lastwagen kilometerweit. Viele Unternehmen versuchen, ihre Waren noch auf die andere Seite zu bringen, bevor Großbritannien nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarktes und der Zollunion ist und höhere Zölle in Kraft treten. Dazu kommen ein erhöhtes Aufkommen von medizinischen Lieferungen wegen der Corona-Pandemie – und das übliche Weihnachtsgeschäft.

Güterverkehrsbranche fürchtet Versorgungsengpass

Dass sich Europa nun gegen Großbritannien abschottet und keine Lastwagen aufs Festland lässt, könnte schwere Folgen für die Versorgung haben, warnen am Montag mehrere Transport- und Logistikverbände. „Die Einstellung des begleiteten Güterverkehrs von Großbritannien nach Frankreich kann die Versorgung mit frischen Lebensmitteln für Weihnachten in Großbritannien ernsthaft stören“, sagte Ian Wright, Chef des Verbands der Lebensmittel- und Getränkehersteller FDF. Von einem „schweren Schlag“ spricht Rod McKenzie vom Güterkraftverband RHA.

Es könnte nach Weihnachten Probleme geben, heißt es aus dem Handel. In Großbritannien fürchtet man, dass europäische Firmen keine Lastwagen mehr schicken. „Wenn ihnen nicht garantiert werden kann, dass sie aufgrund der Staus aus Großbritannien herauskommen oder dass sie die Produkte ausführen dürfen, die sie wollen, macht es das viel unwahrscheinlicher, dass sie überhaupt ins Vereinigte Königreich kommen“, sagt „FDF“-Chef Wright der BBC. Logistics-UK-Chef Alex Veitch fordert, die Regierung müsse Schnelltests für Lkw-Fahrer anbieten.

Frankreichs Verkehrsstaatssekretär macht Hoffnung

Viel wird davon abhängen, wie rasch die Ausbreitung der Corona-Mutation unter Kontrolle gebracht werden kann. Die britische Regierung hatte zwar betont, es gebe keine Hinweise, dass die bisher eingesetzten Impfstoffe nun nicht mehr wirksam seien. Doch die Warnungen von Premier Johnson, die neue Variante sei bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, haben letztlich zu der harten Reaktion in Europa geführt, wie manche Kritiker der Regierung vorwerfen.

Die internationale Straßentransportunion IRU forderte die französische, britische und andere Regierungen auf, die Grenzen für den Güterverkehr offen zu halten und Klarheit über die neuen Covic-19-Maßnahmen zu schaffen. Andernfalls seien die Lieferketten in ganz Europa in Gefahr. Die Fahrer, die in Frankreich und Großbritannien festsitzen, brauchen laut der IRU zudem ausreichend Nahrung, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Zugang zu medizinischer Versorgung. „Die EU-Initiative Green Lanes, die von allen EU-Mitgliedern einschließlich Frankreich unterstützt wird, hat deutlich gemacht, dass die Kontinuität der Logistikketten entscheidend ist und geschützt werden muss“, betonte IRU- Generalsekretär Umberto do Pretto.

Hoffnung macht Jean-Baptiste Djebbari, dem beigeordneten Minister für Verkehr in Frankreich: „In den nächsten Stunden werden wir auf europäischer Ebene solide Auflagen zum Gesundheitsschutz beschließen, damit der Verkehrsfluss von Großbritannien aus wieder beginnen kann“, schrieb er auf „Twitter“. (dpa/ag)

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