Kurz vor dem zweiten strategischen Dialog der EU zur Zukunft der Automobilindustrie in Brüssel fordert der europäische Autoherstellerverband Acea eine schnellere Anpassung der CO2-Ziele für emissionsfreie Nutzfahrzeuge.
Vor allem bei Lkw und Bussen sei der aktuelle Zeitplan der EU nicht umsetzbar, warnt Acea – unter anderem wegen fehlender Lkw-Ladeinfrastruktur, hoher Strompreise und ausstehender Gesetzgebungen zu Maßen und Gewichten von Fahrzeugen.
EU-Ziele für CO2-freie Nutzfahrzeuge unter Druck
Den bisherigen Fahrplan für einen CO2-freien Lkw-Verkehr in der EU gelte es zu überarbeiten. Grundsätzlich unterstütze Acea weiter die Ziele der EU, heißt es in einer Stellungnahme des Verbands. Aber die aktuelle Entwicklung zeige, dass der bisherige Zeitplan nicht eingehalten werden könne.
Acea fordert frühere Überprüfung der 2030-Ziele
Die Hauptforderung des Verbands zielt darauf ab, die CO2-Vorgaben für 2030 der EU für Lkw, Vans und Busse schneller als geplant zu überarbeiten. Eine Kontrolle der EU CO2-Ziele für 2030 ist bislang für 2027 vorgesehen. Acea fordert, diese Überarbeitung schon dieses Jahr zu machen.
Denn schon jetzt sei klar, dass die Ziele für 2030 mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen nicht haltbar seien. Wesentliche Voraussetzungen seien nicht erfüllt, um emissionsfreie Nutzfahrzeuge wie E-Lkw tatsächlich massiv auf die Straßen zu bringen.
Mangelhafte Ladeinfrastruktur für E-Lkw bremst Umsetzung
So fehle es weiterhin an ausreichenden Lademöglichkeiten und der Verabschiedung von wichtigen Gesetzestexten, wie zum Beispiel zu Maßen und Gewichten für Lkw. Attraktive Strompreise, gezielte Anreize zum Kauf und Einsatz von CO2-freien Lkw, wie unter anderem CO2-abhängige Mauttarife, und „ähnliche entscheidende Elemente“ würden ebenfalls weiter fehlen.
Drei zentrale Forderungen der Nutzfahrzeugbranche
„Die Fahrzeuge haben wir schon, um emissionsfreie Lösungen für alle Transportarten anzubieten, aber die meisten Voraussetzungen, um die Fahrzeuge auch auf den Straßen fahren zu lassen, fehlen immer noch“, so Christian Levin, CEO von Scania und Leiter der Nutzfahrzeugsparte bei Acea. Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen liege der Anteil der E-Vans mit 8,5 Prozent noch weit hinter den eigentlichen Zielen der EU zurück, teilt Acea mit.
„Die Fahrzeuge haben wir schon, um emissionsfreie Lösungen für alle Transportarten anzubieten, aber die meisten Voraussetzungen, um die Fahrzeuge auch auf den Straßen fahren zu lassen, fehlen immer noch“, so Christian Levin, CEO von Scania und Leiter der Nutzfahrzeugsparte bei Acea. Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen liege der Anteil der E-Vans mit 8,5 Prozent noch weit hinter den eigentlichen Zielen der EU zurück, teilt Acea mit.
Kaufanreize & CO2-abhängige Maut
Um den Prozess bei allen Fahrzeugtypen zu beschleunigen, schlägt der Verband drei Dinge vor: „Erstens: Anreize, Anreize und nochmal Anreize“, sagte noch am Mittwoch (10. September) Maria Linkova-Nijs, Leiterin der Abteilung Politik und Strategie bei Acea, bei einem Webinar zur Entwicklung der E-Mobilität in der EU.
Technologieoffenheit statt einseitiger Fokus
„Zweitens Technologieoffenheit, und drittens unterschiedliche ‚Fahrspuren‘, um Pkw, Vans und schwere Lkw jeweils in ihrem Tempo und unter den Voraussetzungen ihrer jeweiligen Marktbedingungen zum Ziel zu bringen“, fügte sie hinzu.
Strategischer Dialog der EU – das steht an
Der strategische Dialog über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie am Freitag wird der zweite Dialog dieser Art sein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen organisiert den EU-Automobildialog mit Vertretern der EU-Kommission, des Automobilsektors sowie Interessensgruppen aus diesem Umfeld. Beim zweiten Dialog sollen Nutzfahrzeuge im Zentrum der Gespräche stehen.
Ergebnisse des ersten Strategiedialogs
Der erste Dialog war am 30. Januar gestartet. Das damalige Ziel: die CO2-Ziele für die Automobilbranche zu überarbeiten angesichts der Weltwirtschaftslage, die sich unter anderen wegen der Covid-Krise und dem Krieg in der Ukraine für die europäische Autoindustrie verschlechtert hatte.
Als Ergebnis des ersten Dialogs hatte die EU-Kommission am 5. März einen Aktionsplan für die Automobilindustrie verabschiedet. Dieser sieht vor allem Erleichterungen für Pkw vor.