München. Die Lokführer der Deutschen Bahn blockieren seit Donnerstagmittag den Güterverkehr. Der Ausstand trifft vor allem das produzierende Gewerbe hart. Gerade die Autoindustrie ist in der Regel auf einen reibungslosen Warenfluss angewiesen. Die Lager sind oft klein, Nachschub wird zeitnah "just-in-time" angeliefert. Die Hersteller stellen sich deshalb mit Notfallplänen auf die Bahn-Streiks ein. Einige Beispiele: BMW transportiert täglich 2.000 Neuwagen per Bahn aus seinen deutschen Werken und 1.000 per Lastwagen. Für den Fall von Beeinträchtigungen durch Streiks können die Transporte nach Angaben eines BMW-Sprechers zum Teil auf die Straße verlagert werden, alternativ müssten die gefertigten Autos in Zwischenlagern geparkt werden. Dies sei aber nur in begrenztem Umfang möglich. Schlimmstenfalls müsste die Produktion zurückgefahren werden. Die Lieferungen der Zulieferer erhält BMW zum Großteil per Lastwagen, so dass dort keine Engpässe erwartet werden. Zwei bis vier Tage kann Audi nach eigenen Angaben überbrücken. 1.000 Autos werden täglich in Ingolstadt gefertigt, 2.500 könnten zusätzlich auf einem nahe gelegenen Messegelände abgestellt werden. Da ein Drittel auf der Straße abtransportiert wird, liege der Puffer bei etwa vier Tagen. Dann würden auch wohl kaum mehr neue Fahrzeuge hinzukommen. Denn obwohl nur ein Drittel der Zulieferungen auf der Schiene erfolgt, könnten die Engpässe nach wenigen Tagen die Produktion lahmlegen, bestätigte ein Unternehmenssprecher dem "Münchner Merkur" (Donnerstagsausgabe). Volkswagen schließt Kurzarbeit in den deutschen Werken als Folge des Streiks im Güterverkehr nicht aus. Der Autobauer hat seine Beschäftigten in Aushängen bereits über Kurzarbeit als mögliche Folge des Streiks informiert. "Wir haben allgemein und vorsorglich über das Thema Kurzarbeit informiert, aber wir haben keine Kurzarbeit angemeldet", sagte ein VW-Sprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Die deutschen Werke seien laufend auf Gütertransporte mit der Bahn angewiesen. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns der Streik innerhalb des Werksverbundes treffen wird", meinte der Sprecher. Stillstand bei Porsche in Leipzig ab Freitag? Im Porsche-Werk Leipzig kann der Lokführerstreik bereits am Freitag zu einem Produktionsstopp führen. Wenn am Freitagmorgen keine Karosserien aus Bratislava angeliefert werden, stehen die Bänder still, berichtete die "Leipziger Volkszeitung" am Donnerstag auf ihrer Internetseite. Die Teile für die Baureihe Cayenne würden mit Spezialwaggons aus dem VW-Werk in Bratislava angeliefert. Ein Ausweichen auf die Straße sei nicht möglich. In Leipzig werden täglich 180 Cayenne montiert. Etwas gelassener ist Ford: "Wir sind in einer glücklichen Lage direkt am Rheinufer", sagte ein Konzernsprecher in Köln. Rund die Hälfte aller 2.000 pro Tag in Köln produzierten Neuwagen werde ohnehin mit Binnenschiffen abtransportiert. Notfallpläne ermöglichten es, die Schiffskapazitäten auch noch weiter zu erhöhen und auf die Straße auszuweichen. (dpa/rp)
Autobauer wappnen sich mit Notfallplänen gegen Streik
Verlagerungen auf die Straße nur begrenzt möglich / VW informiert über Kurzarbeit / Entspannte Lage bei Ford.