AMÖ-Chef Andreas Eichinger: Kommunikation als Schlüssel für Fortschritt

15.12.2025 08:59 Uhr | Lesezeit: 7 min
Andreas Eichinger mit Team
AMÖ-Chef Andreas Eichinger (zweiter von rechts) über die Bedeutung offener Kommunikation, gelebter Gemeinschaft und eines neuen Wir-Gefühls im Verband
© Foto: Andreas Eichinger

Transformation braucht Kommunikation. Im dritten Teil seines Erfahrungsberichts zeigt AMÖ-Chef Andreas Eichinger, wie eine offene Kommunikationskultur, gelebte Gemeinschaft und ein neues Wir-Gefühl den Verband nachhaltig prägen.

Führung hat für mich viel mit Spannungsfeldern zu tun und mit meinem wichtigsten Werkzeug: Kommunikation. Nach innen will und muss ich direkt kommunizieren, sagen, was ist - da sind wir nicht gerade übermäßig sensibel. Kommunikation in der Geschäftsstelle oder mit Mitgliedern ist respektvoll, aber direkt und offen! Das ist auch meine Erwartungshaltung an die handelnden Personen: In der Sache direkt und schonungslos miteinander umzugehen. Alles andere kostet zu viel Zeit und bringt nicht wirklich weiter.

Nach außen will ich dagegen auf Kooperation, statt auf Konfrontation setzen. Konfrontation schafft in dem Fall keine Verbündeten und wenn doch, dann oft die falschen. Nach außen muss mitunter sehr sensibel kommuniziert werden, denn man kennt sich nicht so gut, weiß das Gegenüber oft noch nicht wirklich zu nehmen. Genau dieses Spannungsfeld macht für mich den Reiz aus.

Direkt, klar und souverän: Die Kommunikationskultur der AMÖ

Sowohl nach innen als auch nach außen gilt es, Botschaften auf den Punkt zu bringen, ohne unnötige Komplexität, Worthülsen oder Fachausdrücke. Stattdessen direkt zum Punkt kommen. Und dabei selbstbewusst aufzutreten, ruhig bleiben – auch wenn es mal Stress gibt. Nie möchte ich die Fähigkeit verlieren, auch in schwierigen Situationen aktiv zuhören und souverän reagieren zu können. Stets Anknüpfungspunkte schaffend, nur im Ausnahmefall konfrontativ zu sein. Denn auch das braucht es manchmal, um festgefahrene Situationen zu lockern.

In Phasen auch längerer Unsicherheit – und genau das kennzeichnet Transformationen – gilt es besonders überzeugend, besonders respektvoll, aber eben auch mit Nachdruck zu argumentieren. Sich nicht beirren zu lassen. Und Humor kann auch nie schaden.

Andreas Eichinger
© Foto: Andreas Eichinger

Andreas Eichinger ist seit 2021 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e.V. Zuvor war er in der Luftverkehrsbranche und in der europäischen Verbandsarbeit tätig. In seiner Funktion treibt er die Modernisierung der AMÖ und den Wandel der Branche mit unternehmerischem Blick voran.

Gemeinschaft und Zusammenhalt in der AMÖ

Uns ist es wichtig, in unserer Arbeit den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Es muss stets klar sein, für wen wir als Bundesverband all das machen. Das bedeutet, dass wir unsere Kunden, also die Unternehmerin/den Unternehmer bzw. die Menschen in den AMÖ-Mitgliedsbetrieben stets vor Augen haben. Für sie sind wir da, für sie arbeiten wir.

Wir sind überzeugt, dass sich die zahlreichen Herausforderungen der Branche nicht allein bewältigen lassen. Es braucht eine starke Gemeinschaft. Und dass es gelungen ist, diese Gemeinschaft wieder auferstehen zu lassen, das zeigen die drei amoe:tagungen, die wir bisher gemeinsam erlebt haben. Den Anfang machte die Jahrestagung 2022 in Hamburg. Wir haben erstmals in kleinen Gruppen die Herausforderungen der Branche, aber auch der eigenen Unternehmen, offen diskutiert.

Von Hamburg bis Berlin: Lernen und Vernetzen

Wir haben darüber nachgedacht, was wir tun können, um diese Herausforderungen zu meistern. Als jeweiliges Unternehmen und gemeinsam. Auf unserer Tagung im Jahr 2024 in Münster haben wir zentrale Herausforderungen tiefer durchdrungen und erste Impulse Branchenfremder gesammelt. Unsere Abendveranstaltung fand beispielsweise in einem Kloster statt und hier berichtete Bruder Laurentius Wenk von der Transformation des Kapuzinerklosters in Münster. Andere Perspektiven zuzulassen und die Erfahrungen und Ideen anderer zu hören kann ungemein inspirierend sein.

Auf der diesjährigen amoe:tagung 2025 in Berlin haben wir begonnen, gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen zu entwickeln. Auch in Berlin haben wir von den Impulsen Branchenfremder profitiert. Beispielsweise von Thomas Lang, dem geschäftsführenden Landesvorsitzenden des Bioland-Landesverbandes Bayern. Die Geschichte von Bioland weist viele Parallelen auf und auch viele Herausforderungen waren und sind vergleichbarer Natur.


"In Phasen auch längerer Unsicherheit – und genau das kennzeichnet Transformationen – gilt es besonders überzeugend, besonders respektvoll, aber eben auch mit Nachdruck zu argumentieren. Sich nicht beirren zu lassen."


Ein starkes Team als Rückgrat der Gemeinschaft

Was verbindet beispielsweise eine Kundin mit dem Bioland-Logo? Warum kauft ein Kunde ein Bioland-Produkt? Die Erkenntnisse dieser drei Jahrestagungen flossen schließlich in die Entwicklung eines Zukunftsbildes für die Branche ein.

Zu einer Gemeinschaft gehört auch ein Team, das die Gemeinschaft pflegt, sie mitgestaltet. Das ist das Team der AMÖ in Hattersheim. Auch dieses Team hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Rollen wurden neu ausgestaltet oder ganz neu geschaffen, neue Strukturen etabliert und teilweise neue Menschen gesucht, gefunden und integriert.

Neue Identität: Ein gemeinsames Wir-Gefühl entsteht

Wenn Menschen eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Erfahrungen erlebt haben und darüber hinaus gemeinsame Überzeugungen und Ziele entwickelt haben, dann entsteht eine neue Identität. Eine Identität der Gruppe. Das gilt besonders, wenn diese Menschen die jahrelange Unsicherheit einer Transformation gemeinsam überstanden haben. Wenn sie gemeinsam die Unsicherheit ausgehalten haben, ob das, woran man arbeitet, auch Früchte tragen wird.

"Was immer es ist, wir sind so weit"

Für mich wird immer klarer, wie eine neue Identität der AMÖ-Spediteure aussehen kann. Sie speist sich aus einem starken Wir-Gefühl, aus einer neuen Offenheit und Direktheit der Menschen aus den Mitgliedsunternehmen untereinander und natürlich auch aus neuen Symbolen und einem neuen Selbstverständnis.

Was alle AMÖ-Spediteure trotz ihrer diversen Geschäftsfelder eint ist, dass sie für ihre Kundinnen und Kunden (fast) alles möglich machen, insbesondere wenn es um den Transport besonders sensiblen Gutes geht. Was immer es ist, wir sind so weit. Genau so lautet auch der Slogan unserer Imagekampagne, die wir in diesem Jahr im Zuge der Vergabe des neuen Qualitätskennzeichens „geprüfter amoe:spediteur“ starten werden.


Über die AMÖ

Der Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) e. V. vertritt Unternehmen, die spezialisierte Dienstleistungen in der Möbelspedition und objektbezogenen Logistik erbringen. Die Mitgliedsunternehmen decken ein breites Aufgabenfeld ab – vom klassischen Umzug über technische Spezialtransporte bis hin zu komplexen logistischen Projekten für Wirtschaft, Verwaltung und öffentliche Einrichtungen.

AMÖ-Mitglieder übernehmen unter anderem die Durchführung größerer Standortverlagerungen, den Transport sensibler Güter wie Medizintechnik oder Kunstwerke sowie die Logistik für nationale und internationale Veranstaltungen. Sie entwickeln für neue Anforderungen passgenaue Lösungen und bringen dafür umfassende Fachkenntnisse und branchenspezifisches Know-how ein.



Kulturwandel spürbar: Neue Offenheit und Verbundenheit

Für mich ist die neue Identität und das neue Selbstverständnis der AMÖ-Spediteure auf den Veranstaltungen der AMÖ in den letzten Jahren immer spürbarer. Menschen, die auf unseren Veranstaltungen referieren oder moderieren, sprechen mich ganz oft darauf an, dass sie merken, wie sehr wir alle uns aufeinander freuen und wie einzigartig wir miteinander umgehen. Das ist für mich die Wurzel der neuen Identität. In den letzten Jahren sind tiefe Verbindungen zwischen den Menschen der AMÖ-Spediteure und auch viele neue Freundschaften entstanden.

Ausblick: Was bleibt zu tun?

Viel! Die deutsche Verbandsstruktur entstammt weitestgehend der Nachkriegszeit. Aus meiner Sicht ist sie nicht mehr effizient und nicht schlagkräftig genug. Sie ist stark reformbedürftig. Sie ist aus Sicht der Mitgliedsunternehmen zu teuer und schafft zu wenige Mehrwerte. Ich bin sicher, dass sie in der aktuellen Form nicht überlebensfähig ist.

Der Anstoß für diese noch umfassendere Transformation kann aber nur von den Unternehmerinnen und Unternehmern selbst kommen. Wir sind vorbereitet. Ich bin immer gesprächsbereit. Ganz unabhängig davon sind wir noch lange nicht am Ende der Transformation der AMÖ angelangt. Wir haben ein klares Ziel vor Augen. Und: Für mich wird es immer dann besonders spannend, wenn es unbequem wird.

Hier geht es zu Teil 1 und hier zu Teil 2 des Erfahrungsberichts. 


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