Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die EU und die Bundesregierung dazu aufgefordert, Änderungen an den bisherigen Plänen und Strategien auf dem Weg zu einem CO2-freien Straßenverkehr vorzunehmen. Besonders Lockerungen der CO2-Vorschriften, größere Technologieoffenheit und ein schnellerer Aufbau der Tank- und Ladeinfrastruktur für alternative Kraftstoffe seien dafür nötig, heißt es in einem 10-Punkte Plan des VDA. Ohne diese Maßnahmen könnten die europäischen Klimaziele im Verkehr nicht erreicht werden.
Speziell für Lkw fordert der VDA, die vorgeschriebenen Flottengrenzwerte für CO2 noch in diesem Jahr - und damit ein Jahr früher als geplant - zu überprüfen und gegebenenfalls zu lockern. Die Höhe der möglichen Strafzahlungen sollte dem Niveau der Strafzahlungen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge angepasst werden.
Bei der Verschärfung der CO2-Vorschrifen im Zeitraum 2030-2035 solle eine zweijährige Einführungsphase (Phase-in) eingerichtet werden - auch für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Bezogen auf die Anreize zum Kauf von Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen würde neben einer Senkung von Steuern und Abgaben für alle Autokategorien außerdem gerade für Nutzfahrzeuge eine „langfristige Perspektive für die CO2-bezogene Maut eine entscheidende Rolle“ spielen.
„Der VDA fordert, dass die EU die Flottengrenzwerte für 2035 aufweicht und weitreichende Ausnahmen für Verbrenner, Plug-in-Hybride und vermeintlich kohlenstoffarme Kraftstoffe schafft“, fasst der deutsche Ableger des europäischen Umweltverbands Transport & Environment (T&E) den 10-Punkte Plan des VDA in seiner Kritik daran zusammen. Die „Maximalforderungen des mächtigsten deutschen Lobbyverbands“ seien „kein seriöser Vorschlag“. „Genau in dem Moment, wo die Zulassungszahlen bei E-Autos in ganz Europa nach oben gehen und Finanzminister Klingbeil Milliardensubventionen an die Hersteller verteilt, startet der VDA einen Frontalangriff auf den europäischen Klimaschutz“, teilt Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland, mit.
Der VDA veröffentlicht den Aufruf „ im Vorfeld der geplanten Fortsetzung des Strategischen Dialogs über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie in Brüssel“, wie der Verband schreibt. Diesen Dialog hatte die EU-Kommission im Januar gestartet, eine erste Phase war Anfang März beendet worden. Als Ergebnis der ersten Phase hatten die EU-Mitgliedsländer und das Europaparlament die Vorschriften für CO2-Grenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Vorschlag der EU-Kommission Ende Mai gelockert. Einen offiziellen Termin für eine zweite Phase des Dialogs gibt es bislang nicht.