Kuala Lumpur. Piraten haben im vergangenen Jahr mehr Menschen in ihre Gewalt gebracht als je zuvor - und die Gewässer vor Somalia bleiben die gefährlichsten der Welt. Zunehmend attackieren die Piraten ihre Opfer auf hoher See und nutzen die gekaperten Schiffe dann als Ausgangspunkt für weitere Überfälle, berichtete das Maritim-Büro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) am Dienstag in Malaysia. In der Hauptstadt Kuala Lumpur betreibt das IMB eine zentrale Meldestelle für Piratenangriffe.
„Sowohl die Zahl der Geiseln als auch der gekaperten Schiffe ist so hoch wie nie zuvor", sagte der Direktor der Meldestelle, Pottengal Mukundan, in Kuala Lumpur. Ende des Jahres waren noch 638 Besatzungsmitglieder in der Gewalt von Piraten.
Im vergangenen Jahr wurden 1181 Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen, 12,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Piraten brachten acht Geiseln um. 445 Piratenangriffe wurden insgesamt gemeldet - zehn Prozent mehr als 2009 -, von denen die meisten aber abgewehrt wurden. Gekapert wurden 53 Schiffe, 92 Prozent davon von somalischen Piraten. Seit vier Jahren steigt die Zahl der Überfälle deutlich. 2006 waren nur 188 Besatzungsmitglieder betroffen.
Vor Somalia wagen sich die Piraten immer weiter auf das Meer hinaus. „Schwer bewaffnete Piraten überwältigen große Fischerboote oder kommerzielle Schiffe, nehmen die Besatzung als Geisel und zwingen sie dann zu Angriffen auf andere ahnungslose Schiffe", sagte Mukundan. Die Schutzmaßnahmen auf See hätten nur begrenzten Erfolg, wenn in Somalia keine Stabilität hergestellt werde. (dpa)