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Autobahngesellschaft geht 2021 an den Start

22.12.2020 13:16 Uhr
Autobahn, A8
Ab 1. Januar 2021 geht die Verantwortung für die 13.000 Kilometer deutsche Autobahnen an die bundeseigene Autobahn GmbH
© Foto: Sebastian Gollnow/dpa/picture-alliance

Es ist eine Mammutreform. Planung, Ausbau und Betrieb der Autobahnen gehen ab dem 1. Januar auf den Bund über. Die Autofahrer werden davon zunächst wenig merken.

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Berlin. Zügiger bauen, weniger Staus, bessere Informationen für Verkehrsteilnehmer: Es sind hohe Ziele, die sich die neue Autobahngesellschaft des Bundes gesetzt hat. Im Januar geht sie an den Start und bündelt die Verantwortung für die deutschen Autobahnen. Eine Großreform, die zu Beginn vor allem für eigene Baustellen sorgt: Die Kosten sind gestiegen, die geplante Integration einer anderen wichtigen Gesellschaft wurde verschoben. Die Länder beobachten die neue Bundesgesellschaft ganz genau. Worum es geht:

 

Was soll passieren?

Die Autobahnen gehören dem Bund. Doch verantwortlich für den Betrieb, den Erhalt und den Ausbau waren bislang die Länder. Das ändert sich nun. So sollen Baufirmen fortan den gleichen Ansprechpartner haben. Ausschreibungen und Regeln sollen vereinheitlicht, Projekte aus einer Hand geplant werden. Es geht um ein Autobahnnetz von 13.000 Kilometern.

 

Woran hapert es?

Vor allem an der kurzen Zeit, die die Verantwortlichen für die Umsetzung des Mammutprojekts hatten. Die Autobahngesellschaft baut auf den bestehenden Strukturen in den Ländern auf. Bundesweit sollen 10 Niederlassungen, 41 Außenstellen, 42 Verkehrsleitzentralen und 189 Autobahnmeistereien die Arbeit übernehmen. Dazu müssen IT-Systeme integriert und Fachkräfte gefunden werden. Die Gesellschaft selbst spricht auf Anfrage von der größten „Infrastrukturreform nach der Wende“, die in nur zwei Jahren umgesetzt werden musste. Bis zum vollständigen Hochfahren der IT-Systeme brauche es daher noch rund zwei Monate.

Bei den Ländern waren insgesamt 15.000 Beschäftigte mit den Aufgaben befasst. Zum 1. Januar starten bei der neuen Gesellschaft zunächst nur 10.400. „Bis Ende 2021 werden wir dann mit rund 13. 000 Mitarbeiter/innen bereits vollständig“, heißt es. Doch es bestehen Zweifel, ob das ausreicht.

Der Bund der Steuerzahler geht von Milliarden Euro an Zusatzkosten aus. „Offene Rechtsfragen, IT-Chaos, um alle Landesstraßenbauämter zusammenzuführen, Personalmangel, explodierende Verwaltungskosten und Zeitnot lassen die Mammutreform zu einem Fehlstart werden“, befürchtet Präsident Reiner Holznagel. Bislang wurden laut Bundesverkehrsministerium Kosten in Höhe von 325 Millionen Euro für den Aufbau der Gesellschaft fällig.

Und eigentlich sollte die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) in die Autobahn GmbH integriert werden – das aber wurde angesichts rechtlicher Bedenken gestoppt.

 

Was ändert sich für Verkehrsteilnehmer?

Für die Verkehrsteilnehmer ändert sich aus Sicht des ADAC zunächst nicht viel. Lediglich die Zuständigkeiten hinter den Kulissen wechselten, teilte ADAC-Verkehrsleiter Stefan Gerwen mit. Aus Nutzersicht sei es vor allem wichtig, dass die Autobahnen auch im Übergang uneingeschränkt nutzbar seien und die Modernisierung nicht ins Stocken gerate. So ist die neue Gesellschaft auch für den Betrieb der Straßen, also etwa den Winterdienst, zuständig. Durch Kooperationsvereinbarungen mit den Ländern seien für einen Übergangszeitraum solche Betriebs- und Dienstleistungen aber gewährleistet, sagte Gerwen.

Dennoch gehe auch er davon aus, dass die Gesellschaft „erst in einigen Jahren voll eigenständig handlungsfähig sein wird“. Der ADAC erwarte langfristig aber „ein bundesweit verbessertes Baustellen- und Verkehrsmanagement, die schnellere Sanierung wichtiger Brücken, den Ausbau von Staustrecken sowie saubere Rastanlagen“. Als Sinnbild für Probleme steht etwa die Rheinbrücke Leverkusen auf der A1 in Nordrhein-Westfalen. Seit Jahren ist das marode Bauwerk für Lastwagen geschlossen, weil die Sanierung nicht vorankommt.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, Dirk Engelhardt, wirbt ebenfalls dafür, der neuen Gesellschaft auch eine Chance zu geben. Sein Verband vertritt unter anderem Spediteure und Transportunternehmen. Ihm geht es daher vor allem um mehr Parkplätze und Sicherheit auf den Raststätten entlang der Autobahnen. Zu diesen Themen seien die Verantwortlichen der neuen Gesellschaft sehr früh an den Verband herangetreten, sagt er.

 

Wie viel Geld ist für Straßenbau vorgesehen?

Es geht um viele Milliarden – und es gibt Finanzlücken. „Insbesondere der Aus- und Neubau der Bundesautobahnen und Bundesstraßen in Bundesverwaltung erfordert erhebliche Mehrinvestitionen, wenn politische Zielsetzungen von der Autobahn GmbH umgesetzt werden sollen.“, heißt es im Finanzierungs- und Realisierungsplan. Alleine für Neu- und Erweiterungsbauten liegt demnach der Mehrbedarf bis 2025 bei 1,5 Milliarden Euro.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) betoniere das Land mit neuen Straßen zu, als ob es keine Klimakrise gäbe, kritisierte der Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler. Die Bundesregierung müsse den Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen reduzieren. „Das würde Milliarden sparen und das Klima schonen.“ Der Linke-Verkehrspolitiker Jörg Cezanne sprach von einer „Straßenbauorgie“. (dpa/ag)

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