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Airport Hahn: Verkaufspoker um Flughafen dauert an

08.02.2023 10:45 Uhr | Lesezeit: 5 min
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Die Gläubigerversammlung hat einem Verkauf des Flughafens Hahn noch nicht zugestimmt (Symbolbild)
© Foto: Thomas Frey/dpa/picture-alliance

Das Tauziehen um den insolventen Airport Hahn im Hunsrück geht weiter, nachdem die Gläubiger dem Verkauf an einen russischen Unternehmer nicht zugestimmt haben. Bundeswirtschaftsminister Habeck bestätigte derweil ein Investitionsprüfverfahren.

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Im Verkaufspoker um den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn hat der russische Investor Viktor Charitonin in einer vertraulichen Gläubigerversammlung noch kein grünes Licht bekommen. Danach sagte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Dienstag, 7. Februar, ohne die Nennung von Firmennamen, ein Bieter habe noch keine Zustimmung erhalten. Über den anderen sei noch gar nicht abgestimmt worden.

Unabhängig von „politischen Diskussionen“ seien beide „gute Investoren“. Damit geht der Verkaufspoker vorerst weiter. Plathner will nach eigenen Worten bis einschließlich März zu einer Lösung kommen. Es gebe inzwischen auch zwei weitere Kaufinteressenten.

Die NR Holding des Nürburgrings um den russischen Pharmaunternehmer Charitonin und die Mainzer Immobilien-Firmengruppe Richter haben nach Informationen der „Deutschen Presse-Agentur“ bereits beide unabhängig voneinander jeweils einen Kaufvertrag für den Airport Hahn unterschrieben. Beide haben auch schon den Kaufpreis überwiesen. Allerdings hat die NR Holding als Besitzgesellschaft der Eifelrennstrecke mehr gezahlt – nach Informationen der DPA rund 20 Millionen Euro.

Habeck bestätigt ein Investitionsprüfverfahren

Damit könnte sie den Zuschlag bekommen, falls nicht das Bundeswirtschaftsministerium dies nach dem Außenwirtschaftsgesetz verweigert. Der einst ebenfalls insolvente Nürburgring hat sich nach Charitonins Einstieg 2014 wieder wirtschaftlich stabilisiert.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat ein Investitionsprüfverfahren zum Verkauf des insolventen Flughafens Hahn bestätigt. „Das unterliegt der Investitionskontrolle“, sagte Habeck am Dienstag bei einem Besuch in Washington. „Mein Ministerium führt solche Kontrollen immer durch“, so Habeck.

Dabei gehe es um die Frage, ob der Flughafen zur kritischen Infrastruktur gehöre und ob durch einen Verkauf die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet werde – so wie beim Hamburger Hafen. Der chinesische Cosco-Konzern durfte bei einem Terminal dort am Ende nur mit einer Minderheitsbeteiligung von 25 Prozent einsteigen.

Wenn eine Gefährdung festgestellt werde, müsste der Verkauf von Hahn untersagt werden, sagte Habeck. „Aber das ist zu früh, um jetzt einen nicht abgeschlossenen Vorgang zu kommentieren.“

Beim Flughafen Hahn hat ursprünglich die Frankfurter Swift Conjoy GmbH das Rennen mit einem Höchstangebot gemacht – aber nie gezahlt. Plathner sprach nach der besonderen Gläubigerversammlung von vier Hahn-Schwestergesellschaften ohne die Nennung eines Firmennamen von einer ärgerlichen Hängepartie. Swift Conjoy ist nun definitiv aus dem Spiel.

Kein Verkauf um jeden Preis

Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Kirchberg, Wolfgang Wagner (CDU), betonte, dass alle vier gegenwärtigen Kaufinteressenten den Flugbetrieb am Airport Hahn erhalten und diesen nicht etwa in ein reines Gewerbegebiet verwandeln wollten. „Nur über Fracht und Passage“ mache ein Flughafen Geschäft und sichere seine Jobs. Die beiden weiteren Kaufinteressenten haben laut Wagner noch kein Preisangebot gemacht. Sie hätten beide im Umkreis einer Autostunde um den Flughafen Hahn ihren Firmensitz. Beide hatten sich laut Plathner bereits am ursprünglichen Bieterverfahren beteiligt.

Einst ist das Land Hessen mit einem Minderheitsanteil am einzigen größeren Airport in Rheinland-Pfalz eingestiegen. Dieser ist bereits seit Herbst 2021 insolvent.

Nach Hessens Finanzministerium wandte sich am Dienstag auch dessen Ressortchef gegen einen Verkauf des Flughafens an Charitonin. „Im Moment sollte und kann man keine Geschäfte mit russischen Oligarchen machen“, sagte Finanzminister Michael Boddenberg dem Radiosender „HR Info“. Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin ergänzte er: „Es ist ganz sicher so, dass jemand, der dort zum Milliardär wird, jemand ist, der von Putins Gnaden seine Geschäfte führt. Und so jemand darf kein Objekt in Deutschland oder Europa kaufen.“

Der CDU-Politiker wandte sich gegen einen Verkauf um jeden Preis. „Wir können das nicht verhindern, aber ich habe gestern dem Bundeswirtschaftsminister und dem Kanzleramtsminister einen Brief geschrieben, mit der herzlichen Bitte und Aufforderung, alle möglichen Wege zu prüfen, wie man diesen Verkauf verhindern kann.“ (tb/dpa)

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