Hamburg. Fühlen sich Mitarbeiter besser behandelt als ihre Kollegen, erbringen sie besonders gute Ergebnisse und steigern damit die Teamleistung. Führungskräfte profitieren deshalb davon, wenn sie Einzelne besser behandeln als andere. Zu diesem Schluss gelangt eine neue Studie der Kühne Logistics University in Hamburg. Diese hatte dazu insgesamt knapp 1000 Arbeitnehmer befragt und entsprechende Experimente durchgeführt.
„Seit 40 Jahren predigen Führungstheorien, dass es sich auszahlt, wenn man allen Mitarbeitern mit der gleichen Aufmerksamkeit begegnet“, sagt Professor Christian Tröster von der Kühne Logistics University. Die Studie zeige nun, dass es sich nicht lohne, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln. Das bedeute nicht, so Tröster, dass Vorgesetzte andere Mitarbeiter respektlos behandeln sollten. „Vielmehr gilt es, die Kollegen normal gut und fair zu behandeln. Die Bevorteilung muss auf eine sensible Art und Weise geschehen, die den Einzelnen stärkt und das Team nicht schwächt.“
Dies habe unter anderem ein Experiment mit gezeigt, in dem Gruppenleiter zu einzelnen Teilnehmern besonders freundlich waren. Sie hielten mit ihnen verstärkt Augenkontakt, gaben ihnen häufiger das erste Wort und lobten ihre Beiträge besonders. Das Ergebnis: Wer sich im Vergleich zu anderen besser behandelt fühlt, stärkt das Team und steigert so die Produktivität. Dagegen bringen Mitarbeiter, die gleich gut wie ihre Kollegen behandelt werden, weniger gute Ergebnisse. Um die anderen nicht zu verprellen, könnte es laut Tröster sinnvoll sein, sich auf Mitarbeiter mit hohem Potenzial zu konzentrieren. „Hat jemand gute Arbeit erbracht, sind Lob und Schulterklopfen gerechtfertigt. Unter diesen Umständen, so Tröster, „wäre das Verhalten des Chefs auch für die Kollegen verständlich.“ (eh)
stefan Müller