Berlin. Viele Azubis in Deutschland sind mit dem Verlauf der von ihnen gewählten Ausbildung unzufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuell veröffentlichte Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). An der Umfrage beteiligten sich mehr als 9000 Azubis in den 25 häufigsten Ausbildungsberufen. Das Resultat: Während angehende Bankkaufleute, Industriemechaniker, Mechatroniker oder auch Steuerfachangestellte ihre Lehrzeit genießen, üben vor allem angehende Restaurant- und Hotelfachleute massiv Kritik. Aus dem Bereich der Logistik belegte der Ausbildungsberuf "Fachkraft für Lagerlogistik" in der Gesamtbewertung der Ausbildungsberufe nur Platz 18 von 25.
Für ein Gefühl der Enttäuschung sorgen vor allem eine schlechte fachliche Anleitung, permanent viele Überstunden, ein oftmals rauer Ton und der Eindruck, ausgenutzt werden. Die in aller Regel noch jungen Auszubildenden sind dem enormen Druck ihrer Ausbilder sowie der Kunden zum Teil rücksichtslos ausgesetzt. Wenige Lehrinhalte, dafür aber eine hohe Arbeitsintensität führen bei so manchem Azubi zu körperlichen und geistigen Erschöpfungszuständen.
Rund 40 Prozent aller Azubis müssen Überstunden leisten
Ausbildungsübergreifend liegt der Anteil der Auszubildenden, die Überstunden leisten, bei 40,6 Prozent. Fast jeder dritte Azubi (28,5 Prozent) muss nach eigenen Angaben ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen. Für die Azubis selber ist es schwierig, sich gegen die Überstunden zu wehren. Da sie einen guten Eindruck hinterlassen oder auf eine Übernahme nach Beendigung der Ausbildung hoffen, trauen sich nur wenige, die Mehrarbeit abzulehnen oder nach einem entsprechenden Ausgleich zu fragen.
Die Klagen über fehlende Auszubildende und Fachkräfte werden immer lauter, aber die Schwächen der Ausbildung werden in einigen Bereichen nicht beseitigt, bemängelt der DGB. "Die Auszubildenden von heute sind die qualifizierten Fachkräfte von morgen. Arbeitgeber haben es selbst in der Hand, Fachkräfte zu qualifizieren. Aber leider sind die Probleme von Auszubildenden in den letzten Jahren nicht geringer geworden", betont die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock.
Jeder zweite Azubi fühlt sich ungerecht behandelt
Auch eine ungerechte Behandlung im Betrieb ist aus Sicht der Auszubildenden kein seltenes Problem. Knapp die Hälfte (45,4 Prozent) der Befragten gab an, während ihrer Ausbildung "selten", "manchmal" oder "häufig" ungerecht behandelt worden zu sein. Dabei geht es nicht unbedingt um persönliche Konflikte zwischen Auszubildenden und Vorgesetzten. Vielmehr zeigt der Ausbildungsreport, dass die Auszubildenden in Betrieben mit unzureichenden Rahmenbedingungen und rauem Arbeitsklima verstärkt den Eindruck haben, ungerecht behandelt zu werden.
Ungeklärte Übernahmesituation
Sehr problematisch für die Auszubildenden ist die oft ungeklärte Übernahmesituation. Zum Zeitpunkt der Befragung wussten zwei von drei der Befragten (65,9 Prozent) aus allen Lehrjahren noch nicht, ob sie am Ende der Ausbildung übernommen werden. Lediglich ein knappes Viertel (24,3 Prozent) der Befragten hatte bereits eine Zusage erhalten. "Diese große Ungewissheit belastet die jungen Auszubildenden beim Eintritt ins Berufsleben", betont René Rudolf, Bundesjugendsekretär beim DGB. Er forderte die Arbeitgeber auf, "selbst gegen den beklagten Fachkräftemangel aktiv zu werden, junge Auszubildende nach dem erfolgreichen Abschluss zu übernehmen und ihnen eine reelle Chance zu bieten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen". (sno)
Daniel
Sv