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Neue Debatte um das Verbrenner-Aus

10.09.2025 08:35 Uhr | Lesezeit: 4 min
Verbrennerverbot auf Absperrband vor dem Auspuff eines Pkw
Das Verbrenner-Aus der EU müsse weg, fordern aktuell mehrere Politiker der Union
© Foto: studio v-zwoelf/stock.adobe

Vor allem aus der Union mehren sich derzeit Stimmen, die ein Ende des geplanten Verbrennerverbots in der EU fordern.

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Anlässlich der Eröffnung der IAA Mobility am 9. September in München haben sich Vertreter aus Politik und Industrie für Änderungen am Verbrenner-Aus ausgesprochen. „Einseitige politische Festlegungen auf bestimmte Technologien sind nicht nur für diese Branche grundsätzlich der falsche wirtschaftspolitische Weg“, sagte beispielsweise Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Es brauche mehr Flexibilität in der Regulierung. Ziel sei, „durch Technologieoffenheit Wettbewerbsfähigkeit und effektiven Klimaschutz“ miteinander zu verbinden, betonte Merz. Grundsätzlich müsse Deutschland „wieder ein wettbewerbsfähiger international anerkannter Wirtschaftsstandort werden, auf den die Welt nicht mit Verwunderung, sondern mit Bewunderung schaut“. Konkret geht es darum, dass ab 2035 in der EU nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden sollen. Bereits vorhandene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor können aber auch danach weiter ganz normal gefahren werden. Es ist also kein grundsätzliches Verbot für Verbrenner-Fahrzeuge vorgesehen.

Ende für das Verbrenner-Aus gefordert

Bereits im Vorfeld der IAA Mobility hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seine Forderung nach einer Abkehr vom Verbrennerverbot erneuert. So wie es jetzt konzipiert sei, sei es falsch und müsse aufgehoben und durch Alternativen ersetzt werden. Zudem forderte er, die CO2-Ziele „an die Realität“ anzupassen. Nach dem bayerischen Ministerpräsidenten hatte auch der baden-württembergische CDU-Vorsitzende Manuel Hagel vor einem Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor 2035 gewarnt. Hagel und forderte einen radikalen Schritt: „Das Verbrenner-Aus der EU muss weg. Es schadet der Innovation, schwächt unsere Industrie, gefährdet tausende Arbeitsplätze – und bringt unserem Klima nichts“, sagte er der „Deutschen Presse-Agentur“ nach einem Gespräch der Unions-Fraktionschefs aus Bund, Ländern und EU-Parlament mit Bundeskanzler Merz in Berlin.

Özdemir zeigt sich offen für Verschiebung

In Baden-Württemberg regiert Grün-Schwarz. CDU-Politiker Hagel ist Spitzenkandidat bei der Landtagswahl im März 2026. Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir zeigte sich prinzipiell offen für eine geringfügige Verschiebung des Termins für das Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotoren. „Gefordert ist jetzt ein Schulterschluss zwischen Industrie und Politik, der die nötige Flexibilität beim ,Wann' ermöglicht und gleichzeitig beim 'Wohin' klar Kurs hält: Mit einem Booster für eine flächendeckende europäische Ladeinfrastruktur, vergünstigtem Ladestrom, Weitblick beim Netzausbau etwa mit oberirdischer Trassenführung und einem Transformationsfonds für die Zulieferer“, sagte Özdemir.

Spahn setzt auf Einigung mit der SPD

In Berlin setzt Unionsfraktionschef Jens Spahn auf eine rasche Einigung mit dem Koalitionspartner SPD beim Thema Verbrenner-Aus. Die Union wolle mit der Automobilindustrie eine der stärksten Industrien in Deutschland mit Hunderttausenden Beschäftigten „erhalten, stärken, ausbauen“, sagte Spahn. Dazu gehörten Technologieoffenheit, mehr Flexibilität bei Flottengrenzwerten und eine bessere Anerkennung von anderen Technologien, sagte Spahn und fügte hinzu: „Aber natürlich müssen wir auch über das Nicht-mehr-Zulassen von Verbrennern ab 2035 in Europa reden.“ Ziel sei eine möglichst große Technologieoffenheit, bei der auch der Verbrenner eine Option sein könne. Mit dem Kanzler und den zuständigen Ministern werde es einen Automobildialog im Kanzleramt geben, sagte Spahn.

VDA fordert Kurskorrektur in der EU-Klimapolitik

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Autoindustrie (VDA), der die IAA Mobility veranstaltet, forderte einen Realitätscheck und eine Kurskorrektur in der EU-Klimapolitik gegenüber der Autoindustrie – beim Verbot neuer Verbrenner ab 2035, aber auch bei den Vorgaben zum CO2-Flottenausstoß. Dies sei keine Abkehr vom Ziel der Klimaneutralität, sondern im Gegenteil ein Betrag zu deren Gelingen, argumentiert sie. Wer „ohne Realitätsbezug“ an Zielen festhalte und nicht sehe, dass auf der Welt verschiedene technologische Optionen zum Gelingen der Verkehrswende betrügen, der gefährde nicht nur Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze, sondern auch das Ziel der Klimaneutralität.

Kritik kommt von Greenpeace

Laut Berechnungen von Greenpeace würden die Tankkosten in Europa deutlich steigen, sollte das für 2035 geplante EU-Verbrenner-Aus zurückgenommen werden. Die Organisation geht davon aus, dass die Kosten zwischen sechs und 20 Prozent steigen könnten. Konkret bedeute dies, dass Diesel oder Benzin für Verbraucher dadurch im Jahr bis zu 285 Euro teurer werden könnten, heißt es. Insgesamt rechnet Greenpeace mit Mehrkosten in der EU im dreistelligen Milliardenbereich. Wenn das Verbrenner-Aus zurückgenommen werde, brauche es dann mehr teurere E-Fuels, so Greenpeace. Für die Berechnung beruft sich Greenpeace unter anderem auf eine Untersuchung im Auftrag eines Verbands der Mineralölwirtschaft, die sich mit der Preisentwicklung von Kraftstoffen befasst. Greenpeace bezweifelt allerdings, dass ausreichende Mengen an E-Fuels überhaupt verfügbar sein werden.

IAA Mobility bleibt in München

Bereits zu Beginn der Eröffnung hatte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bekannt gegeben, dass die IAA weiter in München bleiben wird. Der aktuelle Vertrag läuft mit der diesjährigen Messe aus. Nun gibt es eine Einigung auf sechs weitere Jahre – also drei weitere Ausgaben.

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