Wien. Der Einstieg des saudi-arabischen Milliardärs Mohammed al Jaber bei der österreichischen Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) ist vorerst gescheitert. Die staatliche Österreichische Industrie-Holding AG (ÖIAG), die 42 Prozent der AUA-Aktien hält, bestätigte heute in Wien, dass Gespräche mit dem Geschäftsmann, der sich im April verpflichtet hatte, 150 Millionen Euro für ein Aktienpaket von 20 Prozent an der Fluggesellschaft zu investieren, abgebrochen worden seien. Neue Forderungen des Investors seien „unannehmbar“ gewesen. Den Angaben zufolge hatte Al Jaber eine weitere Erhöhung des ursprünglich vereinbarten Anteils zu dem zurzeit erheblich niedrigeren Aktienkurs gefordert. Der Saudi selbst ließ heute erklären, er habe bereits seit Mitte der vergangenen Woche nicht mehr mit der AUA verhandelt. Zwar räumte die AUA Al Jaber heute zur Erfüllung seiner vertraglich eingegangenen Verpflichtungen eine Fristverlängerung bis zum 21. Mai ein. Der AUA-Vorstandsvorsitzende Alfred Ötsch sagte dazu dem österreichischen Rundfunk „ORF“ jedoch, er „rechne nicht mehr damit“, dass das Geschäft mit dem Saudi noch zustande komme. Er nannte die Vorgänge um die Beteiligung des Milliardärs ein „Theater“. Allerdings werde die AUA ihrerseits vertragstreu bleiben, „um unsere Ansprüche, die wir haben, nicht zu schmälern“, kündigte Ötsch an. Die AUA werde ihr Expansionsprogramm in den Nahen Osten auch ohne Al Jaber durchziehen, sagte Ötsch. Al Jaber, der in Wien mehrere Luxushotels besitzt, hatte sein Angebot Anfang Mai zurückgezogen, nachdem schwere Netto-Verluste der AUA in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro im ersten Quartal 2008 bekanntgeworden waren. Unmittelbar danach war der Kurs der AUA-Aktie von 7,10 Euro auf 4,20 Euro gefallen. Al Jaber erklärte, er sei bei den Vertragsverhandlungen über die wahre Lage der AUA getäuscht worden. Dies weist die Fluggesellschaft aber entschieden zurück. Die AUA besteht bisher allerdings auf Vertragserfüllung durch den Saudi mit österreichischem Pass. Der AUA-Chef Ötsch hat inzwischen erkennen lassen, dass sich die österreichische Fluggesellschaft nach einem „strategischen Partner“ umsehen werde, falls das Geschäft mit al Jaber scheitert. Erster Kandidat für diese Partnerschaft ist nach Medienberichten die Deutsche Lufthansa. Der österreichische Verkehrsminister Werner Faymann (SPÖ) hatte sich allerdings gegen einen möglichen Einstieg der Lufthansa ausgesprochen. Eine Partnerschaft mit der Lufthansa sei ganz sicher eine Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Österreich, hatte Faymann dem Boulevardblatt „Österreich“ gesagt. „Die AUA muss unbedingt österreichisch bleiben“, sagte er der Zeitung zufolge. Vonseiten der Lufthansa wurden die Medienberichte nicht bestätigt. (dpa)
AUA: Einstieg von Saudi-Milliardär gescheitert
Austrian Airlines sucht strategischen Partner: Österreichischer Verkehrsminister warnt vor Ausverkauf an Deutsche Lufthansa