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Bahn muss sich Milliarden-Verlusten stellen

15.12.2015 09:27 Uhr
Deutsche Bahn Zentrale
Im Bahn-Tower in Berlin treffen sich am Mittwoch die Aufsichtsräte
© Foto: Deutsche Bahn AG

Deutschlands Verkehrspolitiker kritisieren die Deutsche Bahn wegen des erwarteten Milliarden-Verlustes in diesem Jahr. In der Güterverkehr- und Logistiksparte stehen gravierende Änderungen bevor.

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Berlin. Die Verluste der Deutschen Bahn in diesem Jahr haben bei Koalition und Opposition deutliche Kritik an der Konzernführung hervorgerufen. „Der Bahnvorstand hat schwere Management-Fehler zu verantworten. Diese Bilanz kann nicht zufriedenstellen“, empörte sich der Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD). Mehrere Reformvorhaben seien nie vollendet worden.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf Vorstandschef Rüdiger Grube und dessen Vorgänger Hartmut Mehdorn vor, die Bahn über Jahre ausgepresst zu haben „wie eine Zitrone“. Der Konzern solle sich auf sein Kerngeschäft in Deutschland konzentrieren. Die DB verweist auf Sonderbelastungen wie die Streiks im Frühjahr, Unwetterschäden und Verspätungen.

Ursache der Kritik sind die für 2015 erstmals seit zwölf Jahren erwarteten Verluste. Trotz eines Rekordumsatzes von leicht über 40 Milliarden Euro drohe ein Nachsteuerverlust von knapp 1,3 Milliarden Euro. Dieser ergibt sich unter anderem aus Kosten von rund 700 Millionen Euro für Restrukturierungsmaßnahmen sowie weiteren 1,3 Milliarden Euro für Abschreibungen beim Sorgenkind Güterverkehr. Der von Grube im Juli angestoßene Konzernumbau schlage also mit rund zwei Milliarden Euro zu Buche. Am kommenden Mittwoch wird der Aufsichtsrat über das von Grube vorgelegte sogenannte „Gelbbuch“, ein „mehrjähriges Programm für mehr Qualität, mehr Kunden und mehr Erfolg“, genannt „Zukunft Bahn“, beraten, wie ein Bahnsprecher betonte. In der Bestandsaufnahme heißt es, die Bahn von heute sei „nicht fit“ für die Zukunft. Handle der Konzern nicht, bestehe die Gefahr, „den Rückhalt in der Gesellschaft, bei Kunden und Eigentümern zu verlieren“. Gemeint sind in erster Linie gravierende Mängel im Personenverkehr. Nur drei von vier Fernverkehrszügen kommen pünktlich an. Schuld daran seien marode Weichen, die jetzt mit Sensoren ausgestattet werden ­sollen, um frühzeitig Störungen zu erkennen.

Die Folgen des Lokführerstreiks

Die Gütersparte DB Schenker Rail kämpft indes noch mit den Auswirkungen des Arbeitskampfes in der ersten Jahreshälfte. Während des Lokführerstreiks haben einige Kunden dem Unternehmen den Rücken zugekehrt und sind nach den vorliegenden Informationen auch nicht wieder zurückgekommen. Dies sei ein wesentlicher Grund, warum die Güterbahn in diesem Jahr rote Zahlen schreiben werde. Bereits vor einigen Wochen kursierte das Gerücht, die DB wolle 5000 Stellen abbauen und auch Hunderte Güterverkehrsstellen nicht mehr bedienen.
Der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) warnte vor massiven Einschnitten in der Güterverkehrssparte. „Fatal wäre es, wenn der Konzernumbau zu einem Kahlschlag beim Güterverkehr mit einem Verlust von 5000 Stellen und der Schließung von 500 Güterverladestellen bundesweit führen würde“, sagte der Minister.

Aus Bahnkreisen heißt es, dass im Güterverkehr geplant sei, künftig bis zu 80 Prozent der Züge nach einem Fahrplan einzusetzen wie bei einer Spedition – Einzelwagenverkehre würden demnach für die Geschäftskunden teurer werden. (jök)

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