Wie können Unternehmen die aktuelle Generation Z und die nachfolgende Generation Alpha von einer Karriere in der Logistik begeistern? Welche Rolle spielen Social Media und Digitalisierung dabei? Und was müssen Unternehmen beherzigen, um dringend benötigte Azubis nicht nur zu finden, sondern auch dauerhaft zu halten? Diesen Fragen widmete sich eine Podiumsdiskussion zum Thema „Nachwuchs gesucht: Strategien gegen den Azubi- und Fachkräftemangel in der Logistik“ am 5. Juni auf der Messe Transport Logistic.
An der von VerkehrsRundschau-Redakteurin Mareike Haus moderierten Veranstaltung nahmen teil: Roland Rüdinger, Inhaber und Geschäftsführer der Spedition Rüdinger, Volker Kindler, Personalleiter der Geis Group, Laura Witzmann, Auszubildende zur Speditionskauffrau bei der Geis Group und Zweitplatzierte beim Wissenswettbewerb Best Azubi sowie Recruitingexperte Lucas Fischer.
Trend zu Corporate Influencern
Wie die Gen Z und Gen Alpha überhaupt tickt und wie eine erfolgreiche Recruiting-Strategie für Logistiker aufgebaut sein sollte, stand im Zentrum eines Impulsvortrags von Lucas Fischer, der mit seinem Unternehmen Translog Marketing Speditionen bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden unterstützt. „In der Logistik haben wir keinen Bewerbermangel – wir haben ein Wahrnehmungsproblem“, so Fischer. „Wenn man heute 16-Jährige danach fragt, was ein Spediteur so macht, kommt – nichts.“ Sichtbarkeit sei zwar die Währung im Recruiting. Bevor ein Unternehmen aber an der Social-Media-Präsenz arbeite, müssten zentrale Basics erfüllt werden, die ein Arbeitgeber mitbringen sollte. Für einen Großteil der Gen Z stehe bei der Arbeit das sinnstiftende im Fokus. Das gelte es zu transportieren. „Die Leute brennen dann dafür“, so Fischer.
Letztendlich sei für Unternehmen eine klare Vision, ein transparentes Karrieresystem und natürlich digitale Prozesse der Schlüssel für eine erfolgreiche Nachwuchsgewinnung. „Gehen Sie dahin, wo sich die Zielgruppe aufhält“, so Fischer. Und das seien täglich viele Stunden vor dem Bildschirm. Es reiche nicht, einmal im Monat einen Post auf Social Media abzusetzen. Der Trend gehe vielmehr zu Corporate Influencern, also Azubis, die aus ihrem Alltag berichten. Aber: „Hier bitte nicht zu werblich werden – junge Leute mögen es authentisch.“ Man müsse die Logistikbranche erlebbar machen. Und zwar Online- als auch Offline. „Auch ein Tag der offenen Tür kann eine riesige Aufmerksamkeit bringen“, so Fischer.
Logistik zum Anfassen
Mit Erlebnistagen im Unternehmen hat Roland Rüdinger sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Unternehmer aus Baden-Württemberg setzt auf einen „bunten Mix“ an Recruiting-Maßnahmen. „Wir sehen uns ein Stück weit als fahrende Litfaßsäule. Wir machen Werbung im Schulbus, gehen in die Schulen und laden auch sehr gerne Schulklassen zu uns ein“, so Rüdinger. Bei den Rüdinger-Erlebnis-Tagen erhalten schon Kinder ab acht Jahren einen praxisnahen Einblick in die Speditionswelt. „Rund die Hälfte der Azubis, die sich bei uns bewerben, sind mit uns als Unternehmen schon in Kontakt gekommen, sei es über das Ferienprogramm, Berufsorientierung in den Schulen oder durch Gespräche mit Freunden, die schon mal bei uns waren“, so Rüdinger.
„Logistik zum Anfassen, das Erleben, nicht Papier verteilen und Vorträge halten, ist ein ganz wichtiger Schlüssel“, bekräftigt auch Volker Kindler von der Geis Group. Das Unternehmen veranstaltet regelmäßig an seinen Ausbildungsstandorten Tage der offenen Tür, während Social-Media-Kampagnen zentral gesteuert würden. „Auf TikTok sind wir beziehungsweise unsere Azubis sehr aktiv“, so Kindler.
Laura Witzmann, die kurz vorm Abschluss ihrer Ausbildung als Speditionskauffrau bei Geis steht, wurde ebenfalls online auf das Ausbildungsunternehmen aufmerksam. Eigentlich wollte sie sich dort als Bürokauffrau bewerben. „Als ich im Bewerbungsverfahren dann aber erfahren habe, dass es auch die Möglichkeit einer Ausbildung zur Speditionskauffrau gibt und ich mich informiert habe, was diesen Beruf ausmacht, war die Begeisterung sofort da“. Momentan arbeitet Laura in der Abteilung Fernverkehr und möchte dies auch nach der anstehenden Übernahme weiterhin tun.
Die Hauptmotivation, warum sie den Weg in die Logistik angetreten hat: Vielen sei nicht bewusst, dass ohne Logistik nichts funktioniert. „Ohne uns Spediteure geht nichts.“ An ihre Altersgenossen hat die angehende Speditionskauffrau denn auch eine klare Botschaft. Ihre Antwort auf die Frage, Logistik in drei Worten zu beschreiben, lautet: „Aufregend, vielseitig, herausfordernd.“
Die Präsentationsfolien der VerkehrsRundschau-Vorträge auf der transport logistic Messe finden Sie hier.