Auch Antwerpen hat Bayern im Blick

Gute Stimmung und vor allem Zuversicht strahlt Luc Arnouts, Chief Commercial Officer des Hafens von Antwerpen, aus. Kein Wunder, ist doch Antwerpen der Seehafen, der momentan zwischen Le Havre und Hamburg das Tempo vorgibt. Antwerpen zählt zu den Gewinnern Um 4,0 Prozent stieg 2016 die Anzahl der Container, die über die Kaikanten in Antwerpen gehievt wurden. Auf solche Zahlen können Rotterdam (+ 1,2 Prozent), Hamburg (+1, 0 Prozent) und erst recht Bremerhaven (- 1,0 Prozent) nur mit Neid blicken. 2017 setzt sich der Aufschwung in der belgischen Hafenstadt fort: Mit 0,7 Prozent mehr TEU (20-Fuß-Container) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fällt der Zuwachs allerdings nicht ganz so groß aus. "Die Schiffe werden immer größer. Sie müssen Ladung finden. Da ist Antwerpen gut aufgestellt", sagt Arnouts gegenüber der VerkehrsRundschau. Nicht nur, weil die Containerriesen ohne Probleme den Hafen anlaufen können. "Bei uns befinden sich auch viele Industriefirmen, die Ladung verschiffen. Zudem haben wir den Vorteil, dass wir 100 Kilometer im Inland liegen und es nicht weit in unser Hinterland ist", zählt Arnouts einige Vorteile auf. Er glaubt, dass der Trend zu größeren Schiffen anhalten und sich noch verstärken wird und vor allem Rotterdam und Antwerpen davon profitieren werden. Mehr Umschläge im Hafen bedeuten aber auch: Es müssen mehr Container im Hinterland transportiert werden. Hier zeichnen sich immer wieder Engpässe ab. Deshalb versucht der Hafen die Akteure zu unterstützten. "Wir haben darauf gedrängt, dass unsere Seehafenterminals von Montag bis Freitag 24 Stunden geöffnet haben", sagt Arnouts. Jetzt besteht die Möglichkeit für die Trucker, zu jeder Tages- und Nachtzeit die Container abzuholen oder zu liefern. "Das setzt aber voraus, dass die Wirtschaft mitspielt und deren Verladestellen dann auch geöffnet haben", fordert der Hafenmanager ein Entgegenkommen bei den Versendern und Empfängern der Container. Aber auch bei den anderen beiden Verkehrsträgern versucht Antwerpen, die Abläufe zu verbessern, insbesondere Richtung Deutschland: "Wir haben das Logistikkompetenz-Zentrum Prien mit einer Marktuntersuchung beauftragt, das Potenzial auf der Schiene zwischen Antwerpen und Bayern abzufragen", sagt Arnouts. Die 500 bis 600 Kilometer Entfernung seien für eine Zugverbindung optimal. Allerdings müsse ein solcher Zug mindestens zwei-, dreimal die Woche fahren, damit der Versender im Falle einer Verspätung Alternativen nutzen kann. "Es ist sehr schwierig, die Versender von der Bahn zu überzeugen", sagt Arnouts und nennt als Gründe die Komplexität bei Bahntransporten. Haeger & Schmidt fährt mit der Bahn Dennoch will Antwerpen den Anteil der Bahn nach Deutschland erhöhen. Derzeit liegt er bei 17 Prozent (bezogen auf die Tonnage). Für 2030 sind 20 Prozent vorgesehen. Bei der Binnenschifffahrt ist ein Plus von 36 auf 40 Prozent geplant, während der Anteil des Lkw von 47 auf 40 Prozent sinken soll. Da das Gesamtvolumen von derzeit 68 Millionen Tonnen auf 90 Millionen Tonnen steigen soll, müssten alle Verkehrsträger mehr als bislang transportieren. Und Erfolge bei der Verlagerung kann Antwerpen vermelden. So hat die Binnenschifffahrts-Reederei Haeger & Schmidt Ende 2016 eine wöchentliche Zugverbindung zwischen Antwerpen und dem Terminal Andernach gestartet. Mittlerweile arbeitet man an einem zweiten Zug auf dieser Route. Um den Akteuren ihre Arbeit zu erleichtern, haben der Hafen Antwerpen zusammen mit wichtigen im Hafen ansässigen Industrieunternehmen Anfang des Jahres eine neue Gesellschaft mit dem Namen "NxtPort" gegründet. NxtPort soll eine Plattform schaffen, auf der alle Daten der Akteure gebündelt werden. "Dort sollen nicht nur nautische Informationen abrufbar sein, sondern auch Daten von den Versendern, Transporteuren, Spediteuren und Operateuren über verschiedene Destination, Abgangs- und Zielorte und Verbindungen et cetera", sagt Arnouts. Das Ergebnis soll eine höhere Transparenz bei den Abläufen sein, die es beispielsweise ermöglicht, bei Bedarf schneller den jeweiligen Verkehrsträger zu finden, den man benötigt. Seehäfen arbeiten stärker zusammen Diese Plattform ist ein Beispiel für ein Trend, der mit der Digitalisierung verbunden ist: Die Bereitschaft, zusammenzuarbeiten, wird größer. Das betrifft auch die Seehäfen selbst. Auf Initiative des Hafens Hamburg haben sich erstmals auf weltweiter Ebene Seehäfen zusammengetan, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Zu Anfang waren bei der Chainport-Initiative Hamburg, Busan, Los Angeles, Shenzen, Antwerpen, Felixstowe und Singapur dabei. Mittlerweile sind auch die Häfen Valencia, Zeebrugge und Rotterdam dazugestoßen. "Eigentlich sind wir ja eher eine konservative Branche. Daher war ich überrascht, wie groß doch die Bereitschaft ist, Innovationen zu teilen, die die Häfen entwickelt haben", sagt Arnouts. Ziel der Initiative ist es, Wissen weiterzugeben und selber Lösungen zu entwickeln, von denen dann alle Akteure profitieren können. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Seefracht www.verkehrsrundschau.de/dossiers Neues Tool soll für mehr Transparenz für Spediteure und Verlader sorgen Rotterdam hofft auf fünf Prozent Wachstum beim Umschlag Was haben der Hafen Rotterdam und JadeWeserPort in Wilhelmshaven gemeinsam? Auf den ersten Blick nur wenig. Denn den größten Hafen Europas trennt nicht nur bezüglich des Umschlagsvolumens einiges von dem Newcomer in der Hamburg-Le-Havre-Range. Aber: Beide Seehäfen bieten neue Umschlaganlagen an. Und bei beiden scheinen sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten so langsam die Flächen mit Boxen zu füllen."In den ersten drei Monaten 2017 ist unser Containerumschlag um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum gestiegen", sagt Emile Hoogsteden."Die neuen Terminals auf der Maasvlakte II hatten anfangs einige Probleme", gesteht der Vice President Containers, Breakbulk & Logistics beim Hafen Rotterdam, im Gespräch mit der VerkehrsRundschau, "aber jetzt läuft es an." Dieser positive Trend sei schon 2016 zu erkennen gewesen. Denn nach einem Rückgang in den ersten sechs Monaten begann im zweiten Halbjahr die Aufholjagd und stieg das Containervolumen um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.Da auch die neuen Fahrpläne der Reedereien zum ersten April"gut aussehen für Rotterdam", hofft Hoogsteden, dass auf das gesamte Jahr 2017 ein Wachstum von fünf Prozent erreicht werden kann - nach 1,2 Prozent Zunahme im Jahr 2016 eine deutliche Steigerung.Wie in Antwerpen versucht man auch in Rotterdam durch Service-Verbesserungen den Reedern, Verladern und Spediteuren den Hafen schmackhaft zu machen. Auf der Messe Transport Logistic in München hat der Hafen ein neues Online-Tool vorgestellt mit dem Namen "Navigate". Darin werden die Fahrpläne von Deepsea- und Shortseaverbindungen mit 550 Häfen weltweit zusammengeführt. Hinzu kommen Schienen- und Binnenschifffahrts-Verbindungen zwischen Rotterdam und über 150europäischen Binnenlandterminals. "Mit nur wenigen Mausklicks können Verlader, Spediteure, Operateure und Carrier die effizienteste globale Route für ihre Container von A nach B über Rotterdam finden", sagt Hoogsteden.Wobei effizient sich nicht auf die Kosten bezieht."Den Preis müssen die Akteure natürlich selbst untereinander aushandeln", so der Hafenmanager. Zudem bietet das derzeit noch in einer Beta-Version verfügbare Tool die Möglichkeit, sich über Leerdepots im Hafen Rotterdam oder im Hinterland zu informieren. cd